RheinspangeLandschafts-Schutzverein Vorgebirge rechnet mit Bornheimer Politik ab

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Um den Auenwald zwischen Widdig und Urfeld sorgen sich die Landschaftsschützer.

Bornheim  – Alles andere als glücklich ist der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) nach eigenem Bekunden über den mehrheitlich gefassten Beschluss des Bornheimer Mobilitäts- und Verkehrsausschusses zur „Rheinspange A 553“. Mit Ausnahme der Grünen votierten die Politiker dafür, auch eine von der Stadt vorgeschlagene Tunnellösung ab Godorf als Variante für die Rheinquerung sollte mit untersucht werden. Dem gegenüber wollen die Landschaftsschützer generell keine „Rheinspange A 553“ zwischen Köln und Bonn, sondern drängen darauf, eine nachhaltige Verkehrswende umzusetzen.

Tunnel hat aus Bornheimer Sicht viele Vorteile vor Brücke

Die Stadt hatte ihre Tunnelvariante bei Godorf ins Spiel gebracht, weil sie neben der großen Nähe zur Kölner Rheinbrücke mehrere erhebliche Vorteile sieht. Das Naturschutzgebiet Langeler Wiesen und der Retentionsraum blieben unangetastet, einen langwierigen Umbau der Anschlussstelle Godorf und der westlichen Kerkrader Straße könne man sich sparen, die Bauzeit würde die A 555 nicht belasten und man müsste die Anschlussstelle Wesseling nicht verlegen.

Aus Sicht der Landschaftsschützer allerdings „ist diese neue Variante illusorisch“, kommentiert LSV-Geschäftsführer Klaus Benninghaus: „Sie wird allein an den exorbitanten Kosten eines 4,5 Kilometer langen Tunnelbaus zwischen dem Autobahnanschluss Godorf und dem Landstraßenknoten L150/L182 scheitern. Außerdem könnte trotz der vorgebrachten Argumentation für eine nördliche Rheinquerung der fatale Eindruck entstehen, hier werde nach dem Sankt-Florian-Prinzip vorgegangen: Hauptsache keine Autobahnbrücke bei uns.“

Straßenausbau wäre „fatale Grundsatzentscheidung“

Der LSV fragt sich vielmehr, wie man der ungebremst steigenden Lkw- und Pkw-Lawine begegnen kann. „Reagiert man mit dem ständigen Ausbau des Straßennetzes, trifft man eine fatale Grundsatzentscheidung. Man ergibt sich dem Zustand, so wie er ist. Der motorisierte Individualverkehr nimmt weiter zu, der Schwerlastverkehr zerstört Brücken und Autobahnen, die freie Landschaft wird weiter zugepflastert“, kritisiert Vereinsvorsitzender Michael Pacyna.

Dem Klimaschutz widerspreche diese Strategie nach Auffassung des LSV diametral. Die Landschaftsschützer fordern deshalb von der neuen Bundesregierung eine komplette Neubewertung des Bundesverkehrswegeplans mit dem Ziel, den Verkehr zu vermindern.

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Behörden und politische Gremien auf allen Ebenen müssen das vorhandene Geld statt in Straßenneubauten in für Mensch, Natur und Umwelt verträglichere Maßnahmen investieren, findet Pacyna. Das sei angesichts der Folgen des Klimawandels letztlich ökonomischer.

Klaus Benninghaus nennt Beispiele, was möglich wäre: den Gütertransport von der Straße auf Schiene und Wasser verlagern, den ÖPNV stärken, mehr Heimarbeitsplätze schaffen, um Pendlerfahrten zu reduzieren, geeignete Fahrradwege für Berufspendler bauen und Wasserbusse auf dem Rhein einsetzen – so wie es in der Stadt Bonn gerade diskutiert wird.

Verein verweist auf die Niederlande und die Schweiz

Laut Michael Pacyna sei allein diese Strategie sinnvoll: „Der Verschleiß an Brücken und Straßen wird vor allem durch Schwerlastverkehr verursacht. Ein Güterzug kann so viele Container aufnehmen wie 50 Lkw. An dezentralen Ladestationen können die Container dann von der Bahn oder von Binnenschiffen zur Feinverteilung im Nahbereich auf Lastwagen umgeladen werden. Die Niederländer und Schweizer gehen mit beachtlichen Anfangserfolgen so vor.“

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