Forscher messen nachSo schnell werden Autos zur Hitzefalle – auch im Schatten

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Ein Mädchen sitzt in einem Kindersitz in einem Auto.

Köln – In praller Sonne geparkte Autos können für Kleinkinder schon nach einer Stunde zur lebensgefährlichen Falle werden. Bereits nach dieser kurzen Zeit könne bei Zweijährigen die Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius klettern, was auf Dauer zum Hitzeschlag führe, berichten US-Forscher nach Tests in der Sommersonne von Arizona. Bei den Tests herrschten Außentemperaturen zwischen 36 und 41 Grad Celsius, die in Deutschland nur selten erreicht werden.

Nach 60 Minuten in der prallen Sonne steigen die Temperaturen auf über 47 Grad

Besonders schnell erhitzen sich demnach Kleinwagen. Im Durchschnitt wurde nach 60 Minuten in der prallen Sonne in allen Fahrzeugen über 47 Grad gemessen. Im Schatten geparkt sind die Innenraumtemperaturen nach einer Stunde mit knapp 40 Grad niedriger - sie steigen nach zwei Stunden aber ebenfalls kritisch hoch an, berichten die Wissenschaftler im Journal „Temperature“.

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Insgesamt maßen die Forscher der Universitäten von Kalifornien und Arizona in je zwei Kleinwagen, Mittelklasse-Limousinen und Minivans nach: Dabei wurden die Lenker und Armaturenbretter in Extremfällen bis zu 85 Grad heiß.

Auch ein Schattenparkplatz kann tödlich sein 

Um die Auswirkungen auf Kleinkinder zu bestimmen, nutzten die Experten mathematische Rechenmodelle. „Unsere Studie zeigt nicht nur die Temperaturunterschiede im Innenraum von Autos, die in der Sonne oder im Schatten geparkt wurden. Sie macht auch klar, dass sogar ein Schattenparkplatz für ein kleines Kind tödlich sein kann“, resümiert die Klimatologin und Ko-Autorin Nancy Selover. Atme ein Kind aus, werde die Luft feuchter und der Körper könne sich noch schlechter durch Schwitzen abkühlen.

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Sonne scheint auf parkende Autos.

Innere Verletzungen durch die starke Hitze könne ein Kleinkind auch schon unterhalb der 40 Grad-Grenze erleiden, ergänzt Autorin Jennifer Vanos. Manche Hitzeschlagopfer überlebten zwar, aber mit Hirn- und Organschäden.

Forscher hoffen auf Alarmsysteme der Auto-Hersteller

Ein Kind oder Haustier im Auto zu vergessen, könne jedem passieren, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Persönlichkeit, behauptet der Psychologe und Erinnerungsforscher Gene Brewer (Arizona State University). Oft geschehe so etwas, wenn tägliche, automatisch ablaufende Routinen durch zusätzliche Informationen, etwa einen wichtigen Telefonanruf, unterbrochen würden. „Funktional gesehen ist es kein großer Unterschied, sein Kind im Auto zu vergessen oder seine Schlüssel.“

Die Forscher hoffen deshalb, dass ihre Funde auch Autohersteller inspirieren - um Alarmsysteme für solche Fälle zu entwickeln. In den USA sterben jährlich im Durchschnitt 37 Kinder, weil sie in überhitzten Autos zurückgelassen wurden. Auch aus Brasilien, Frankreich, Belgien oder den Niederlanden sind Fälle bekannt. (dpa)

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