Bio-Bauer Christoph LeidersDas ist der erste „Landwirt des Jahres“ aus NRW

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Bio-Bauer Christoph Leiders

Bio-Bauer Christoph Leiders 

Willich-Anrath – „Ich bin mit etwa sechs Jahren das erste Mal Trecker gefahren. Damals habe ich meinem Vater auf dem Feld geholfen und durfte ihn beim Rübenladen langsam fortbewegen. Die Leidenschaft ist geblieben: Ich fahre heute noch gerne Trecker,“ schmunzelt Christoph Leiders (55). Er ist der diesjährige „Landwirt des Jahres“ und damit – zusammen mit seiner Frau Beate – der erste Bauer aus Nordrhein-Westfalen, der diese begehrte Auszeichnung erhält.

„Die Bewerbung ging gar nicht von mir aus. Das war vor allem eine Idee von unserer PR-Mitarbeiterin Anika Launert. Als es dann ernst wurde, war ich natürlich auch gespannt“, erinnert sich Leiders. Schließlich habe sich eine Fach-Jury fünf Stunden seinen Hof am Niederrhein angeschaut. Die Präsentation übernahm Leiders höchstpersönlich, zusammen mit seinen Schwiegersöhnen. Dass wir dann tatsächlich den Preis gewinnen, damit haben wir natürlich nicht gerechnet. Es ist aber eine schöne Anerkennung für die Arbeit in den letzten knapp 25 Jahren.“

Frühaufsteher schon als Kind

Um 5.30 Uhr geht jeden Morgen der Wecker für den Bio-Bauern. „Ich bin es von früher aus meiner Familie gewohnt. Meine Eltern hatten einen kleinen Pachthof mit Milchwirtschaft“, erzählt Leiders. Den Hof hatte er dann 1987 gegen den Willen der Eltern in einer schwierigen finanziellen Lage übernommen und ihn dann nach und nach in einen ökologisch und ökonomisch nachhaltigen landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt, in dem heute 60 Mitarbeiter angestellt sind. In der klassischen Landwirtschaft arbeiten zehn Angestellte, davon zwei Frauen. Die übrigen Mitarbeiter auf dem Hof bewirtschaften die Backstube, die Metzgerei, den Hofladen und das Bistro. Leiders ist in der Region einer der Pioniere des ökologischen Landbaus.

Bio-Bauer Christoph Leiders Hof

Der Stautenhof in Willich-Anrath 

„Meine Frau und ich haben uns kennengelernt bevor ich Bauer wurde. Wir kannten uns aus der Schulzeit. Beate hatte mit Landwirtschaft gar nichts am Hut. Sie hat lange noch im Büro gearbeitet, als ich anfing, den Hof umzugestalten. In der Zeit half mir vor allem mein Vater, der noch rund zehn Jahre mitgearbeitet und seine Erfahrung eingebracht hat“, erzählt Leiders von den Anfängen.

Bio-Bauer Christoph Leiders mit Frau

Zusammen mit seiner Frau Beate leitet er den Stautenhof in Willich-Anrath. 

Als dann die beiden Töchter zur Welt kamen, habe seine Frau zunächst ihren damaligen Job ruhen lassen. „Nach ein paar Jahren haben wir uns zusammengesetzt und entschieden, dass sie nicht wieder einsteigt, sondern Aufgaben auf dem Hof übernimmt. Heute führt sie vor allem den Hofladen.“

Pionier als Bio-Bauer

Angefangen habe er damit, einen Stall für rund 100 Schweine zu bauen – damals war das noch keine Haltung nach Bio-Standards. Nach und nach übernahm er dann den Hof von der Verpächterin, beschreibt Leiders die Anfänge. „Ungefähr im Jahr 1997 habe ich dann entschieden, auf biologische Landwirtschaftskonzepte zu setzen. Ich war damals sicher einer der ersten Schweine-Bio-Bauern in der Region. Wichtig war mir, unseren Schweinen genügend frische Luft und Auslauf in unseren Ställen zu geben.“ Leiders verfüttert heute nur Produkte, die er selbst anbaut. Auf dem Hof wird geschlachtet und das Fleisch in der betriebseigenen Metzgerei weiterverarbeitet. Im Hofladen werden die Fleischprodukte direkt an die Kunden verkauft.

