Kommentar zur UmfrageEltern, Lehrer und Bildungspolitiker müssen nun Konsequenzen ziehen

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
dpatopbilder - 05.02.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Demonstrierende halten bei der Kundgebung «Frankfurt steht auf für Demokratie» unzählige Lichter in die Höhe.

Viele Demonstrierende im ganzen Land setzen ein Zeichen für die Demokratie, wi hier in Frankfurt. Aber junge Leute halten teilweise nicht ganz so viel von ihr.

Eine Umfrage zeigt, dass junge Deutsche kein allzu großes Vertrauen in die Demokratie haben. Aber woran liegt das? Ein Kommentar

Das Vertrauen in die Demokratie ist nicht sonderlich ausgeprägt bei vielen jungen Erwachsenen. Das ist eine Gefahr, die jeden Einzelnen etwas angeht.

Vertrauen erfordert ein Fundament. Wenn nun rund die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland der Regierung misstraut, dem Parlament und der Demokratie, ist das Fundament dieser Staatsform stark beschädigt. Wie kann das sein? Immerhin gehören zu den Top-Themen, die junge Erwachsene hierzulande beschäftigen, der Klimawandel, Menschenrechte und sexualisierte Gewalt. Das sind nicht gerade Themen, bei denen man der amtierenden Bundesregierung Blindheit vorwerfen könnte.

Aber Vertrauen ist nicht nur rational. Es geht auch um das Gefühl, dass die zweifelnden Bürger gegenüber dem Staat und seinen Organen haben. Wer heute 18 bis 30 Jahre alt und hierzulande groß geworden ist, hat nie etwas anderes erlebt als eine demokratische Bundesrepublik. Aber für einen großen Teil der jungen Generation ist die Demokratie offenbar nichts, was man anstreben, verteidigen, gar feiern sollte, sondern eher etwas, das sie skeptisch betrachtet, als wäre es ihr aufgezwungen.

Was also ist zu tun, um eine Staatsform zu stärken, die auf das Vertrauen der Bürger angewiesen ist?

Berührung mit der Geschichte

Vertrauen besteht nicht nur aus Hoffnung, sondern auch aus Wissen und Erfahrung. Wer wirklich versteht, wie eine Diktatur funktioniert, kann nicht erwarten, in dieser Staatsform glücklich zu werden. Es braucht also Bildung, zuallererst in Schulen. Es braucht ein Grundwissen über die Funktionsweise des Staates, ebenso über seine Geschichte. Es braucht Berührung mit historisch bedeutsamen Orten, bestenfalls Kontakte zu Menschen, die wissen, wie sich Diktatur anfühlt und von denen es heute noch sehr viele gibt – zum Beispiel in der Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen, wo ehemalige Stasi-Häftlinge durch die Haftanstalt führen.

Die größte Gefahr für die Demokratie sind nicht diejenigen, die sie derzeit offen bekämpfen, sondern diejenigen, die zunehmend nicht für sie einstehen wollen. Eltern, Lehrer und Bildungspolitiker müssen daraus Konsequenzen ziehen. Aber auch der Nachwuchs ist gefragt: Demokratie lebt von Beteiligung. Wer Meinungsfindung in demokratischen Gremien erlebt, in Vereinen, in Parlamenten, bekommt ein besseres Gefühl dafür und lernt hoffentlich, wieder mehr zu vertrauen.

Rundschau abonnieren