Vor Altkleidercontainern in Bornheim und Alfter türmen sich Kleidungsberge auf, illegal abgelagerte Abfälle nehmen zu: Arbeiterwohlfahrt und Abfallentsorger rätseln, wer die Verursacher sind.
Anstieg illegaler MüllablagerungenAltkleidercontainer in Bornheim und Alfter betroffen

In den vergangenen Tagen häuften sich wilde Müllberge vor vielen Altkleidercontainern in Alfter und Bornheim wie hier im Gewerbegebiet in Kardorf.
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Auf dem großen Parkplatz im Kardorfer Gewerbegebiet, vor dem Bornheimer Rathaus in Roisdorf oder an der Kronenstraße in Alfter-Ort: In den vergangenen Tagen bot sich rund um die grünen Altkleidersammelcontainer das gleiche Bild. Berge von Kleidungsstücken türmten sich um die Behälter auf, bisweilen lagen sie wahllos verstreut auf Straße und Gehwegen. Eine echte Müllhalde. Bilder wie diese gingen auch durch die sozialen Netzwerke und dürften künftig vermehrt zum Alltag gehören. Denn es werde immer mehr „wilder Müll“ auf Straßen oder in der Natur entsorgt, erfuhr die Rundschau auf Nachfrage. Wer macht denn sowas?
Eine Antwort auf diese Frage hätten die betroffenen Kommunen, die für die aufgestellten Sammelcontainer verantwortliche Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) sowie der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bonn/Rhein-Sieg auch gerne. Zwischen der AWO und der RSAG besteht seit Jahren eine Kooperation. Der Wohlfahrtsverband leert die grünen Container, sortiert deren Inhalt nach gut erhaltener gebrauchter Kleidung, um diese dann für soziale Zwecke weiterzuverwenden. Die gemeldeten Plätze waren der RSAG bekannt, stellen jedoch nach Einschätzung des zuständigen Pressesprechers Philip Moll eine Momentaufnahme dar und lassen derzeit keine eindeutigen Schwerpunkte erkennen.

Müll liegt auch vor dem Altkleidercontainer in der Kronenstraße in Alfter-Ort.
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„Wir stellen aber fest, dass die Ablagerung von wildem Müll an Altkleidercontainern im gesamten Kreis zugenommen hat“, betonte Moll auf Anfrage: „Vandalismus an Altkleidercontainern ist aus unserer Sicht ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem nicht mit einer einzigen Maßnahme begegnet werden kann. Die RSAG stellt bei jeder Beschädigung Strafantrag.“ Die häufig geäußerte Vermutung, dass gezielt nach Markenkleidung gesucht werde, könne laut Moll weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Auch bei der Gemeinde Alfter hat das Beschwerdemanagement in den vergangenen Tagen „gehäuft“ Meldungen zum „wilden Müll“ über die Melde-App oder das Kontaktformular der Internetseite der Gemeinde erreicht, so Gemeindesprecherin Maryla Günther dieser Zeitung gegenüber. Dabei wurden nicht nur die Müllberge vor den Altkleidercontaintern gemeldet, sondern auch größere Mengen Bauschutt, Altreifen oder Restmüll in der Natur. Hinweise auf die möglichen Verursacher gebe es bisher nicht. Bürger, die Beobachtungen machen, sollen sich an das Ordnungsamt unter der Rufnummer (0228) 6484-115 oder per E-Mail ordnungsamt@lfter.de wenden.
Hohe Kosten für die Beseitigung
„,Wilder Müll' beeinträchtigt nicht nur das Ortsbild. Die Beseitigung verursacht auch hohe Kosten, die über Steuern und Gebühren beglichen werden müssen. Wer bei der illegalen Beseitigung seiner Abfälle angetroffen wird, kann neben den anfallenden Entsorgungskosten mit einem Bußgeld belangt werden“, betonte Maryla Günther.