Bio-Bauer Christoph Leiders auf dem Trecker

Gerne dreht Leiders seine täglichen Runden auf seinem Hof und tauscht sich mit den Mitarbeitern aus wie hier mit der angehenden Studentin für Agrarwissenschaften Johanna Rottmann. 

„Das größte Problem zu Beginn für uns war, dass es damals, Ende der 1990er Jahre, für Bio-Produkte noch wenige Absatzmöglichkeiten gab. Geholfen hatte uns damals unter anderem der Auftrag des Gerling-Konzerns in Köln, der damals seine Kantine mit unseren Bio-Fleischprodukten bestückte.

Bio-Bauer Christoph Leiders mit seiner Kuh

Wenn Bio-Bauer Christoph Leiders Zeit findet, dann packt er selbst mit an.

Daneben belieferten wir noch eine weitere Großkantine eines Modekonzerns und einige Bio-Metzgereien in der Region“, so Leiders. Um das Jahr 2000 herum tauchte die Rinderseuche BSE („Rinderwahnsinn“) auch in Deutschland auf. Die verstörenden Bilder der erkrankten Kühe gingen damals durch die Medien. „Das hat uns tatsächlich geholfen, weil es das Bewusstsein für Bio-Fleisch enorm beflügelte. Und wir waren damals der einzige Hof in der Region, der Bio-Fleisch anbot.“

Vielfalt der Hofarbeit

Natürlich gab es bei den Kollegen viel Skepsis damals gegenüber seinen Konzepten für den Betrieb. „Ich habe in den Diskussionen immer versucht, nicht meine Kollegen zu kritisieren, sondern das Geschäft der großen Schlachtbetriebe, die Fleisch zu Dumping-Preisen herstellen“, so Leiders weiter. Sicher gebe es auch Bauern in der Umgebung, mit denen er über das Thema „Bio“ nicht rede, weil es keinen Sinn mache. Er konzentriere sich auch viel lieber auf seine Arbeit auf dem Hof.

Bio-Bauer Christoph Leiders Trecker

„Ich bin heute noch gerne auf dem Feld oder im Stall, und wenn Not am Mann ist, packe ich mit an. Die meisten Aufgaben im Betrieb liegen heute aber eher in der Organisation und der Kontrolle, ob alles läuft. „Ich genieße an meinem Beruf vor allem die tägliche Abwechslung.

Preis „Landwirt des Jahres“

Der „Ceres Award“ ist die höchste Auszeichnung in der Landwirtschaftsbranche. Der Preis ist mit insgesamt 10 000 Euro dotiert. Vergeben wird die Auszeichnung durch das Fachmedium „agrarheute“ vom dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag.

Neben dem Gesamtsieger „Landwirt des Jahres“ werden noch Sieger in zehn Einzelkategorien vergeben. Aus mehreren Hundert Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden 30 Finalisten ausgewählt, von denen eine Experten-Jury die Gewinner bestimmte.

Die Kriterien bei der Bestimmung der Sieger sind die bäuerlichen Fähigkeiten, Ideenreichtum in der Hofgestaltung und Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter, die Tiere und die Natur. (dhi)

Wenn ich meine Runden auf dem Hof nicht machen kann, um mit meinen Mitarbeitern über die Arbeit oder mit den Kunden über Gott und die Welt zu sprechen, dann fehlt mir was.“ Am meisten Spaß aber bereitet ihm, so Leiders, eine Idee auf dem Hof mit den Mitarbeitern umzusetzen – wie zum Beispiel eine modernere Sätechnik einzusetzen oder wie vor zehn Jahren die mobile Geflügelhaltung an den Start zu bringen. „Da kann ich mich richtiggehend vertiefen und bin mehrere Tage nicht ansprechbar, bis ich die Lösung gefunden habe“, grinst der Bauer aus Leidenschaft.

Um die Bio-Standards in jedem Jahr aufs Neue zu erfüllen, müsse er natürlich auf dem Laufenden bleiben. Aber wenn man ein wenig Erfahrung habe, sei das machbar. „Das Argument von manchem Kollegen, dass das alles zu kompliziert sei, lasse ich da nicht gelten“, sagt der Landwirt des Jahres.

Einmal im Monat gibt es zudem ein Treffen mit anderen Bio-Bauern aus der Region, wo man sich austausche über neue Entwicklungen und mögliche Probleme.

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