Ärger mit dem HundekotMit DNA-Rückverfolgung gegen Tretminen auf dem Bürgersteig – geht das?

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Ein Mann greift auf einer Wiese in mit einem Hundekotbeutel nach einem Hundehaufen.

Ein Mann greift auf einer Wiese in mit einem Hundekotbeutel nach einem Hundehaufen.

In einigen Ländern werden Hundehalter nach Kot-Abgleich im Labor zur Kasse gebeten. Aber wie sieht es damit in Deutschland aus? Hier gibt es einige Probleme.

Unentsorgter Hundekot auf Fußwegen und Grünflächen ist für viele ein Ärgernis und schlecht für die Umwelt. In einigen Ländern spürt man daher mit DNA-Abgleichen die Verursacher auf – und bittet deren Halter zur Kasse. Auch in Deutschland wünschen sich manche Gemeinden diesen Weg, scheitern aber am Datenschutz.

Auf den ersten Blick mag es übertrieben oder auch ein bisschen lustig wirken: Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die mit einem Spezialset Proben von Hundekot auf dem Bürgersteig sichern, um anschließend die DNA des Übeltäters bestimmen zu lassen. Eine „Soko Kot“ sozusagen.

Auf der anderen Seite haben Städte wie Bozen und Brixen im italienischen Südtirol oder auch Gemeinden in Spanien, den USA, Kanada und Mexiko mehr als einen Grund, zu einem solchen Mittel zu greifen. Denn wenn zu viele Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer treuen Begleiter liegen lassen, verwandeln sich Gehwege in Hindernisparcours. Ganz zu schweigen davon, dass die Ausscheidungen von Dackel und Schäferhund erheblich der Umwelt schaden können.

Südtirol erstellt Datenbank mit Genen von 40.000 Hunden

Hauptproblem bei der Bekämpfung von „Falschkackern“ ist, dass diese nur selten auf frischer Tat ertappt werden. Und ist Haufen erst einmal in der Welt und Herrchen und Hund sind ihres Weges gezogen, lohnt eine Ermittlung nicht – es sei denn, man kann stichhaltige Beweise präsentieren. Wie etwa die DNA.

Auf diese Methode setzt seit Anfang des Jahres die Region Südtirol, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete. Von jedem der 40.000 Hunde in der Provinz soll ein Abstrich genommen werden, um die DNA zu ermitteln. Bisher sollen allerdings erst gut 5000 Tiere erfasst worden sein, was auch daran liegen könnte, dass die DNA-Bestimmung den Hundehalter 65 Euro kostet.

Zudem sollte jeder Hundehalter, wenn sein Vierbeiner registriert ist, dessen Kot besser entsorgen. Wird nämlich über einen DNA-Treffer der Verursacher eines nicht entsorgten Haufens ermittelt, drohen dem Hundehalter Strafen zwischen 292 und 1048 Euro.

Vorbild für Südtirol sind etwa Tel Aviv oder Barcelona, die den DNA-Abgleich schon länger nutzen. Es gibt auch Firmen, die sich speziell auf dieses Geschäft spezialisiert haben. Die US-Firma „Pooprints“, die laut eigener Auskunft der weltweit erste und größte Anbieter für Hundekotnachverfolgung ist, hat demnach 7000 Kommunen als Kunden. Rund 800.000 Hunde sind in der Datenbank von Pooprints gespeichtert.

Großer Aufwand für das „große Geschäft“

„Der Spiegel“ berichtet, dass es auch einige Gemeinden in Deutschland gibt, die „Falschkackern“ mit forensischen Mitteln auf die Spur kommen wollen. So lag etwa im nordrhein-westfälischen Weilerswist im September 2022 ein Plan vor, die DNA-Strategie einzuführen. Bis heute ist das aber nicht passiert.

Grund ist der Datenschutz. Die zuständige Behörde befürchtete, dass ein „Überwachungsdruck“ bei den Hundehaltern entstehen könnte. Allein ein dadurch erzeugter Verhaltensdruck könne demnach schon für eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte reichen, zitiert der „Spiegel“.

Die Datenschutzbedenken sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch inhaltliche Kritik an der DNA-Strategie gibt. In Südtirol wird etwa bemängelt, dass die Hunde von Urlaubern nicht erfasst werden. Auch gibt es Kritik am großen Aufwand, den das Konzept macht.

Darüber hinaus betonen – mutmaßlich vor allem Hundefreunde – dass auch frei laufende Katzen ihr Geschäft in der Öffentlichkeit machen. Deren Besitzer würden den Kot so gut wie nie einsammeln.

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