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KleinkunstkellerMax Scheer gewinnt das Finale des ersten Bad Honnefer Kleinkunstpreises

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Vier Männer und eine Frau in einem Gewölbekeller, drei von ihnen halten Gitarren in den Händen.

Die Finalisten im Wettbewerb um den Kleinkunstpreis mit Jury-Mitglied Otto Neuhoff (r.) im Kleinkunstkeller: (v.l.) „Die Kneipenschuldiger" Maddin und Linus, Stella Batzella und Max Scheer.

Bis zum letzten Platz gefüllt war der Kleinkunstkeller „Hautnah“ der KG Löstige Geselle beim Finale des Wettbewerbs um den ersten Bad Honnefer Kleinkunstpreis. 

Es sei „ein Traum“ und „nicht selbstverständlich, dass kleine Künstler vor so vollem Haus auftreten können“, freute sich der Singer-Songwriter Max Scheer während seines Konzerts im Kleinkunstkeller „Hautnah“ der Karnevalsgesellschaft Löstige Geselle. Knappe zwei Stunden später konnte sich der 1987 in Berlin geborene und in Bad Honnef lebende Musiker über eine besondere Ehre freuen: Max Scheer ist der Gewinner des ersten Bad Honnefer Kleinkunstpreises. Er setzte sich im Finale gegen „Die Kneipenschuldiger“ und Stella Batzella durch.

Rund 100 Menschen verfolgten das Finale des Kleinstkunstpreises, nachdem in den Wochen zuvor an drei Abenden insgesamt 14 Künstlerinnen und Künstler in die Vorrunden gegangen waren. „Wir sind wirklich am Anschlag“, sagte Guido Oberhäuser, Literat der KG und Koordinator des Kleinkunstkellers, am Finalabend, als er kurz vor Beginn der drei Konzerte einige interessierte Besucher abweisen beziehungsweise auf eine Warteliste setzen musste. Mehr als 110 Menschen kann die KG nicht in ihren urigen Gewölbekeller an der Bergstraße lassen, den die Karnevalisten Ende der 1990er Jahre selbst freilegten und einrichteten.

Im Finale stand den Musikern jeweils eine halbe Stunde zur Verfügung

„Wir wollen mit dem Preis nicht nur lokale und regionale Talente fördern, sondern auch die besondere Atmosphäre der Kleinkunst feiern“, hatte Guido Oberhäuser in seinem ersten Aufruf zur Teilnahme an dem Wettbewerb geschrieben. Während in den Vorrunden die Auftritte jeweils 15 bis 20 Minuten dauerten, standen den Künstlern im Finale jeweils eine halbe Stunde zur Verfügung.

Entschieden wurde der Wettbewerb durch die Zuschauer und durch eine mit Otto Neuhoff, Thomas Heyer, Rainer Hombücher, Marion Kock und Guido Oberhäuser besetzte Jury, wobei die Stimmen des Publikums und der Experten jeweils zu 50 Prozent gewichtet wurden. „Es sind Punkte, keine Schulnoten!“, hatte Oberhäuser zum Abstimmungsverfahren erklärt, für das die Macher eigens eine App programmiert hatten. Die Besucher konnten je nach Geschmack drei, zwei und einen Punkt vergeben.

Den „Eisbrecher“ machte Gitarrist Max Scheer, der mit seinem Instrument und einer kraftvollen Stimme gleich für Stimmung sorgte und die Konzertbesucher zum „Mitsingen“ („Na, na...; Oh, Oh, Oh..“) animierte. „Sanft und energisch – laut und leise“ beschreibt der Künstler selbst seine Songs, wobei er nach eigenen Angaben beeinflusst wird beispielsweise von Alanis Morissette, Bruce Springsteen oder John Mellencamp.

Er singe auch „frische Songs“, sagte Scheer an dem Abend, die in schwierigen Zeiten Mut machen und dazu anregen sollten, nicht den Blick für die wichtigen Dinge zu verlieren. „Max, the Voice!“, verabschiedete Guido Oberhäuser als Moderator den Künstler, bevor das Duo „Die Kneipenschuldiger“ an der Reihe war.

„Die Kneipenschuldiger" kamen ziemlich laut und anarchisch daher

Linus und Maddin waren im Wortsinne ein richtiger Kracher, wobei ihr Programm irgendwie als Mischung aus Konzert, Comedy und Kabarett und auf jeden Fall ziemlich laut und anarchisch daherkam. Die zwei haben im Laufe der Zeit offenbar in vielen Kneipen Deckel angehäuft und zogen am Wettbewerbsabend musikalisch ebenfalls durch die Lokalitäten, wobei sie mit dem Refrain „Ich wünscht, ich wär im Küfer Jupp“ Lokalkolorit einfügten. Die Kneipe in der Rommersdorfer Straße genießt in Bad Honnef Kultstatus.

Ziemlich abstrus wurde es, als Maddin während eines Songs einen (vermeintlichen) Anruf seiner Mutter bekam, der er Tipps beim Umgang mit ihrem PC gab, während er sich durch die engen Stuhlreihen der Besucher schlängelte.

„Musik überwindet Sprachbarrieren“

Keinen leichten Stand hatte nach dem krawalligen Auftritt Stella Batzella, die leise, nachdenklich und zurückhaltend ihre Songs zur Gitarre präsentierte. Dabei machte sie aus ihrer Nervosität gar nicht erst ein Geheimnis. „Ich bin ziemlich aufgeregt“, räumte die 23-Jährige ein, die auf Deutsch, Englisch und Spanisch sang und Themen wie mentale Gesundheit, Mobbing oder auch Panikattacken aufgreift. „Musik überwindet Sprachbarrieren und verbindet Menschen direkt und ehrlich“, sagt die junge Musikerin. „Veranstaltungen wie der Bad Honnefer Kleinkunstpreis sind für mich der perfekte Raum, um mich weiterzuentwickeln und meine Musik mit anderen zu teilen.“

Guido Oberhäuser vergab an die drei Finalisten die Preise in Höhe von 500, 300 und 200 Euro und betonte unter dem Beifall der Besucher: „Sie sind alle drei Gewinner.“ Der Wettbewerb um den Bad Honnefer Kleinkunstpreis bleibt womöglich kein einmaliges Schauspiel. Oberhäuser auf eine entsprechende Anfrage: „Ich denke, wenn wir genug Bewerber finden, machen wir das noch mal.“