Katja Ruiters, bei der AWO Bonn/Rhein-Sieg zuständig für den Geschäftsbereich Eingliederungshilfe und Arbeit, erklärte der Rundschau gegenüber, dass sich seit dem Inkrafttreten des neuen EU-Abfallwirtschaftsgesetztes zur getrennten Erfassung von Alttextilen derartige Vorfälle leider deutlich häufen würden: „Wir beobachten diese Entwicklung kreisübergreifend an vielen unserer Altkleidercontainer. Die Häufigkeit der Reinigungseinsätze hat sich in den letzten Monaten deutlich erhöht.“ Auch Ruiters weiß nicht, wer hinter den Vorfällen steckt: „Es ist schwierig, die Motivation und Hintergründe der Verursacher einzuschätzen, da wir selten Zeugen der Vorfälle werden. Die Hinterlassenschaften geben uns auch keine eindeutigen Hinweise auf die Absichten der Verursacher.“
Auf die Sammelcontainer zu verzichten ist für Katja Ruiters keine Option, da es sich um ein Integrationsprojekt handele, das behinderte Menschen beschäftige: „Das ist der eigentliche Wert neben den Nachhaltigkeitsapsekten. Selbstverständlich bemühen wir uns in engen Absprachen mit der RSAG sowie mit BonnOrange, unsere Kosten für die Entsorgung des hinterlassenen Mülls einigermaßen in Grenzen zu halten.“ Die AWO arbeite deshalb eng mit den Entsorgungsbetrieben und den Ordnungsbehörden zusammen, um nachhaltige Lösungen für das Problem zu finden: „Zusätzlich prüfen wir verschiedene Maßnahmen wie verstärkte Kontrollen und eine verbesserte Beschilderung“, sagte Ruiters.
Wenn ein Container bereits voll ist, bitten wir die Leute, einen anderen Standort aufzusuchen oder die Spende zu einem späteren Zeitpunkt abzugeben
Sie appelliert eindringlich, die Altkleider direkt in die Container zu werfen und keinesfalls daneben zu entsorgen: „Wenn ein Container bereits voll ist, bitten wir die Leute, einen anderen Standort aufzusuchen oder die Spende zu einem späteren Zeitpunkt abzugeben.“ Alternativ könnten Kleiderspenden auch direkt zu den Geschäftsstellen gebracht werden. RSAG-Sprecher Moll betont, dass nur gut erhaltene Kleidung in die Container gegeben werden soll: „Stark verschmutzte oder durchnässte Kleidungsstücke können nicht weiterverwendet werden und werden als Restmüll entsorgt.“ Diese Kosten seien bereits in den allgemeinen Abfallgebühren enthalten. Die Müllberge rund um die Container werden in der Regel durch die AWO beseitigt: „Da es sich dabei um illegal abgelagerte Abfälle handelt, werden diese ebenfalls als Restmüll entsorgt.“
Am Ende zahlen deshalb alle Bürger für die Folgen der illegalen Müllberge, darauf weisen sowohl Maryla Günther als auch Philip Moll hin. Die „grundsätzlichen Kosten“ seien dabei bereits in den Abfallgebühren enthalten. Von 2017 bis 2022 habe sich die Menge „wilden Mülls“ im Kreis zwischen 8oo und 900 Tonnen eingependelt. Seit 2023 verzeichnet die RSAG jedoch eine Zunahme, die zuletzt bei knapp mehr als 1000 Tonnen jährlich lag: „Jedes Kilo in der freien Natur hinterlassener Müll ist eins zu viel, schadet dem Boden, der Vegetation, den Tieren und Flüssen und kostet die Allgemeinheit zusätzliches Geld.“
Für Fragen zur Abfallberatung gibt es die RSAG-Hotline (02241) 30 63 06 oder Tipps auf der Internetseite der RSAG www.rsag.de. Dort gibt es auch Informationen zu Öffnungszeiten der Entsorgungsanlagen, zu Standorten der Container und Mobile sowie Terminbuchungen.