FinanztestMit 8 Tipps herausfinden, ob die Rente später reichen wird

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Eine Frau hält einen Bleistift in einer Hand und tippt auf einem Taschenrechner, daneben liegen Geldscheine.

Bei der Rente muss man ganz genau nachrechnen. Oft ist das kompliziert.

Eine Rentenberatung hilft, Lücken in der Altersvorsorge zu erkennen. Finanztest hat acht Tipps, wie man am besten vorgeht.

Wird die Rente später reichen? Je näher das Ende des Berufslebens rückt, desto öfter drängt sich diese Frage auf. Doch wie lässt sie sich beantworten? Im undurchsichtigen Dschungel der Standmitteilungen hilft oft nur eine Beratung. Doch in die sollte man nicht unvorbereitet gehen. Um eventuelle Rentenlücken früh erkennen und auch richtig schließen zu können.

Finanztest zeigt acht Schritte auf, wie sich die Altersvorsorge schon im Vorfeld überprüfen und die Beratung besser verstehen lässt. Die Tipps stammen aus den Erfahrungen von Testpersonen, die nach einer Schulung an einer Rentenberatung teilgenommen haben. Und die Ratschläge dank der guten Vorbereitung besser einordnen konnten.

1. Den richtigen Zeitpunkt zur Beratung nicht verpassen

Die Antwort auf die Frage nach dem Wann ist eine Zwickmühle. Auf der einen Seite lässt sich die Vorsorge in jungen Jahren einfacher anpassen, auf der anderen Seite lässt sich die Höhe der Rente im Alter besser abschätzen.

Finanztest rät, spätestens in der Mitte des beruflichen Lebens den ersten sorgfältigen Check der Altersvorsorge durchzuführen. Verheiratete sollten eine Beratung gemeinsam durchführen.

2. Die richtige Beratung finden

90-minütige Intensivgesräche zur Altersvorsorge bietet laut Finanztest aktuell nur der Rentenversicherungsträger in Baden-Württemberg an. Dank Videosprechstunden ist eine Teilnahme aber bundesweit möglich. Termine lassen sich telefonisch und per E-Mail vereinbaren, Finanztest empfiehlt die Kontaktaufnahme per Mail.

3. Rentenkonto auf den aktuellen Stand bringen

Vor einer Beratung sollte das eigene Rentenkonto auf dem neuesten Stand sein. Das heißt: Alle rentenrechtlich relevanten Zeiten sind dort eingetragen. Dazu zählen die Angaben über Beschäftigungszeiten, Arbeitslosigkeit und Krankheit, Kindererziehung, Schul- und Studienzeiten sowie die ehrenamtliche Pflege von Angehörigen. Wer sich nicht sicher ist, ob alles richtig eingetragen ist, kann über die Website der Rentenversicherung eine Kontenklärung beantragen.

4. Alle Rentenmitteilungen heraussuchen – auch private und betriebliche

Für eine umfassende Einschätzung der Situation müssen die Beratenden nicht nur Informationen über gesetzliche, sondern auch zu betrieblichen und privaten Rentenanwartschaften haben. Je vollständiger und genauer diese Angaben sind, desto besser. Die entsprechenden Mitteilungen können vor dem Beratungstermin auf einer Plattform hochgeladen werden. Finanztest listet auf, welche Stand- und Rentenmitteilungen wichtig sind:

  • Riester-Rente
  • Rürup-Rente
  • Betriebsrenten (auch von ehemaligen Arbeitgebern)
  • Verpflichtende Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes, etwa VBL
  • Private Rentenversicherungen
  • Rente aus einem Versorgungswerk
  • Renten aus dem Ausland

5. Erfassungsbogen von Finanztest

Unter test.de/erfassungsbogen stellt Finanztest eine Tabelle zur Verfügung, in der sich alle Rentenansprüche eintragen lassen. In einigen Fällen lässt sich die Rentenhöhe so schon selbst ganz gut abschätzen. Ist die Situationen komplizierter, hilft er zumindest, um sich gut auf die Beratung vorbereiten und gezielte Nachfragen stellen zu können.

Nicht nur beim Ausfüllen sollte man aber im Hinterkopf haben, dass es sich um Bruttowerte handelt. In vielen Fällen werden von den genannten Summen noch Sozialabgaben und Steuern abgezogen.

