Bilanz in BornheimWarum diese Spargelsaison in Erinnerung bleibt

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Spargelfelder im Vorgebirge

Spargelfelder im Vorgebirge

Bornheim – Es war eine Spargelsaison, die die Landwirte im Vorgebirge so schnell nicht mehr vergessen werden. „Sie stand im Schatten der Corona-Pandemie“, zieht Leonhard Palm, Sprecher der Brühl-Bornheimer Spargelbauern jetzt zum Ende der Spargelsaison sein Resümee. Während der Saison habe sich die Situation mit den Arbeitskräften zwar normalisiert, doch einen solchen Auftakt der Spargelernte wünscht sich Palm nicht noch einmal. Dabei sei der Spargel selbst wieder blütenweiß, von bester Qualität und wunderbarem Aroma gewesen.

Die Dämme zu ziehen und die ersten Spargelstangen zu ernten sei für ihn und viele seiner Kollegen aber eine Herausforderung gewesen. Später als üblich habe man aufgrund des langen und sehr feuchten Winters die Spargeldämme ziehen und die Folien auslegen können. „Die Minitunnel haben wir erst gar nicht mehr aufgestellt, weil da schon kaum mehr Erntehelfer zu kriegen waren“, so Palm. Die Grenzen nach Osteuropa seien zunächst komplett dicht gewesen. Ostern habe die Ernte dann begonnen.

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„Leider fehlten uns jedoch die Leute zum Stechen“, erinnert sich Palm. Vielen seiner Kollegen sei es ganz ähnlich ergangen. „Zeitweise haben wir den Spargel deswegen sogar überständig gestochen.“ Das bedeutet, dass der Spargel bereits über den Damm hinausgewachsen war. Mengenmäßig sei die Ernte 2020 ähnlich wie 2019 gewesen. Allerdings fehlte zum Teil der Absatz, weil die Gastronomie zunächst komplett und anfangs auch einige Wochenmärkte geschlossen waren. „Das war für einige Betrieb richtig hart“, so Palm. Als dann wieder Erntehelfer aus Ostdeutschland einreisen durften, seien die Kosten für die Saisonkräfte aufgrund der Hygieneauflagen, der Anreise per Flugzeug und der erhöhten Lohnzahlung um bis zu 50 Prozent gegenüber 2019 gestiegen. „Letztendlich wurde dadurch auch der Spargel teurer“, sagt Palm. Allerdings seien die Verbraucher den Landwirten sehr wohlgesonnen. Noch nie zuvor sei so viel Spargel ab Hof verkauft worden.

Bei Portal „Marktschwärmer“ mit ordentlichem Zuwachs

Das bestätigt auch Karl-Heinz Steiger vom Gemüsehof aus Waldorf. Sein Onlineverkauf über das Portal „Marktschwärmer“ sei sogar regelrecht explodiert. „Von 60 stieg die Zahl in wenigen Tagen auf über 200 Kunden an.“ Spargel gebe es aber jetzt nur noch bis die Vorräte erschöpft seien. Schon am Freitag vergangener Woche hat Steiger das Ende der Spargelsaison eingeläutet. „Es wurde jetzt auch Zeit, die Stangen wurden aufgrund der langen Trockenheit zuletzt schon merklich dünner“, erklärt er. Die Ernte insgesamt beschreibt auch er als „gut bis sehr gut“. Einzig wegen der teils ungelernten Erntehelfer habe er etwas mehr Bruch als sonst gehabt. „Damit sind wir aber noch gut davongekommen“, so Steiger. Denn ohne diese Kräfte hätte er gar nicht ernten können.

Der Spargel ist auch 2020 wieder blütenweiß.

Der Spargel ist auch 2020 wieder blütenweiß.

Vor den Toren Kölns auf dem Beller Hof von Landwirt Hubertus von Groote aus Bornheim-Merten läuft auf einigen Feldern die Spargelsaison noch über den 24. Juni hinaus bis zum Monatsende weiter. Dabei sei der Johannistag eigentlich das magische Datum für den Spargel, wie von Groote erläutert: „Von da an wird er nicht mehr gestochen; man lässt die Pflanzen durchwachsen, damit sie Kraft tanken und Energie für die nächste Saison in ihren Wurzeln einlagern können.“

Angst vor Mangel an Erntehelfern

Auch der Mertener wird die Spargelsaison 2020 nicht vergessen. Das Coronavirus habe es ihm bisher nicht leicht gemacht: Mitte März habe er sich sogar gefragt, ob es überhaupt Sinn ergebe, die Spargelfelder aufzudämmen und für die Ernte vorzubereiten. Denn zunächst habe es so ausgesehen, dass er nicht annähernd genügend Erntehelfer bekommen könnte. „Wir sind das Risiko trotzdem eingegangen, im Vertrauen darauf, dass wir uns die dafür notwendigen Lösungen später schon erarbeiten werden“, berichtet er. Und bereut habe er diesen Entschluss nicht. Langjährige Mitarbeiter hätten ihre Familien und Freunde für die Saisonarbeit geworben und sogar viele Kunden ihre Hilfe und Unterstützung angeboten. Für ihn sei es ein ganz tolles Gefühl gewesen, so viel Zuspruch und Unterstützung erfahren zu haben.

„Eine richtige Flut an Job-Anfragen hat uns zu dieser Zeit erreicht; nicht alle konnten wir beantworten oder gar erfüllen, dennoch haben sich einige Arbeitsverhältnisse ergeben“, so von Groote. Letztendlich hätten aber auch seine Kunden die gute Qualität des regionalen Beller-Spargels wieder zu schätzen gewusst und im Hofladen auch schon mal längere Wartezeiten beim Einlass unter Corona-Bedienungen in Kauf genommen.

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