Phänomen PareidolieWarum manche Menschen überall Gesichter sehen – und andere nicht

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Steckdose_Gesicht

Köln – Lächelt mich das Auto dort drüben etwa an? Das Haus da hinten sieht aus als ob es grübelt. Und was ist eigentlich mit der Steckdose los? Sie wirkt, als würde sie schreien.

Eigentlich dürften diese Dinge überhaupt nichts tun. Doch auf viele Menschen wirken sie, als würden sie etwas tun oder etwas empfinden. Weil sie so aussehen, als hätten sie ein Gesicht. Eine Steckdose mit einem Gesicht, das klingt verrückt. Sind wir auch gleich verrückt, wenn wir das sehen?

Fachausdruck heißt Pareidolie

Pareidolie – so heißt der Fachausdruck für das Sehen von Gesichtern in leblosen Objekten. Forscher beschäftigen sich schon sehr lange mit diesem absurden Phänomen.

In einer Studie aus Tokio haben Wissenschaftler sogar ermittelt, was es über den Charakter eines Menschen aussagt, wenn er überall Gesichter sieht.

Personen, die in zufällig angeordneten Punkten Gesichter sahen, oder Pflanzen oder Tierformen ausmachten, waren diejenigen mit eher neurotischen Persönlichkeiten, berichtet das Wissenschaftsmagazin „Science of Us”.

Laut der Studie neigen also eher nervöse und angespannte Menschen dazu, Gesichter zu sehen. Und sie vermuten dadurch Gefahren auch dort, wo keine sind.

Die Erklärung der Forscher: Diese Fähigkeit sei evolutionsbedingt. Frauen könnten etwa böse Angreifer in Höhlen ausmachen, in denen sie eher wenig sehen.

Soweit die Studie. Aber sehen nur neurotische Menschen Gesichter in Objekten? Schließlich sehen wir schon als Kinder Gesichter in Wolken – auch wenn wir wenig gestresst im Gras liegen. 

Da liegt vielleicht ein anderer Grund nahe, die Autovervollständigung in unserem Gehirn. MIT-Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, Dinge schnell wiedererkennen zu können – um all die Eindrücke zu verarbeiten, die auf uns einprasseln. So können wir Situationen schneller einordnen und darauf reagieren. 

Schon Säuglinge sehen Gesichter

Außerdem sei der Mensch ein soziales Wesen, für ihn sei es eben wichtig, Gesichter auch als solche zu erkennen. Deshalb erkennen schon Säuglinge Gesichter.

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Was am Ende ein echtes Gesicht ist oder nicht – da ist unser Gehirn offenbar recht großzügig. Hausfassade, Betonpoller, Auto. Die Twitter-Seite „Faces in Things” hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Und postet nur Gegenstände, die uns an Gesichter erinnern. (mg)

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