„Vergewaltigung von Sprache“Umstrittener Autor Uwe Tellkamp kritisiert Gendern

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Autor Uwe Tellkamp (Archvbild).

Neubrandenburg – Die Schriftsteller in Deutschland müssten sich nach Auffassung des Autors Uwe Tellkamp (53) deutlicher als bisher gegen die Einführung von Gender-Sprachregeln positionieren. „Die Sprache ist wie eine tausendstimmige Orgel“, sagte Tellkamp am Dienstagabend bei einer Lesung anlässlich der Uwe-Johnson-Literaturtage in Neubrandenburg. Das umstrittene Gendern sei aber „eine Vergewaltigung von Sprache.“ Das sei, als ob man einem Organisten zwei Register der Orgel wegnehme, weil diese irgendwie kolonial belastet seien. Dann klinge die Orgel nicht mehr. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehne das ab.

Umstrittener Autor Uwe Tellkamp: Beifall in Neubrandenburg – Kritik im Netz

Ihm sei unverständlich, warum sich Autoren noch nicht intensiver dagegen einsetzen, sagte der Schriftsteller unter kräftigem Beifall. Widerspruch statt Beifall fing sich Tellkamp hingegen bei Twitter ein. Nachdem der Autor bereits mit Thilo Sarazzin, der unter anderem wegen rassistischer Ansichten in der Kritik steht, tourte, empört nun seine Positionierung gegen Gendern.

Besonders die Formulierung des Autors, Gendern als „Vergewaltigung von Sprache“ zu beschreiben, greifen viele Twitter-Nutzerinnen und Nutzer auf: Das relativiere sexualisierte Gewalt. Ein weiterer Twitter-User fragt: „Wie gut sind wohl die Bücher eines Autors, der nicht versteht, dass Sprache etwas sich veränderndes und fließendes ist...“

Autor Uwe Tellkamp verehrt DDR-Autorin Brigitte Reimann

In Neubrandenburg stellte der Dresdner seinen neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“vor. Dabei gab er sich auch als Bewunderer der DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933-1973) zu erkennen, die in Neubrandenburg gelebt hatte. „Sie hat mir sehr imponiert“, sagte Tellkamp nach einem Besuch im Reimann-Literaturmuseum. Reimann, als deren Hauptroman „Franziska Linkerhand“ gilt, gehörte zu den bekanntesten und streitbarsten Autoren in der DDR.

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Tellkamp, preisgekrönter Autor des Wenderomans „Der Turm“, war bereits nach Äußerungen über Flüchtlinge und angeblich drohende Repressionen gegen Andersdenkende in Deutschland in die Kritik geraten. Er hatte 2008 in Neubrandenburg für den Roman „Der Turm“ den Johnson-Preis erhalten, später den Nationalpreis und Deutschen Buchpreis. Dieser ging dieses Jahr an „Blutbuch“ von Kim de l'Horizon – ein Roman mit einer Erzählfigur zwischen den Geschlechtern. (juh/dpa)

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