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„Ortsgespräch Spezial“Bornheimer Bürgermeisterkandidaten stellen sich den Fragen des Publikums

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Moderatorin Ariane Draeger fühlt den Bürgermeisterkandidaten auf den Zahn (von links): Christian Mandt, Markus Hochgartz, Anna Peters, Daniel Schumacher, Dirk König, Christian Koch und Manfred Berchem.

Moderatorin Ariane Draeger fühlt den Bürgermeisterkandidaten auf den Zahn (von links): Christian Mandt, Markus Hochgartz, Anna Peters, Daniel Schumacher, Dirk König, Christian Koch und Manfred Berchem.

Im Ortsgespräch Spezial stellten sich die sechs Bürgermeisterkandidaten und die Bürgermeisterkandidatin von Moderation und Publikum. 

Zunächst hieß es Geduld haben und Schlange stehen – die Nachfrage an dem „Ortsgespräch Spezial“, zu dem Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf eingeladen hatte, war immens. Ohne vorherige Anmeldung kam am Freitagabend niemand in die Aula der Europaschule, die mit rund 330 Bürgern voll besetzt war. Diesmal waren die sechs Bürgermeisterkandidaten und eine Bürgermeisterkandidatin an der Reihe und stellten sich den Fragen von Radio-Köln-Moderatorin Ariane Draeger und des Publikums.

Die gut zweistündige Podiumsdiskussion verlief fair und respektvoll, fast alle Kandidaten zeigten sich gut vorbereitet, vor allem jene mit langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung. Lediglich Politikneuling Manfred Berchem von der AfD sorgte für Unmutsbekundungen aus dem Publikum, als er gegen Windenergie wetterte und Wasserstoff als Zukunftstechnologie sah, ohne dies, wie von einer jungen Teilnehmerin gefordert, durch Quellen zu belegen.

Zudem bat er „um Entschuldigung“, da er die politischen Begrifflichkeiten noch nicht kenne und zeigte sich auch ansonsten schlecht vorbereitet bei den diskutierten Themen: „Und Sie wollen in zwei Wochen unser Bürgermeister werden?“, warf ihm eine Besucherin aus dem Plenum vor.

Steuern und Finanzen

Nach der gut zweistündigen Podiumsdiskussion dürfte bei vielen Zuhörern sicher auch Ernüchterung eingetreten sein, denn es zeigte sich, dass es Investitionen in die Zukunft Bornheims wohl ohne eine Erhöhung der Grundsteuer B nicht geben wird, auch wenn es dazu unterschiedliche Meinungen gibt.

Die Umsetzungen vieler „Herzensprojekte“ werden weiter auf sich warten lassen, die Prioritätenliste ist lang. Geld und Personal sind aber bekanntlich rar, was den Handlungsspielraum des künftigen Rathauschefs oder der -chefin einengen wird.

„Wir müssen ehrlich sein, wollen wir investieren, müssen wir die Grundsteuer B erhöhen“, sagte Anna Peters (SPD), plädierte aber auch gleichzeitig dafür, wie in zahlreichen anderen Kommunen bereits praktiziert, eine Stadtentwicklungsgesellschaft einzuführen, um dadurch die Belastungen für die Bürger abzufedern.

Dirk König (UWG) möchte generell pragmatischer und realistischer an die Themen rangehen, um dadurch Kosten zu sparen und Projekte voranzubringen. Diese Aussage zog sich wie ein roter Faden durch seine Argumentation. Christian Koch (FDP) hingegen warnte vor einem „Automatismus zwischen Investitionen und Steuererhöhungen“. Es müsse besser gehaushaltet werden und Steuereinnahmen müssten durch Wirtschaftswachstum generiert werden.

Markus Hochgartz (Grüne) kritisierte die oberen politischen Ebenen: „Die Kommunen sind seit Jahren unterfinanziert, wir können durch unseren Haushalt nur noch die Pflichtaufgaben decken, die uns Land und Bund auferlegen, daher ist es illusorisch, zu investieren ohne die Steuern zu erhöhen.“

Bildung

Hier drehte sich fast alles um die Zukunft der Heinrich-Böll-Gesamtschule und die Sanierung der Europaschule. Sorge machen sich die Menschen aber auch darüber, dass im Zuge dieser Diskussion andere Projekte vergessen oder vernachlässigt werden, wie der Vorsitzende des Fördervereins der Verbundschule in Uedorf, Christoph Nagel, kritisierte: „Die kleinen Schulen werden seit Jahren vertröstet und sind ebenfalls betroffen, ich höre immer nur Europaschule und Heinrich-Böll-Gesamtschule.“

Hoffnung, dass sich in Uedorf bald etwas verändern wird, gab es nicht: „Auch die Grundschule in Walberberg wartet schon ewig, wir haben zu viele Prioritäten, daher zieht es sich“, sagte Peters. Auch Hochgartz verwies auf die abzuarbeitende Prioritätenliste und auf den Personalmangel in der Verwaltung.

