BadeverboteFäkalien im Meer – Mallorca kriegt das Abwasserproblem nicht in den Griff

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Wegen Fäkalien zwischenzeitlich geschlossen: der Stadtstrand Ciutat Jardi in Palma de Mallorca.

Palma de Mallorca – Es scheint ein immer wieder auftretendes Problem zu sein: Wasser voller Fäkalien strömt in die Bucht von Palma de Mallorca. Erst vergangene Woche – mitten in der Saison –  mussten die Stadtstrände Ciutat Jardí und Can Pere Antoni wegen des Brackwassers in der Bucht geschlossen werden, wie das Online-Portal „Mallorca Diario“ schreibt.

Ursache ist eine veraltete Kläranlage

Ursache ist die veraltete Kläranlage bei Coll d’en Rabassa, die insbesondere bei Niederschlägen immer wieder überfordert ist. Die Folge: Ein Gemisch aus Regen- und Abwasser fließt in die Bucht.

Hoteliers und Anwohner gehen deshalb nun auf die Barrikaden. Der Präsident der Nachbarschaftsvereinigung von Palma, Miquel Obrador, erklärte: Die Anwohner hätten es satt, dass die Strände immer geschlossen werden müssten, „wenn zwei Regentropfen fallen.“ Das beeinträchtige nicht nur die direkten Nachbarn sondern alle Einwohner von Palma, so Obrador in „Mallorca Diario“.

Hoteliers fürchten um Palmas Image

Auch die Hoteliers in der Hauptstadt zeigen sich laut Mallorca Zeitung in einem offen Brief an Bürgermeister José Hila verärgert. Das Badeverbot mitten in der Saison schade dem Image der Stadt massiv, hieß es demnach darin. Die Hoteliers erhielten zahlreiche Beschwerden und Palma müsse um seine Wettbewerbsfähigkeit als Reiseziel fürchten.

Palma kämpft schon länger mit der Abwasserproblematik. Während der Badesaison im vergangenen Jahr war die Inselhauptstadt immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil an ihren Stadtstränden wegen verschmutzten Wassers rote Fahnen gehisst werden mussten.

Klopapierrollen, Kondome und Kot im Meer vor Palma

Auch Touristen beschwerten sich damals über den „ekelerregenden“ Gestank des „nach Urin riechenden Meers“. Klopapierrollen und Fäkalien trieben an den Badestränden im Wasser. Die Initiative Mallorca Blue teilt auf ihrer Facebook-Seite regelmäßig Videos von der grau-braunen Plörre, die in die Bucht fließt. Auch Kondome, Reinigungsmittel und andere Kosmetikartikel enden so im Meer. „Vom WC direkt in die Bucht von Palma“ titelte die Mallorca-Zeitung schon im vergangenen Jahr.

Doch die Kläranlage Coll d’en Rabassa ist dem Bericht zufolge nicht nur bei Niederschlägen überfordert. Die veraltete Anlage könne nämlich nur einen Teil des Wassers einer dritten, biologischen Reinigungsstufe unterziehen, die jedoch für dieses Gebiet vorgeschrieben sei. Die Situation werde in einer Bucht durch den geringen Austausch des Wassers mit dem offenen Meer noch verschlimmert.

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Palmas Bürgermeister José Hila erklärte dem Lokalmedium zufolge in einer Pressemitteilung, dass man ein Treffen mit einem Vertreter des spanischen Umweltministeriums beantragen werde, um den seit Jahren geplanten Ausbau der Kläranlage voranzutreiben. Derzeit sei das 80-Millionen-Euro-Projekt in der Planungsphase, zuständig sei aber die Zentralregierung in Madrid. Der Bau eines großen Regenrückhaltebeckens für mehr als 22 Millionen Euro habe bereits begonnen, doch die Arbeiten würden insgesamt zwei Jahre dauern.

Auch in der Bucht von Alcúdia gibt es Abwasser-Probleme

Auch an anderen Orten auf Mallorca gibt es Probleme mit dem Abwasser: Erst kürzlich wiesen Umweltverbände mit der schwarzen Flagge auf verunreinigtes Wasser vor den Stränden von Santa Margalida im Nordosten der Insel hin. In der Bucht von Alcúdia sorge auch eine veraltete Kläranlage für die Verschmutzungen und beeinträchtige etwa die Strände „Can Picafort“ und „Son Bauló“. Bei starken Regenfällen sei die Anlage vollends überlastet – und völlig ungeklärtes Wasser bahne sich seinen Weg ins Meer. (rer)

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