Eine Bekannte lässt die Energiesparlampe in der Küche den ganzen Tag brennen, „weil die ewig braucht, bis sie richtig leuchtet“. Das kann wohl nicht der Sinn einer Energiesparlampe sein. Und eine Kollegin erzählt, dass sie den mit Schuhen vollgestellten Wohnungsflur schon stolpernd durchquert hat, bis das Licht endlich an ist. Der geringere Stromverbrauch ist der klare Vorteil einer Energiesparlampe. Doch leider ärgern sich immer wieder Menschen über einen Nachteil: Die Lampen brauchen viel länger als die altgediente Glühbirne bis sie richtig hell strahlen. Woran liegt es, dass die Energiesparlampen so langsam sind?
„Die Kompaktleuchtstofflampen benötigen eine Vorheizphase, bis die Reaktion des Gasgemischs stattfindet“, erklärt Martin Bachler, Marketing-Manager des Herstellers Osram, wo vor 25 Jahren die moderne Energiesparlampe mit integriertem, elektronischem Vorschaltgerät entwickelt wurde. Während der Aufwärmphase kurz nach dem Einschalten werden nur zwischen 50 und 80 Prozent der Endhelligkeit erreicht. „Die Sparlampe wird niemals so schnell leuchten wie die Glühlampe, aber die temporärabhängige Helligkeit ist je nach Qualität und Technik verbesserbar“, so der Experte.
So braucht die Müller-Licht-Energiesparlampe 14965 fast vier Minuten, um auf 80 Prozent ihrer Leuchtkraft zu kommen, hat der aktuelle Test der Stiftung Warentest ergeben. Zum Vergleich: Die Toom Logo erreicht diese dagegen innerhalb von sieben Sekunden. Daneben sind die Philips Tornado Dimmable, die Müller-Licht Mini Spiral, Brilliant Minispirale und bei den Reflektorlampen der Osram Duluxstar Target Spot die Testsieger, was die Helligkeit nach dem Einschalten angeht. Diese Produkte sind deswegen für dunkle Ecken wie Keller, Flur oder vor der Haustür praktisch, weil es dort schnell hell sein soll.
„Die Schwäche der Schnelligkeit von Energiesparlampen ist den Herstellern bekannt, wir haben mit der neuen und patentierten »Quick light Technologie« den Lichtstromanlauf so verbessert, dass die volle Helligkeit doppelt so schnell erreicht wird“, sagt Osram-Mitarbeiter Bachler. „Viele Unternehmen setzen auf Kaltstart-Systeme, bei denen die Einschalthelligkeit höher ist“, erklärt Osram-Sprecherin Nadine Müller. Der Nachteil dabei ist, dass die Lampen nicht mehr so häufige Zyklen des An- und Abschalten überstehen. Die sogenannte Schaltfestigkeit leidet, weil die Lampe heftiger mit Elektronen „beschossen“ wird und daher beim häufigen Anknipsen schneller kaputt geht. Die Schaltfestigkeit erhöht sich durch eine Vorheizfunktion. In der Produktbeschreibung wird diese auch „Warmstart“ oder „preheating“ genannt. Das bedeutet, dass Energiesparlampen dann ihre volle Helligkeit mit Verzögerung erreichen, da sie erst auf ihre optimale Betriebstemperatur kommen müssen - sie sind also nicht schnell an.
Häufiges
Anknipsen
„Für den Keller ist eine geringe Schaltfestigkeit nicht so schlimm, da dort das Licht nicht so häufig angeknipst wird. Hier ist eine Kaltstart-Lampe sinnvoll“, empfiehlt Claudia Bruhn von der Verbraucherzentrale NRW. „Aber im Hausflur, wo das Produkt schnell und häufig gebraucht wird, ist eher eine Halogenlampe die Alternative.“ Das Energiesparpotenzial liegt aber nur bei 30 bis 50 Prozent im Vergleich zu einer klassischen Glühlampe.
Eine Energiesparlampe an einer ungeeigneten Stelle sollte aus Sicherheitsgründen besonders in Keller, Bad und Toilette ausgetauscht werden. „Es gibt immer einen Ort im Haushalt, der besser für die »störende« Lampe geeignet ist“, rät Elke Gehrke von der Stiftung Warentest. „Eine neues Produkt sollte im Laden ausprobiert werden, zum einen um zu sehen, ob sie funktioniert, aber auch um die Schnelligkeit und die Lichtfarbe zu testen.“
Durch die neue EU-Richtlinie, bei der jedes Jahr weitere Glühlampen-Modelle verboten werden, wird die Entwicklung der Energiesparlampe und anderer Technologien vorangetrieben. „Die Umstellung der Produktstrukturen fordert den Kunden mehr, weil er nicht nur auf die Watt-Angabe achten muss“, sagt Claudia Bruhn von der Verbraucherzentrale. Die relevanten Kriterien, die den Verbraucher interessieren, beachtet der aktuellen Energiesparlampen-Test der Stiftung Warentest auch.
Zwei Drittel aller Energiesparlampen kommen über „ausreichend“ nicht hinaus, sechs sind sogar „mangelhaft“. Der Grund: Massive Probleme in den Dauerprüfungen, vor allem schnell nachlassende Leuchtkraft und geringe Schaltfestigkeit. Hinzu kommt, dass die Tester einige Prüfpunkte strenger bewertet haben als bisher. Geprüft wurden 28 Lampen mit „warmweißem“ Licht (zirka 2700 Kelvin Farbtemperatur) und verschiedenen Helligkeiten, ausgedrückt als Lichtstrom von 100 bis 1300 Lumen. Sie kosten 2 bis 28 Euro.
Energiesparlampen verlieren technisch bedingt mit der Zeit an Helligkeit. Aber auch wenn die Lampe nicht mehr so hell leuchtet wie am Anfang, verbraucht sie dabei doch genauso viel Strom - sie wird also mit der Zeit ineffizienter. Sobald eine Lampe im Test nur noch 80 Prozent ihrer Anfangshelligkeit aufwies, galt ihre Nutzlebensdauer als beendet. Bei fast jeder zweiten geprüften Lampe war das schon nach weniger als 3000 Stunden der Fall. Manche kamen nicht einmal auf 1000 Stunden, die Lebensdauer herkömmlicher Glühbirnen. Ein Großteil der Lampen fiel überdies bereits nach weniger als 6000 Brennstunden ganz aus. Das ist weit entfernt von denAngaben auf der Verpackung. Da versprechen die Hersteller oft 10 000 Stunden und mehr. Auch die Schaltfestigkeit ließ oft zu wünschen übrig. Viele Lampen überstanden keine 10 000 Schaltzyklen, manche waren bereits nach 5000-mal An- und Ausschalten kaputt. In einem vielfrequentierten Treppenhaus wären solche Lampen schon nach wenigen Monaten hinüber. Die besten Modelle erreichen dagegen mehr als 70 000 Zyklen.
Viele „warmweiße“ Leuchtstofflampen verfälschen Farben, insbesondere Rottöne. Ein roter Teppich erscheint zum Beispiel etwas bräunlich. Wer eine möglichst natürliche Farbwiedergabe braucht, sollte zu „neutralweißen“ oder „tageslichtweißen“ Lampen mit Farbkennzahl 940 oder 965 greifen. (mit td)