„Pulverfass“ in Volmershoven-Heidgen?Sorge um Methangase auf dem Sportplatz in Alfter

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Der Sportplatz des SC Volmershoven-Heidgen

Der Sportplatz des SC Volmershoven-Heidgen

Alfter – Befindet sich der Sportplatz des SC Volmershoven-Heidgen auf einem „Pulverfass“ wie Sandra Semrau von den Freien Wählern in der jüngsten Ratssitzung in den Raum warf? Muss schlimmstenfalls das Sportlerheim des Vereins abgerissen werden?

Geklärt werden konnten diese Fragen im Gemeinderat von Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) und der Verwaltung nicht. Ganz unberechtigt dürften die Sorgen allerdings nicht sein, denn fest steht, dass bei einer Methangasmessung auf dem Gelände – veranlasst durch die Bauaufsichtsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises – im vergangenen Jahr erhöhte Emissionswerte festgestellt worden sind.

Per Dringlichkeitsentscheidung beschlossen die Ratsmitglieder zunächst in nicht-öffentlicher Sitzung und anschließend im öffentlichen Teil, dass für die Umkleideräume des Sportlerheims eine Methangasüberwachungsanlage angeschafft werden soll. Sie wird rund 50 000 Euro kostet. Da es sich um außerplanmäßige Kosten handelt, sind diese nicht in den aktuellen Doppelhaushalt eingestellt worden.

Aufgefallen waren die hohen Messwerte, weil der SC Volmershoven-Heidgen im vergangenen Jahr eine Garage in Massivbauweise an sein Sportlerheim anbauen wollte. Um den Bauantrag stellen zu können verlangte die Bauaufsichtsbehörde Methangasmessungen im Außenbereich der Volmershovener Sportstätte.

Sportplatz steht auf einer ehemaligen Mülldeponie

Die Ursache war schnell gefunden. Der Sportplatz befindet sich auf einer ehemaligen Tongrube, die in den 60er und 70er Jahren als Deponie für Haus- und Sperrmüll, Aschen, Klärschlamm, Industrieabfälle, Erdaushub, Bauschutt, Holz und Plastik diente. In den 60er Jahren hatte die Stadt Bonn an der Hauptstraße zwischen Witterschlick und Volmershoven-Heidgen diese Halde angelegt. Im Zuge der kommunalen Neugliederung ging diese 1969 an die neu gegründete Gemeinde Alfter über. Bis 1975 wurde die Deponie genutzt. Das war damals nicht ungewöhnlich. Beinahe jede Kommune hatte ihre eigene Müllkippe. War diese voll, wurden sie meist einfach planiert und versiegelt. Sportplätze, Parks und manchmal auch Wohnsiedlungen entstanden auf solchen Halden. Mögliche Spätfolgen für die Umwelt waren seinerzeit kaum ein Thema.

Bereits 1987 ergaben Bodenluftuntersuchungen sowohl einen hohen Methangasgehalt. Im Innenraum des Sportlerheimes wurden damals jedoch keine Deponiegase nachgewiesen. 2001 wurde der Sportplatz saniert, zehn Jahre später ließen die Kicker den Aschenplatz gegen einen Kunstrasenbelag austauschen. Damals hofften die Verantwortlichen des SC Volmershoven-Heidgen wie auch Bürgermeister Schumacher, dass sich damit auch endgültig die leidigen Probleme mit den Altlasten erledigt hätten.

Warnanlage wegen Explosionsgefahr

Mitglieder des Sportvereins erinnerten sich 2011 daran, dass früher die Oberfläche des Platzes immer wieder absackte, was bisweilen einen Spielbetrieb unmöglich machte. Das Gas, das mehrfach in den 1980er Jahren gemessen wurde, galten als gesundheitlich unbedenklich. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sollen Methangase in der Tat für Menschen ungiftig sein. Allerdings ist das Gas explosiv. Drei bis vier Prozent sollen davon nicht in der Luft sein. Um dies zu verhindern, soll in den Umkleidekabinen des Sportlerheims nun eine Methangasüberwachungsanlage installiert werden.

Diese Anlage soll Kontaktpersonen telefonisch informieren, wenn die Gaskonzentration kritische Werte erreicht. Die Alarmierten sind dann für die Lüftung der Räume verantwortlich. Außerdem gibt die Gaswarnanlage bei einer erhöhten Methankonzentration ein sichtbares Signal, damit Personen in dem Gebäude gewarnt sind. Sollten vermehrt erhöhte Werte gemessen werden, muss eventuell eine Lüftungsanlage installiert werden. Diese hätte dann für einen kontinuierlichen Luftaustausch zu sorgen.

Jahrzehntelang waren auf dem Sportplatz keine Messungen mehr vorgenommen worden. 2020 zum ersten Mal wieder. Darum sind noch einige Fragen offen. Etwa, ob die Fundamente noch deponiegerecht sind. „Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass durch die Fundamente Methangas in das Gebäude eindringen kann, muss hier eine Lösung gefunden werden, um Menschen und Vermögen vor Schaden zu bewahren“, empfiehlt die Gemeindeverwaltung. Zudem räumte die Verwaltung ein, dass Bodenplatten von Gebäuden und Abdichtungen von Hausanschlüssen Alterungsprozessen unterliegen: „Daher kann nicht sicher davon ausgegangen werden, dass diese noch deponiegasdicht sind.“

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Bürgermeister Rolf Schumacher hofft nicht, dass dies letztendlich bedeutet, dass das 1994 größtenteils in Eigenleistung von den Vereinsmitgliedern erbaute Sportlerheim, das mehrfach umgebaut wurde, abgerissen werden muss. Das könnte jedoch eine Konsequenz sein, wenn die Gasbelastung dauerhaft zu hoch wird.

Thomas Klaus (SPD) beschlich ein ungutes Gefühl, was die Zukunft des Platzes anbetrifft: „Hoffen wir mal nicht, dass durch mögliche chemische Verbindungen hier eine Gefahr ausgehen könnte.“ Sandra Semrau befürchtet, dass hier auf die Gemeinde noch hohe Folgekosten zukommen könnten.

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