Benefizkonzert in BonnPianist Aeham Ahmad erhält den neuen „Beethovenpreis“

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Glückwunsch: Torsten Schreiber (r.) überreicht Aeham Ahmad den neuen Beethovenpreis für Menschenrechte. Staatssekretär Friedrich Kitschelt, der die Laudatio hielt, applaudiert dem 27-jährigen Syrer. (Foto: Böschemeyer)

Glückwunsch: Torsten Schreiber (r.) überreicht Aeham Ahmad den neuen Beethovenpreis für Menschenrechte. Staatssekretär Friedrich Kitschelt, der die Laudatio hielt, applaudiert dem 27-jährigen Syrer. (Foto: Böschemeyer)

Bonn – Torsten Schreiber und Andreas Loesch dürfen sich als Vorreiter für eine gelungene Sache um die schillernde Person Beethovens fühlen. Mit ihrem gemeinsam initiierten „Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion“ beleuchten sie eine weitere Facette des Komponisten jenseits der Musik, nämlich seine politische Gesinnung.

Deshalb passten die von Karim Said (Mitglied des West-Eastern-Divan Orchestra) reif interpretierten „Eroica-Variationen“ op. 35 bestens ins über vier Stunden dauernde Programm mit Preisverleihung am Freitag in der Bundeskunsthalle.

Klavier vom IS beschlagnahmt

Der Preisträger kommt aus Syrien: Aeham Ahmad, der seit dem September in Deutschland lebt, wuchs in Jarmuk, einem Lager für palästinensische Flüchtlinge in Damaskus auf, studierte Musik und gab vor allem den Kindern mit seinem Klavierspiel in den zerstörten Straßen Hoffnung, wie ein Video dem Auditorium erzählte.

Als sein Klavier von IS-Milizen beschlagnahmt wurde, beschloss er zu flüchten. In Deutschland lebt er in einem Lager in Hessen und wurde nun für seinen Mut, anderen in verzweifelter Lage Hoffnung zu geben, mit dem Preis (eine stilisierte Schnecke aus Alabaster des Künstlers Dirk Wilhelm) ausgezeichnet.

Laudator Friedrich Kitschelt, Staatssekretär im Entwicklungsministerium, würdigte Aeham Ahmad als einen, der Flüchtlingen weltweit eine Stimme gebe. Darüber hinaus machte Kitschelt der Bundesstadt ein großes Kompliment und erwähnte, dass Bonn bundesweit betrachtet „entwicklungspolitisch außergewöhnlich stark engagiert“ sei.

Dankesansprache für die Aufnahme

In seiner übersetzten Dankesansprache widmete der 27-jährige Ahmad den Preis dem deutschen Volk, das ihn herzlich aufgenommen hätte, und seiner syrischen und palästinensischen Heimat.

Musikalische Einblicke in sein Wirken in Jarmuk folgten mit eigentlich fröhlich anmutenden Liedern, deren Texte übersetzt wurden, begleitet von Kinan Azmeh, Klarinette, und Ibrahim Keivo, Saz (Langhalslaute). Beide Künstler gaben darüber hinaus solistische Proben ihres Könnens mit orientalischer Musik. Musikalisch eröffnet hatte den Abend Christian Brunnert, Solocellist des Beethoven Orchesters, mit dem Kopfsatz aus der Sonate op. 102, Nr. 1 von Ludwig van Beethoven, am Klavier begleitet von der gut disponierten Luisa Imorde.

Volker Michael vom Deutschlandradio Kultur moderierte den Abend und leitete die Gesprächsrunden, in denen die Interpreten, aber auch die Stifter des Preises sowie der Hausherr Rein Wolfs zu Wort kamen. Aufschlussreich waren die Äußerungen über praktische Lösungen für arbeitsuchende Flüchtlinge von IHK-Präsident Wolfgang Grießl.

Benefizkonzert für Flüchtlinge

Nicht weniger erwähnenswert waren die Berichte von Karin Ahrens von der Organisation „AsA“ (Ausbildung statt Abschiebung), die sich seit 2001 für Flüchtlinge einsetzt. Diesem Verein kam der finanzielle Erlös des Abends zu.

Eine kleine Sensation war es, dass die renommierte Pianistin Martha Argerich ihren Auftritt gemeinsam mit ihrer japanischen Klavierpartnerin Akane Sakai ihre Reputation in den Dienst der guten Sache stellte. Ihre langjährige Beziehung zum Bahnhof Rolandseck machte diese prominente Einlage möglich. Zugegebenermaßen ist die Akustik des Forums einer Martha Argerich nicht würdig.

Ihre Interpretation von Brahms’ Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56b und Maurice Ravels eigentlich als orchestrale Ballettmusik konzipierte „Apotheose“ des Walzers „La Valse“ (in der Fassung für zwei Klaviere) wirkte zupackend, mitunter verträumt, in jedem Fall hochkarätig.

Den musikalischen „Rausschmeißer“ übernahm Kai Schumacher, der gerne als „Punkpianist“ bezeichnet wird, mit einer temperamentvollen Paraphrase über Beethovens „Ode an die Freude“ des amerikanischen Komponisten Bruce Stark.

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