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Bühne nicht fertigAlfterer Freilichtwandertheater muss improvisieren

Lesezeit 5 Minuten
Fantasiewesen lauern beim „Zauberer von Oz“ in Alfter am Wegesrand.

Fantasiewesen lauern beim „Zauberer von Oz“ in Alfter am Wegesrand.

Das Freilichtwandertheater Alfter hat aufgrund hoher Kosten für Baucontainer, die kurzfristig beschafft werden mussten, eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen.

So viel Improvisationstalent musste das Ensemble des Freilichtwandertheaters Alfter selten aufbringen: Eigentlich sollten die Generalprobe und die Premiere des Stückes „Der Zauberer von Oz“ auf der neuen Hauptbühne am Wochenende am Buchholzweg starten, doch es kam anders, wie Peter Eßer vom Theaterverein erklärte. Es gab ein Problem mit dem Fundament und der Fertigstellung des Bühnengerüsts.

„Wir haben es einfach nicht geschafft, Pläne gehen auch schon einmal schief“, räumte Eßer ein. Doch Aufgeben war keine Option, und Hilfe kam von Bühnenbildner Till Mausolf: „Er hat ein großes Wunder vollbracht“, betonte Eßer. Mausolf hatte Kontakt zur Herseler Firma Baumann aufgenommen, die bekannt ist für ihre Schwertransporte. So wurden zwei Baucontainer organisiert, die vor die unfertige Bühnenkonstruktion gestellt wurden. Auch erwies es sich als nicht ganz einfach, die schweren Container mit einem Kran zu platzieren, da der Untergrund mehrmals einsackte.

Eine Szene aus „Der Zauberer von Oz“: Im Regenbogenland bei den Mümmlern.

Eine Szene aus „Der Zauberer von Oz“: Im Regenbogenland bei den Mümmlern.

Am Ende standen die Container doch am Donnerstag, also zwei Tage vor der öffentlichen Generalprobe, erhielten ihren letzten Anstrich und die Kulisse konnte dort angebracht werden. Durch die Verzögerung beim Bau geriet der Freilichtbühnenverein nun aber „ordentlich in die Miesen“, wie Eßer schilderte. Rund 20 000 Euro müssen nachfinanziert werden. Dafür wurde eine Crowdfunding-Aktion mit der VR-Bank organisiert.

Die Besucher der bestens besuchten öffentlichen Generalprobe und der fast ausverkauften Premiere bekamen die Turbulenzen nur am Rande mit. Sie hatten sichtlich ihren Spaß an der neuen Aufführung des Wandertheaters und verfolgten mit Begeisterung, wie das Mädchen Dorothy von ihrer Farm in Kansas mit ihrem Hund Toto und ihrem Haus durch einen Sturm in das Regenbogenland, in dem die Mümmler wohnen, weggeweht wurde. Das Haus hatte die böse Hexe zerdrückt. Die Mümmler sind nun befreit und schenken Dorothy zum Dank die roten Zauberschuhe der Hexe, die ihr auf dem Weg zurück nach Hause zu ihrer Farm Glück bringen sollen.

Auf dem Weg zum Schloss von Oz

Doch bevor sie nach Hause gehen kann, muss sie erst den Zauberer von Oz aufsuchen, denn nur er kann ihr helfen. Dafür muss sich Dorothy auf den „gelben Weg“ begeben und drei Weggefährten finden, denen der Zauberer von Oz ihren jeweils „sehnlichsten Wunsch“ erfüllen soll. Unterwegs trifft Dorothy auf „Scheuch“, die Vogelscheuche ohne Verstand, die sich ein Gehirn wünscht, „Blechbüx“, der sich ein Herz wünscht um sich zu verlieben und den verängstigten Löwen, der sich Mut wünscht.

Die Besucher erwartet erneut eine zauberhafte Vorstellung mit tollen Darstellern.

Die Besucher erwartet erneut eine zauberhafte Vorstellung mit tollen Darstellern.

