Veranstaltung in BornheimRVK macht mit Bewerbertagen Lust aufs Busfahren

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Ein Bewerber und der Fahrlehrer sitzen im Cockpit eines Gelenkbusses.

Beim RVK-Bewerbertag erklärte Fahrlehrer Ingo Krewitt (rechts) den Bewerbern das Cockpit eines Gelenkbuses.

Das Transportunternehmen Regionalverkehr Köln sucht bei Bewerbertagen wie in Bornheim-Hersel nach neuem Fachpersonal.

Ein Riesen-Schiff nennt Ingo Krewitt den beeindruckenden Gelenkbus mit den enormen Ausmaßen: zwölf Meter lang, 20 Tonnen schwer und 300 PS stark. Der 60-jährige Krewitt ist Fahrlehrer bei der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) und versuchte nach einem erfolgreichen ersten Bewerbertag in Meckenheim, auch auf dem RVK-Betriebsgelände in Bornheim-Hersel Menschen von dem Beruf des Busfahrers zu begeistern.

Denn wie andere Verkehrsunternehmen auch kämpft die regionale Firma, deren Kern-Verkehrsgebiet sich über den Kreis Euskirchen, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis erstreckt, mit Fachkräftemangel. Die Idee: Menschen an Bewerbertagen die Möglichkeit geben, den Beruf kennenzulernen und sich auch selbst hinters Steuer zu setzen. Es gilt, Frauen und Männer zu finden, die sich vorstellen können, als Busfahrer ihren neuen Traumjob zu finden. Dafür konnten sie gemeinsam mit Ingo Krewitt den großen Fahrschulbus ein paar Runden über die Betriebsgelände steuern.

Weniger Bewerber als angemeldet

„Das Schöne an dem Beruf ist es, Verantwortung gegenüber Menschen zu haben und sie sicher zu transportieren“, schilderte es Krewitt, der vor einem Jahr bei der RVK einstieg und zuvor als selbstständiger Fahrlehrer tätig war. Während beim Meckenheimer Bewerbertag mit gut 20 Interessenten die Resonanz recht groß war, ging es im Herseler Gewerbegebiet bei Dauerregen und kalten Temperaturen eher ruhiger zu. Es kamen weniger Bewerber als sich angemeldet hatten. Immerhin konnte ein Praktikant gewonnen werden.

Dafür war die Aktion in der Apfelstadt eine Woche zuvor ein voller Erfolg, wie Egbert Wagener, bei der RVK zuständig für die Personalentwicklung und das Recruiting, berichtete. Drei Leute wurden direkt als Busfahrer eingestellt, sieben Interessenten meldeten sich für eine Weiterbildung an. Wagener sprach von „guten Zahlen“. 78 Busfahrer sind für die RVK momentan allein an den Standorten Bornheim und Hürth unterwegs, mindestens 15 weitere werden noch benötigt, es dürfen aber gerne noch mehr sein, schilderte Dirk Müller, Niederlassungsleiter für die beiden Standorte.

Auch Quereinsteiger und Umschüler werden genommen, die können ihren Klasse-D-Führerschein im betriebseigenen Fahrschulbus machen und dürfen auch schon etwas älter sein: „Wir lassen bei uns Mitarbeiter bis 72 Jahre fahren.“ An allen sechs RVK-Standorten sind rund 740 Fahrer auf den Straßen unterwegs. Davon sind gerade einmal sieben Prozent Frauen, weswegen das Unternehmen auch explizit Bewerberinnen anspricht, denn nach wie vor gilt diese Branche als Männerdomäne. Dabei eigne sich dieser Beruf gerade wegen der flexiblen und familienfreundlichen Arbeitszeiten sehr gut für Frauen, betont Egbert Wagener.

Die flexiblen Arbeitsmodelle kämen beispielsweise auch Alleinerziehenden zugute. Im Mai wird das Unternehmen deshalb auch bei einem speziellen Karrieretag für Frauen, organisiert vom Jobcenter Rhein-Sieg, dabei sein (siehe Infos am Seitenende). Zudem beteiligt sich die Transportfirma regelmäßig am jährlichen „Girls' Day“, bei dem junge Frauen die Möglichkeit haben, einmal in typische Männerberufe hineinzuschnuppern. Menschen mit Migrationshintergrund und auch Schutzsuchende können in dem Unternehmen ebenfalls Karriere machen. Dafür seien ausreichende deutsche Sprachkenntnisse wichtig, so Wagener.

Je nach Vorbildung und Qualifikationen können die Bewerber schon nach sechs Monaten hinter dem Steuer sitzen. Die klassische Ausbildung als Fachkraft im Fahrbetrieb, wie es offiziell heißt, beträgt drei Jahre. Moritz Poggel aus Pulheim hat mit dieser Ausbildung gerade begonnen und warb beim Bewerbertag für seinen Job. Der 17-Jährige lernt nicht nur das Busfahren, Teil seiner Ausbildung ist auch der kaufmännische Bereich, so dass er auch in der Verwaltung des Unternehmens eingesetzt werden kann: „Mir ist die Abwechslung sehr wichtig, es ist spannend, so ein großes Fahrzeug zu bewegen, es ist nie eintönig und bringt viel Abwechslung.“

„Familiäre Atmosphäre“

Dieselbe Ausbildung absolviert der 18-jährige Henrik Kruse aus Köln. Er schätzt es auch, Kunden und Fahrgäste beraten zu können und für jedes Anliegen eine Lösung zu finden. Anil Simsek (21) lässt sich zum Kaufmann im Bereich Verkehrsservice ausbilden. Im Gegensatz zu seinen beiden Kollegen sitzt der Kölner aber später nicht hinter dem Steuer, sondern arbeitet im Verwaltungsbereich. Ingo Krewitt lobt überdies die familiäre Atmosphäre bei der RVK.

Für die RVK Köln gibt es noch eine weitere Herausforderung: „Der Konkurrenzdruck zu anderen Verkehrsunternehmen ist hoch, denn überall werden Fachkräfte gesucht. Daher müssen wir uns als rein privates Unternehmen entsprechend positionieren“, betont Wagener. Dafür biete sein Unternehmen beispielsweise einen eigenen Haustarifvertrag.


Bewerbertag

Der dritte RVK-Bewerbertag findet kommenden Sonntag, 28. April, von 10 bis 14 Uhr in der Niederlassung Euskirchen, Oststraße 2a, in Euskirchen, statt. Infos und Anmeldemöglichkeiten gibt es online. Am Donnerstag, 16. Mai, bietet das Jobcenter Rhein-Sieg die Veranstaltung „Frauen im Fokus“ mit Beratungs- unter Unterstützungsmöglichkeiten, Vorträgen und Workshops in Kooperation mit Unternehmen aus der Region an. Ort: Rathausallee 10 in Sankt Augustin.

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