6. Inflation berücksichtigen

Gesetzliche Rentenerhöhungen richten sich auch nach der Lohnentwicklung und passen sich so zumindest einigermaßen an die Inflation an. Bei privater oder betrieblicher Rente sind Erhöhungen, unter anderem garantierte Verzinsungen bereits eingerechnet. Sie können also nicht so gut auf die Entwicklung von Kaufkraftverlusten reagieren. Das sollte man mit einplanen, betont Finanztest.

Als Richtwert könne man laut des Magazins „für die nächsten 20 Jahre bis zum Rentenbeginn einen Kaufkraftverlust von 2 Prozent pro Jahr“ einplanen. Damit sei man „einigermaßen auf der sicheren Seite.“ Bei demnächst anstehendem Renteneintritt sollte wegen der aktuell hohen Inflation höher kalkuliert werden.

7. Das Gesamtbild betrachten

Neben vielen Zahlen ist auch die spätere Lebenssituation wichtig für die Rentenberatung. Wer in einem Eigenheim wohnt oder nicht unerheblich erbt, wird auch mit einer niedrigeren Rente gut leben können.

8. Kontrolle über die Beratung behalten

Vor der Beratung sollte man sich die wichtigsten Punkte notieren – um diese während des Gesprächs abhaken zu können. Ziel ist es schließlich, dass man nachher deutlich schlauer ist als vorher. Deshalb: „Fragen Sie nach, wenn etwas unklar ist und unterbrechen Sie, wenn Sie etwas nicht verstehen“, betont Finanztest.

Wichtig sind laut des Verbrauchermagazins vor allem drei Punkte: Die Beratenden sollten die Rentenansprüche systematisch erfassen und im Nachgang zur Verfügung stellen. Die Höhe der fälligen Sozialabgaben und Steuern sowie die Inflation sollten miteinbezogen werden. Und: Droht eine Rentenlücke, sollten sie auf diese hinweisen sowie Tipps geben, wie sich dieser entgegenwirken lässt.

Finanztest: So lässt sich die Rentenlücke schließen

Fällt bei der Beratung auf, dass die Rente eine Lücke hat, ist der Schock wahrscheinlich erst einmal groß. Allerdings: Wer diese frühzeitig erkennt, kann sie besser schließen. Denn die in der Beratung errechnete Rente ist nicht in Stein gemeißelt, lässt sich im Anschluss selbstverständlich noch beeinflussen.

Eine Lösung ist, seine gesetzliche Rente zu erhöhen. Das hat Vor- und Nachteile. Unter anderem gibt es lebenslangen Geldfluss und einen gewissen Inflationsausgleich auf der anderen, aber auch eine von der Lebensdauer abhängige Rendite und wenig Flexibilität. Bevor man sich also für eine zusätzliche Einzahlung in die gesetzliche Rentenkasse entscheidet, sollte man seine Optionen gut abwägen. So kann es besser zur eigenen Lebenssituation passen, das Geld lieber anderweitig anzulegen. Beispielsweise in ein Eigenheim oder ETFs.

Wer sich aber für Ausgleichs- und Nachzahlungen bei der gesetzlichen Rente entscheidet, hat je nach Alter verschiedene Möglichkeiten. So können viele Beschäftigte ab einem Alter von 50 Jahren zusätzlich einzahlen. Eigentlich ist das dafür gedacht, um die Verluste eines verfrühten Renteneintritts auszugleichen. Wer aber trotz zusätzlicher Einzahlungen regulär in Rente geht, kann diese erhöhen. Dafür müssen Versicherte vor ihrer Regelaltersgrenze auf 35 Versicherungsjahre kommen.

Wer noch etwas Zeit bis zum 50. Geburtstag hat, kann trotzdem etwas für seine Rente tun. Für Menschen unter 45 Jahren gibt es die Möglichkeit, die rentenrechtlich nicht versicherten Jahre, in denen sie in der Schule oder der Universität gesessen haben, nachzuholen. Dafür müssen diese Zeiten aber gewisse Voraussetzungen erfüllen.

Eine dritte Möglichkeit zur Nachzahlung gibt es für Menschen, die geschieden sind. Denn die während der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften werden, falls nicht vorher anders festgelegt, bei einer Scheidung geteilt. Wer bei dieser Teilung Anwartschaften an Partner oder Partnerin abtreten muss, kann diese per Nachzahlung wieder einholen. Das funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei den Ausgleichszahlungen für einen früheren Renteneintritt.

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