Wie immer wandern die Zuschauer mit ihren Klappstühlen zu den verschiedenen Naturbühnen oberhalb Alfters in der Nähe des Friedensweges und begleiten die Schauspieler von Szene zu Szene. Los geht es auf der Hauptbühne, danach hinunter in die Tannensenke, anschließend durch den Wald Richtung Aussichtspunkt Böhling mit dem überwältigenden Panoramablick über Alfter und bei guter Sicht mit Blick auf den Kölner Dom und zum Finale schließlich wieder zurück zur Hauptbühne. Entlang des „gelben Weges“ begegnen den wandernden Gästen Hexen, Feen und andere Fantasiewesen. Langweilig wird es während der gut dreistündigen Spielzeit niemandem.

Alfter: Generationenwechsel im Ensemble

Unter der Regie von Bernhard Altfeld spielt ein gewohnt bestens aufgelegtes Ensemble meist mit Laiendarstellern und wenigen Profis besetzt ein herzerfrischendes Spektakel für Jung und Alt. Dabei wird in der über 20-jährigen Tradition des Wandertheaters – 2002 begann alles mit der Aufführung der „kleinen Hexe“, damals noch im Park des Alfterer Schlosses – wie immer der Inklusionsgedanke großgeschrieben: „Die Idee unserer Bühne ist es, Menschen, die Lust haben, Theater zu spielen, diese Möglichkeit zu bieten, egal, welche Fähigkeiten sie mitbringen. Das Motto unserer Bühne lautet: Wer will, kann!“, so Altfeld. Castings, in denen ausgesiebt wird („Du darfst! Du darfst nicht!“) gibt es nicht.

Auf diese Weise findet sich jährlich eine Theatergruppe von mehr als 80 Menschen aller Generationen Jahren zusammen, die ihr Publikum aus nah und fern begeistern. Die intensive, gut drei Monate lange Probezeit beschreibt Altfeld als „soziales Kunstwerk“. Auch hinter den Kulissen arbeiten seit Jahren viele vertraute Personen mit. Musiker Peter Philipzen schrieb wieder die Lieder und zeichnete für die Band verantwortlich, die ebenfalls mit viel Leidenschaft aufspielte.


Noch bis Ende September spielt das Freilichtwandertheater Alfter an allen Wochenenden das Stück „Der Zauberer von Oz“. Beginn ist jeweils um 15 Uhr. Einlass 30 Minuten vorher. Spielort ist der Buchholzweg/Ecke Hühnerbuschweg/ Friedensweg in Alfter. Da die Parkmöglichkeiten für Pkw im Ort begrenzt sind und es an der Bühne keine Stellplätze gibt, empfiehlt sich die Anreise per Bus, Bahn, Rad oder zu Fuß. Karten gibt es im Vorverkauf bei „Gabis Fotowelt“, Am Herrenwingert 14“, 53347 Alfter (Kinder 10 Euro, Erwachsene 15 Euro, an der Tageskasse gibt es einen Euro Aufschlag) oder online unter www.freilichtbuehnealfter.de. Dort gibt es auch tagesaktuelle Informationen und Hinweise zur Crowdfunding-Aktion. (fes)


Mausolf war für das Bühnenbild verantwortlich, Nicola Inden für die Choreographie, Petra Eberz und Julia Heyden sorgten mit den ihnen kreierten Kostümen dafür, dass „sich das Auge an Ästhetik, Verrücktheit und Farben besaufen kann“, wie es im Programmheft heißt. Für die Requisiten zeichnete Renate König verantwortlich, um nur einige zu nennen, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Nicht zu vergessen die vielen Darsteller.

In diesem Jahr wurde ein Generationenwechsel vollzogen. „Ältere Hasen“ wie Ralf Hafner oder Doris Muhr spielten zwar weiterhin mit, die Hauptrollen gingen aber an jungen Akteure, die oft auch schon seit einigen Jahren Theaterluft in Alfter geschnuppert haben. Sämtliche Hauptrollen waren doppelt besetzt, für den Fall, dass einmal jemand ausfällt. In die Rolle der Dorothy schlüpften sowohl Teresa Schüller als auch Lina Bruns, Toto wird von Sarah Pinsdorf und Linda Stoll, Blechbüx von Norah Lehnen und Kjell Rißmann, der Löwe ohne Mut von Nadine Orth und Theresa Szostak und Scheuch von Caroline Beseke und Marietta Inden gespielt.