Gestrandet! Und was nun?Interkulturelles Theaterprojekt „Gestrandet auf Tahalila“ feiert in Alfter Premiere

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Schauspieler stehen auf der Theaterbühne.

Passagiere und Personal eines Kreuzfahrtschiffes sitzen auf einer Insel fest. Das Theaterstück lebt von der Improvisation.

Nur die Rahmenhandlung war vorgegeben, Schauspieler und Publikum improvisierten.

„Demokratie ist ein großes Thema, Demokratie ist etwas, das wir uns für alle wünschen“, erklärte die Alfterer Theaterpädagogin Monika Timme während der Premiere des Theaterstückes „Gestrandet auf Tahalila“ in der Aula des Gymnasiums Alfter. Doch wie kann Demokratie gelingen? Wie können Menschen offen und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren? Antworten suchte das „Gestrandet auf Tahalila“. Dabei waren nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler gefragt, sondern auch das zahlreich erschienene Publikum sowohl zur Premiere in Alfter als auch zur zweiten Aufführung an der Bornheimer Europaschule.

Seit September haben sich mehr als 50 Jugendliche, Kinder und Erwachsene mit viel Eifer und Begeisterung vor und hinter der Bühne auf dieses Stück vorbereitet. Kreuzfahrtschiff fuhr ohne sie weiter Die Geschichte: 20 Menschen, Reisende und Servicepersonal, werden von einem Kreuzfahrtschiff aus Versehen auf der einsamen Insel „Tahalila“ zurückgelassen. Essen und Getränke werden schnell knapp. Wie sollen sie überleben? Wo sollen sie wohnen und schlafen und wie gelingt es ihnen, sich zu organisieren?

Überlebensstrategien

Unterschiedliche Strategien und Szenarien wurden während des eineinhalbstündigen Stückes durchgespielt. Mal versuchten sie es mit einer starken Führungspersönlichkeit, ein anderes Mal hieß es ganz egoistisch jeder gegen jeden und der Stärkere gewann. Eine weitere Variante war die, dass alle gemeinsam an einem Strang zogen und durch Zusammenhalt und Vertrauen das Leben auf der Insel organisierten, denn vielleicht ist der Mensch ja doch im Grunde gut.

Die Rahmenhandlung war vorgegeben, doch die eigentliche Geschichte entstand aus der Improvisation. Jeder Mitspieler entwickelte seine Rollenfigur selbst, das galt auch für die Aufführungen: „Sie erleben ein einzigartiges Stück, das nur so heute aufgeführt und mit Ihnen zusammen weiterentwickelt wird“, erklärte Monika Timme. Nachdem die Schauspieler verschiedene Szenarien durchgespielt hatten, war das Publikum gefragt. Die Akteure gingen durch die Reihen und fragten, was den Zuschauern wichtig sei, um gemeinsam eine Situation wie die der Gestrandeten zu überleben.

Schauspieler stellen eie Szene in einer Schiffsküche dar,

Auch der Küchendienst will organisiert sein.

Von Toleranz und Zusammenhalt war die Rede, auch von Vertrauen und von offenen Gesprächen auf Augenhöhe. Am Ende sangen Schauspieler und Zuschauer noch gemeinsam ein Lied als Zeichen des Zusammenhalts: „Macht mit, wir stehen für eine Welt, gerecht und frei, wo Frieden uns zusammenhält. Von Krieg und Hass genug gequält, reicht uns die Hand und jede einzelne Stimme zählt“, hieß es im Refrain.

Das Stück, inspiriert von dem Bestseller „Im Grunde gut“ des niederländischen Autors Rutger Bergman, wurde unter anderem von diversen Kooperationspartnern der Jugendförderung der Gemeinde Alfter, der Stadt Bornheim, des Rhein-Sieg-Kreises, dem Verein Freilichtbühne Alfter, der Caritas, dem Rotary Club Bornheim und dem Vereins „Gemeinsam leben“ Bonn gefördert. Monika Timmes Dank galt allen, die auch hinter der Bühne an dem Projekt mitgewirkt hatten.

Der Eintritt war frei, am Ende der Aufführungen bat Peter Kraushaar, bekannt vom Freilichtbühnenverein, um Spenden für die private Seenotrettungsorganisation „Sea Eye“. Global gesehen sei Demokratie nicht die Regel, erklärte Kraushaar, viele Menschen würden durch diktatorische Regimes inhaftiert oder gefoltert und flüchteten aus ihren Heimatländern, viele von ihnen aus Afrika und würden von Schleppern in unsichere Boote gezwungen, mit denen sie übers Mittelmeer nach Europa gelangen sollen. Oft geraten sie dann in Seenot, viele ertrinken. Kraushaar war selbst bei Rettungseinsätzen im Mittelmeer dabei.

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