Falsche GeschenkeWarum der Beschenkte für den Fehlgriff mitverantwortlich ist

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Geschenke sagen viel über die Beziehung zum Beschenkten aus. (Symbolbild)

  • Wie wir die Liebe finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psycholgen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und alles, was Paaren begegnet.
  • In dieser Folge schreibt Damaris Sander über falsche Geschenke und warum nicht immer nur der Schenkende für den Fehlgriff verantwortlich ist.

Ich bekomme von meinem Mann fast immer die falschen Geschenke. Ich finde, er bemüht sich nicht genug, herauszufinden, was mir wirklich Freude bereitet. In solchen Situationen frage ich mich, ob ich ihm überhaupt wichtig bin. Sollte ich das?

Neulich lief ich an einem Schaufenster vorbei, in dem leere Schachteln auslagen mit der Aufschrift „Nichts“. Der Beipackzettel dazu: „Für diejenigen, die sich mal wieder »nichts« gewünscht haben.“

Schenken ist vielschichtig: Es drückt etwas davon aus, wie wir die beschenkte Person und unsere Beziehung zu ihr sehen. Es fließt ein, welches Bild wir von uns selbst haben. Und das Schenken ist geprägt von Konventionen, Ritualen sowie unseren materiellen und zeitlichen Möglichkeiten.

Die Mitschuld des Beschenkten

Sie erleben die Geschenke Ihres Mannes als wenig passend und werden immer wieder in Ihren Erwartungen enttäuscht. Ein „wenn er mich doch wirklich lieben würde, würde er mir die richtigen Geschenke machen“ mag dahinterstecken. Ich will Ihre Enttäuschung nicht kleinreden, aber sind Sie damit einverstanden, einmal zu schauen, ob Sie etwas zum Misslingen des Schenkens beitragen? 

Denn dass Ihr Mann Ihnen häufig unpassende Geschenke macht, lässt mich stutzig werden. Vielleicht ist er ein grober Klotz ohne Gespür für sein Gegenüber. Vielleicht haben aber auch Sie Scheu oder eine Schwierigkeit, deutlich zu zeigen, was Ihnen Freude bereitet.

Es gibt Familien, in denen Bescheidenheit als wichtiger Wert vermittelt wird. Sich oder die eigenen Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen, ist tabu. „Kinder, die was wollen, krieg’n was auf die Bollen“, so lautet – vereinfacht – das Credo.

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Daraus entsteht ein inneres Dilemma zwischen tradierten Normen und dem Wunsch, sich zu zeigen und als die Person wahrgenommen zu werden, die man ist. Das Bedürfnis nach „differenzierter Spiegelung“, so nennen das die Psychologen.

Wenn man sich nicht zeigt, bekommt man allerdings auch wenig Resonanz auf die eigene Person. Das Gefühl, für jemanden anders wertvoll zu sein, kann man dann möglicherweise nur noch dadurch spüren, dass der andere sich um einen bemüht.

Eine unbefriedigende Lösung, weil sie a) häufig schiefgeht und b) einen selbst in eine passive, abhängige Position bringt. Der Ausweg besteht darin, sich Rechenschaft über eigene innere Verbote abzulegen, sie zu überprüfen und gegebenenfalls abzulegen.

Freude zeigen und Wünsche äußern

Nehmen Sie selbst wahr, woran Sie Freude haben, und zeigen Sie es! Das mag Ihnen zu Beginn fast ungehörig erscheinen, aber probieren Sie es ruhig aus!

Falls das keine Veränderung bewirkt oder Sie direkt beim Lesen zu wissen glauben, dass das oben Gesagte auf Sie nicht zutrifft, dann.... ist Ihr Mann in Bezug aufs Schenken vielleicht tatsächlich ein grober Klotz.

Dann allerdings sollten Sie die Hoffnung auf passende Geschenke gleich begraben, Ihrem Mann einen Wunschzettel schreiben und sich auf die anderen Qualitäten besinnen, die Ihr Mann ganz bestimmt hat.

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