„Dieses Jahr besonders viele“Auch in Köln gibt es Bettwanzen – wenn auch nicht so viele wie in Frankreich

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Eine Bettwanze auf weißem Laken.

Bettwanzen sind mittlerweile gegen diverse chemische Behandlungen resistent.

Kölner Schädlingsbekämpfer erzählen, wie es bei uns mit den Bettwanzen aussieht und was man gegen die Insekten tun kann.

Nach den Urlaubszeiten rücken auch in Köln vermehrt Schädlingsbekämpfer gegen Bettwanzen aus. Die widerstandsfähigen Insekten breiten sich seit einigen Jahren immer mehr aus. In Frankreich, wo sie Kinos, Züge und die Pariser Métro befallen haben sollen, waren sie jüngst sogar Anlass für ein Krisentreffen unter Ministern. Wieso Bettwanzen ein ernstzunehmendes Problem sind, haben uns drei Kölner Schädlingsbekämpfer erzählt.

Bettwanzen werden immer resistenter

„Nächste Woche wird das Telefon nicht still stehen“, sagt Michael Schmitz in den Herbstferien. Er ist Kammerjäger in der Regionalfiliale von Rentokil. „Wir richten uns auf den Rückreiseverkehr nach der Urlaubszeit ein.“ Dann bringen Reisende besonders viele Bettwanzen mit. Doch je mehr gegen sie vorgegangen wird, desto resistenter werden die blutsaugenden Insekten. Auf viele chemische Mittel reagieren die Tiere nicht mehr. „Wir haben eigene Biologen, die permanent prüfen, welche Behandlungen am besten funktionieren“, sagt Schmitz.

Die blutsaugenden Insekten, die den Menschen als Hauptwirt nutzen, hinterlassen juckende Stiche und verbreiten sich vor allem über Koffer oder gebrauchte Möbel. Sie haben eine Lebenserwartung von sechs Monaten und sind mehrere Millimeter groß. Sie vermehren sich schnell, da eine weibliche Wanze um die 150 Eier ablegt.

Die Widerstandsfähigkeit dieser Wanzen macht auch Ali Muhderem zu schaffen. Ihm gehört die Kölner Schädlingsbekämpfung „Fänger“. Er sagt: „Wir müssen unsere Mittel regelmäßig wechseln.“ Und das sei teuer. „Wir nehmen an, dass die Bettwanzen aus London und Paris besonders resistent sind“, sagt er, denn dort werde viel chemisch bekämpft.

Behandlung mit Wärmekanonen

Wirksamer kann daher die Thermobehandlung sein. Mit sogenannten Wärmekanonen erhitzen die Schädlingsbekämpfer befallene Wohnungen acht bis 24 Stunden lang auf mehr als 45 Grad, um lebende Tiere sowie deren Eier abzutöten. Dafür bauen sie Betten, Fußleisten, Steckdosen und sogar Zwischenwände auseinander. Die einmalige Prozedur kostet je nach Befall und Wohnungsgröße um die 1000 Euro. Eine chemische Behandlung muss zwei- bis dreimal wiederholt werden und kostet jeweils etwa 250 bis 300 Euro. Heißdampfgeräte sind eine weitere Methode, mit der ein Schlafzimmer zweimal im Abstand von 14 Tagen behandelt wird. Die Kosten hierfür beginnen bei 500 Euro. Häufig werden Methoden kombiniert.

 „Dieses Jahr gibt es besonders viele Bettwanzen“, sagt Muhderem über die Lage in Köln. Seine sechs Mitarbeitenden schickt er jede Woche auf fünf bis sechs Einsätze. Aktuell machten Bettwanzen zehn Prozent seiner Aufträge aus, die anderen Verursacher sind vor allem Mäuse, Ratten und Kakerlaken. „Ich will keine Panik wie in Frankreich machen, aber es werden von Jahr zu Jahr mehr.“

Ausbreitung nimmt in Deutschland zu

Bettwanzen galten in Deutschland schon als ausgerottet, ihre Ausbreitung nimmt aber seit zehn bis fünfzehn Jahren wieder zu. Ab Mai bis in den Herbst hinein, wenn viele Reisende zurückkehren, treten sie in Köln mehr auf. Aber auch nach Karneval steigen die Einsatzzahlen der Kammerjäger. Hotels und Gemeinschaftsunterkünfte sind häufiger befallen. Auch einige Kölner WGs sind betroffen, sagt Knut Bramer, Inhaber des Betriebs „Mausfrei“. Seine Klientel sei überwiegend zwischen 18 und 35 Jahre alt – junge Menschen, die in eher günstige Hotels und Hostels reisen. Er behandele etwa drei akute Fälle in Köln pro Woche.

Mit Blick auf Frankreich sagt Bramer: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ausbreitung auch bei uns ansteigt.“ Deutsche reisen eben gerne in das Nachbarland. Zumindest die Sorge der Franzosen ist bereits übergeschwappt. „Bei uns klingelt das Telefon Sturm seit der Berichte über die Lage dort“, sagt Bramer. „Wir versuchen, den Leuten erstmal die Angst zu nehmen“, denn viele von seinen Anrufern hätten gar keine Bettwanzen, sondern höchstens Speckkäferlarven, die ebenfalls Hautreaktionen auslösen. Diese Insekten beißen nicht, haben aber Pfeilhärchen, die allergische Reaktionen auf der Haut auslösen können.

Um den Menschen zu helfen, die wirklich Bettwanzen haben, lässt sich Bramer Fotos der Tiere, Bisse und Spuren per Mail schicken und sortiert die harmlosen Fälle aus. Als ersten Anhaltspunkt verweist der Schädlingsbekämpfer auf eine Informationsbroschüre des Umweltbundesamts. Entdecke man tatsächlich Bettwanzen, sei immer ein Profi gefragt, sagt Bramer.

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