Interview

Neues Album mit Ballermann-Partyschlager
„Ein großer Sprung für die KI in der Musikbranche“

Lesezeit 4 Minuten
Kai Schöne produzierte passend zur neuen Party-Saison auf Mallorca das erste  Album mit künstlicher Intelligenz.

Mit KI zum Ballermann-Hit? Kai Schöne produzierte passend zur neuen Party-Saison auf Mallorca das erste Album mit künstlicher Intelligenz.

Ohne Gema und Gage: Kai Schöne setzt erstmals auf KI-generierte Party-Hits mit wirtschaftlichem Hintergedanken. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wird KI zum Konkurrenten echter Künstler? In der Nische des Party-Schlagers kann man das nun überprüfen. Die 16 Songs auf Kai Schönes Album „Kontrollierte Inseleskalation“ wurden von einer Künstlichen Intelligenz geschrieben und eingespielt. Im Interview mit Daniel Benedict beleuchtet der Produzent die Hintergründe.

Herr Schöne, Sie kündigen die erste KI-generierte Ballermann-CD an. Heißt das im Umkehrschluss: Alle bisherigen Ballermann-Hits stammen wirklich von echten Menschen? Sogar Ikke Hüftgolds „Scheiß auf dein Pferd, ich will nen Igel. / Denn so ein Igel, der kann fliegen“?

Ja, tatsächlich waren alle bisherigen Ballermann-Hits menschliche Kreationen, selbst solche lyrischen Perlen wie Ikke Hüftgolds „Scheiß auf dein Pferd, ich will nen Igel“. Mein Projekt „Kontrollierte Inseleskalation – Ballermann Exclusive“ ist das erste seiner Art, das vollständig mit künstlicher Intelligenz erstellt wurde. Ein kleiner Schritt für einen Songwriter, aber ein großer Sprung für die KI in der Musikbranche.

Beschreiben Sie mal kurz Ihre Methode: Mit welchen Schlagworten und musikalischen Vorgaben haben Sie den KI-Algorithmus gefüttert?

Die KI zu füttern ist ähnlich wie das Trainieren eines sehr literarischen Papageien. Ich habe detaillierte Anweisungen, sogenannte Prompts, verwendet, die genau festlegen, welche Stimmungen, Themen und stilistischen Elemente die KI verwenden sollte. Diese Prompts waren wie Rezepte, die genau beschreiben, was am Ende herauskommen soll – manchmal musste ich allerdings die KI daran erinnern, dass sie keine Science-Fiction schreiben soll. Von den initial 3000 generierten Tracks waren letztlich 16 gut genug, um auf das Album zu kommen. Eine Selektion, die zeigt, dass Quantität nicht immer Qualität bedeutet.

Welcher Ihrer neuen KI-Refrains ist denn ihrer Meinung nach der beste?

Der Refrain, der mich am meisten begeistert hat, ist direkt der erste Track auf dem Album: Eyo, eyo, Sommerparty am Strand, / Eyo, eyo, mit dem Drink in der Hand. / Eyo, eyo, alle tanzen so frei, / Eyo, eyo, die Nacht gehört uns zwei. / Er verkörpert perfekt das Lebensgefühl einer unbeschwerten Sommerparty und hat sich schnell als Ohrwurm etabliert.

Über KI-Fotografien muss man immer noch mal drübergucken, damit am Ende niemand zwölf Finger hat. Welche Fehler der musikalischen KI haben Sie bei den Ballermann-Songs aussortiert?

Einige der KI-Kreationen klangen, als hätte die KI kurz einen Jazz-Ausflug gemacht – interessant, aber nicht das, was man unter Partyhits versteht. Verzerrte Stimmen und Rhythmen, die eher zum Kopfschütteln als zum Tanzen anregten, mussten weichen. Ich musste sicherstellen, dass jeder Song den richtigen Groove hat, um die Tanzflächen zu füllen.

Und welche Fehler waren so gut, dass Sie sie dringelassen haben?

Es gab Fälle, in denen die KI überraschenderweise Teile ausgelassen hat, die aber rhythmisch interessant wirkten. Diese unerwarteten „kreativen Entscheidungen“ der KI haben den Tracks eine ungewöhnliche, aber sehr ansprechende Struktur verliehen und wurden aus diesem Grund beibehalten.

Sie verbinden die Veröffentlichung mit der guten Nachricht an Wirte, dass die Ballermann-Party ohne echte Künstler viel billiger wird. Was genau spart man als Veranstalter denn?

Veranstalter können mit KI-Musik deutlich Kosten sparen: Keine Künstlergagen, keine SUISA/GEMA-Gebühren, da KI-generierte Musik derzeit rechtlich nicht wie menschlich geschaffene Musik behandelt wird. Außerdem ist das Album auf allen gängigen Streaming-Plattformen verfügbar, was den Kauf von physischen Medien überflüssig macht.

Ist das nicht zugleich eine schlechte Nachricht für all die Partymusiker, die nicht ganz so gut verdienen wie Mickie Krause?

KI als Konkurrenz zu sehen, wäre zu kurz gedacht. Ich betrachte sie eher als eine Erweiterung des kreativen Werkzeugkastens. Traditionelle Musiker können die Technologie nutzen, um neue Ausdrucksformen zu erkunden und ihre Musik zu bereichern. Es ist eine Gelegenheit, nicht eine Bedrohung.


Ballermann-Saison hat begonnen

Der Bierkönig auf Mallorca hat mit einer viertägigen Opening-Party die Saison in der deutschen Urlauberhochburg eingeläutet. In den kommenden Tagen wird es wohl lange Schlangen am Einlass der riesigen Disco am Ballermann geben. Geht es nach den T-Shirts, die am Mittwochabend an die Partyurlauber verteilt wurden, ist Pink ganz klar die Trendfarbe des Sommers. Auch Pullis seien derzeit stark gefragt, sagte die Verkäuferin am Souvenirstand. Das dürfte am Wetter liegen. Auf der Deutschen liebsten Urlaubsinsel sind es tagsüber derzeit um die 20 Grad, nachts erreichen die Temperaturen aber noch nur einstellige Werte.

Zum Auftakt des viertägigen Openings platzte der Bierkönig fast schon aus allen Nähten. „Es ist unglaublich voll. Ich dachte, dass es eher ruhig losgeht“, sagte Partygast Marcus Aurelius. Der Berliner leitet den Verein „Suffgeschwader“. Der Name ist seit 2002 Programm: „Das Opening ist natürlich ein Pflichttermin.“ (dpa)

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