Neue Arbeitsplätze und WeiterbildungsprogrammeMicrosoft investiert 3,2 Milliarden Euro in rheinische Regionen

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Hendrik Wüst und Agnes Heftberger stehen bei der „Microsoft AI Partner Training Roadshowauf der Bühne“.

Exzellente Voraussetzungen sieht Hendrik Wüst an Rhein und Ruhr gegeben, um in Sachen Künstlicher Intelligenz zum Vorreiter zu werden. Auch Microsoft-Deutschland-Chefin Agnes Heftberger zeigt sich optimistisch.

Microsoft trommelt bei Partnerfirmen für seine Investitionspläne. 

Die Eingangshalle des World Conference Centers (WCCB) ist erfüllt vom Summen deutscher und englischer Stimmen. Viele junge Männer in Hemd und Sneakers. „Irgendwann in der Zukunft“, sagt Agnes Heftberger, seit April neue Chefin von Microsoft Deutschland, „werden wir an Bonn zurückdenken und sagen: Das war der Ort, an dem wir die Initialzündung für eine neue Nutzung von Künstlicher Intelligenz gegeben haben.“

Bonn ist der von Microsoft erkorene Austragungsort für seine KI-Partnerkonferenz, die auf der ganzen Welt stattfindet, aber an diesem Mittwoch das einzige Mal in Europa. Rund 1000 Mitarbeiter von Partnerfirmen nehmen teil, darunter IT-Systemhäuser wie Bechtle, das mehrere Standorte in Deutschland hat, den größten mit etwa 650 Beschäftigten in Bonn. Sie nutzen Microsoft-Produkte selbst, vertreiben sie aber auch an Kunden weiter. Andere, größere Partner wie die Telekom betreut Microsoft direkt.

5000 neue Arbeitsplätze

Ginge es nach Microsoft und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU), entsteht in NRW bald die wichtigste Digitalregion Europas, mit dem Rheinischen Revier als Zentrum. Dort investiert Microsoft schließlich 3,2 Milliarden Euro und baut Rechenzentren im Rhein-Erft-Kreis und im Rhein-Kreis Neuss. Jeweils 2500 neue Arbeitsplätze in beiden Kreisen könnten durch die neuen Digitalparks entstehen. Von einem nordrhein-westfälischen Silicon Valley ist die Rede.

Ganz so einfach ist es freilich nicht. Gegen ein Silicon Valley mit NRW-Charakter sei zwar nichts zu sagen, meint Alexander Britz, der bei Microsoft für das Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern zuständig ist. Doch dafür dürfe es nicht mehr ein so starkes „Silodenken“ geben: „Für ein richtiges digitales Ökosystem müssen die einzelnen Akteure zusammenarbeiten.“

Auch Bonn, wo mit BSI, Telekom und vielen kleinen IT-Firmen wichtige Größen der digitalen Welt vertreten seien, habe das Potenzial, wichtiger Bestandteil eines solchen Ökosystems zu werden: „Die Startposition ist gut. Ob sie auch ausreichend genutzt wird, ist noch einmal eine andere Frage.“

Bonner Uni ist eine gute Voraussetzung

Microsoft soll als Magnet für die Region fungieren, erhofft sich die NRW-Regierung. Tatsächlich führe der US-Konzern derzeit Gespräche mit seinen Partnern, damit sich einzelne Teams in NRW ansiedeln, sagt die fürs Partnernetzwerk zuständige Edith Wittmann. Erste Ergebnisse werden in den kommenden Monaten erwartet.

Hendrik Wüst, der auf der Veranstaltung eine der Eröffnungsreden hält, rechnet vor: Durch die Nutzung von KI gebe es in der deutschen Wirtschaft eine zusätzliche Wertschöpfung von 330 Milliarden Euro. Am meisten profitiere NRW mit einem Potenzial von 68 Milliarden Euro. Wichtig sei KI aber auch für die Forschung, speziell in der Medizin. Doch die, so Wüst, sei „oft sehr langwierig, weil lange Versuchsreihen im Labor nötig werden“. Viele dieser einzelnen Etappen ließen sich aber ersetzen, sagt der Ministerpräsident. „KI kann ganze Forschungsschritte aus dem Labor in den Rechner holen.“ NRW habe mit der ausgeprägten Hochschullandschaft, mehr als 740.000 Studierenden und zwei Exzellenz-Unis – darunter die in Bonn – gute Voraussetzungen.

Weiterbildung in Sachen KIEs brauche aber auch „Basisregeln für die Nutzung von KI“, fordert Wüst. Hemmschwellen für Ältere und wenig Digitalaffine müssten abgebaut werden. Eine Aufgabe, die sich auch Microsoft auf die Fahnen schreibt: Mit einem Aus- und Weiterbildungsprogramm will der Konzern über alle Altersgruppen hinweg den Umgang mit ChatGPT und anderen Werkzeugen der digitalen Welt lehren. „Wir wollen ganz niedrigschwellig weiterbilden“, sagt Britz von Microsoft.

Am Ende erhofft man sich von dem Qualifizierungsprogramm aber vor allem die Möglichkeit, künftig mehr Auswahl an Fachkräften zu haben. Auch Schüler will das Unternehmen daher stärker auf KI-Themen vorbereiten (siehe Kasten). Wie und in welchem Umfang Microsoft jedoch bis Ende 2025 mehr als 1,2 Millionen Menschen in ihren digitalen Kompetenzen weitergebildet haben will, ist fraglich. Ein „sehr kurzer Zeithorizont“, sagt auch Deutschland-Chefin Heftberger.


Das Angebot

Für sein Weiterbildungsprogramm will Microsoft unter anderem nach den Sommerferien mit einem KI-Mobil an Schulen in Nordrhein-Westfalen Halt machen und Jugendliche schulen. Mit der Initiative „SkillHer“ sollen Frauen in kleinen Lerngruppen ihre technischen Fähigkeiten vertiefen. Und über 30-tägige Wettbewerbe können Beschäftigte aus Ministerien und Behörden in NRW ihre digitalen Kenntnisse aufbessern. (bän)

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