Mit Kamm und DesinfektionsmittelFriseur Imad Rahi berichtet über seinen Corona-Alltag

Lesezeit 3 Minuten
Hans Breuer wird von Hannelore Bach frisiert. Imad Rahi hat das Desinfektionsmittel immer zur Hand.

Hans Breuer wird von Hannelore Bach frisiert. Imad Rahi hat das Desinfektionsmittel immer zur Hand.

Alfter – Auf den ersten Blick wirkt in dem Oedekovener Friseursalon alles wie immer. Ein paar Kunden sind da, die sich von dem 50-jährigen Friseurmeister Imad Rahi, dessen Sohn David und den Mitarbeiterinnen bedienen lassen. Der Blick fällt auf die Vitrine mit Urkunden und Pokalen, denn Rahi hat schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt holte er einen Pokal bei der NRW-Landesmeisterschaft „Goldener Kamm“, wo er sich gegen 140 Teilnehmer durchsetzte.

Also Alltag im Salon? Der Eindruck täuscht. Das wird spätestens im Frisierstuhl klar. Rahi zieht weiße Einweghandschuhe aus Kunststoff über. In Zeiten von Corona aus gutem Grund: Als Friseur kann er die empfohlenen Abstandsregeln, die vor einer Infektion schützen sollen, nicht einhalten.

Mittel für den Friseurbedarf werden rar

Daher müssen er und seine Kolleginnen andere Schutzmaßnahmen treffen: „Wir desinfizieren regelmäßig alle Oberflächen, geben niemanden zur Begrüßung mehr die Hand, fassen Bargeld und EC-Karten nur mit Handschuhen an und kranke Kunden nehmen wir nicht an“, schilderte Rahi, der vor rund 30 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kam und sich vor 19 Jahren in Oedekoven selbstständig gemacht hat.

Und an noch eine Sache hat er gedacht: Illustrierte oder Zeitungen, mit denen sich die Kunden die Wartezeit verkürzen können, liegen nicht mehr aus, aus hygienischen Gründen. Kämme, Scheren und andere Geräte wurden immer schon gründlich gereinigt und desinfiziert, jetzt aber werden diese Mittel für den Friseurbedarf langsam rar: „Im Großhandel ist kaum noch etwas zu bekommen.“

Imad Rahi: „Es wird viele auf einmal treffen“

Dass er sein Geschäft überhaupt noch öffnen darf, hängt damit zusammen, dass sein Beruf von der Bundesregierung als „systemrelevant“ eingestuft worden ist. Sich die Haare schneiden zu lassen, gehöre zur Daseinsvorsorge.

Rahi sieht dies mit gemischten Gefühlen, auch im Hinblick auf seine eigene Gesundheit und die seiner Mitarbeiterinnen. Er hofft, dass die Schutzmaßnahmen helfen, denn natürlich geht es auch um das wirtschaftliche Überleben. Rahi beschäftigt acht Mitarbeiterinnen. Was ihn ebenfalls umtreibt: „Niemand weiß, wie lange die Krise anhält?“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Zusage der Bundesregierung, Unternehmer möglichst unbürokratisch finanziell zu unterstützen findet er grundsätzlich gut. Seine Sorge ist aber, dass im Notfall die Mittel nicht schnell genug fließen: „Diejenigen, die das bewilligen müssen, werden überfordert sein. Denn es wird viele auf einmal treffen.“

Einige Kunden bleiben wegen des Coronavirus fern

Und wie sieht es die Kundschaft? Es gäbe schon viele Absagen, meint Rahi, es sei ruhiger als sonst. Es kämen aber auch Leute gerade jetzt, um sich noch einmal frisieren zu lassen, bevor es vielleicht nicht mehr geht. Hans Breuer, der gerade im Salon zu Gast war, nimmt die Krise mit etwas Humor: „Ich hatte schon Bedenken, aber wenn ich die meiste Zeit schon zu Hause verbringen muss, dann möchte ich wenigstens gescheit aussehen“, sagt der 61-jährige Roisdorfer, der auch ernste Töne anschlägt: „Viele Leute gehen noch zu lapidar mit dem Thema um und meinen, es wird hochgespielt. Die Anweisungen der Virologen sind bei ihnen noch nicht angekommen.“

Breuer hält Abstand, schüttelt keine Hände und er fügte hinzu: „Von Hamsterkäufen halte ich gar nichts. Ich hatte auch schon vor Corona immer drei bis vier Packungen Klopapier zu Hause.“

Rundschau abonnieren