„Wir verwalten den Mangel vom Schwimmbad bis zu den Feuerwehrgerätehäusern, aber die HBG ist für mich das dringendste Projekt“, hieß es von Koch. Christian Mandt (CDU) sagte dazu: „Die Verbundschule darf nicht zu kurzkommen, doch wir müssen eben priorisieren.“ Für Berchem sei Bildung eine „Investition in die Zukunft“, er forderte aber auch eine Entlastung der Eltern.

Infrastruktur und Klimaschutz

Einig waren sich alle, dass Bornheim mehr Wohnraum brauche und die Klimaschutzziele erreicht werden müssten. Für Koch muss Klimaschutz aber bezahlbar sein: „Wir dürfen keinen ruinösen Haushalt für die nachfolgende Generation hinterlassen.“

Daniel Schumacher, der für die ABB antritt, sich aber als ehemaliger Geschäftsführer der CDU Bornheim, Anfang des Jahres vergeblich um eine Kandidatur bei den Christdemokraten bewarb, forderte weniger Flächenversiegelung und intelligentere Bauweisen, Mandt setzte zudem auf Förderprogramme. Hochgartz mahnte: „Investieren wir jetzt nicht in die Zukunft, zahlen wir später viel mehr für die Schäden.“ Peters sprach sich wie die anderen Aspiranten auch aus gegen den Flächenfraß, forderte zudem mehr bezahlbaren und altersgerechten Wohnraum.

Sicherheit

Hier kam der Standort der Bornheimer Polizeiwache am Peter-Fryns-Platz ins Spiel, die derzeit von 6 bis 22 Uhr besetzt ist und von einem Streifenwagen bedient wird. Alle sprachen sich dafür aus, die Wache zu erhalten und idealerweise den Standort noch zu stärken.

Motivation

Am Ende durften alle Kandidaten und die Kandidatin jeweils ein einmütiges Plädoyer halten, weshalb die Wähler am 14. September ihr Kreuzchen bei ihnen setzten sollten: „Ich möchte Bürgermeisterin werden, weil ich einen klaren Plan für unsere Zukunft habe, als Pressesprecherin einer Kommunalverwaltung und als SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat weiß, wie Verwaltung und Politik funktionieren, wie man Projekte erfolgreich voranbringt und auch umsetzt, dafür bringe ich Empathie und Hartnäckigkeit mit“, sagte Peters.

Mandt verwies auf seine Führungsposition als Leiter einer großen Organisationseinheit auf Bundesebene und sah sich als Moderator: „Ich habe es immer geschafft, Menschen zusammenzubringen, ich möchte Menschen gemeinsam mit der Verwaltung mitnehmen, mit dem Rat zusammenarbeiten und Meinungen und Lösungen finden, die real und umsetzbar sind.“

Hochgartz plädierte für ein vernünftiges Konzept, um Bornheim voranzubringen, wichtig sei für ihn die Personalstruktur der Kommune: „Wir müssen sicherstellen, dass wir als Gemeinde handlungsfähig bleiben.“ Dafür müsse auch die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden und bei Großprojekten wie der Böllschule würde er Hilfe von außen heranzuziehen.

Fast alle Kandidaten zeigten sich gut vorbereitet, vor allem jene mit langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung (v.l.): Christian Mandt, Markus Hochgartz, Anna Peters, Daniel Schumacher, Dirk König, Christian Koch und Manfred Berchem. Radio-Köln-Moderatorin Ariane Draeger (r.) fühlt den Kandidaten auf den Zahn.

Fast alle Kandidaten zeigten sich gut vorbereitet, vor allem jene mit langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung (v.l.): Christian Mandt, Markus Hochgartz, Anna Peters, Daniel Schumacher, Dirk König, Christian Koch und Manfred Berchem. Radio-Köln-Moderatorin Ariane Draeger (r.) fühlt den Kandidaten auf den Zahn.

Schumacher verwies auf seine Selbstständigkeit in einem mittelständischen Bauunternehmen, sein Engagement und seine Ortskunde: „Ich habe gelernt, Krisensituationen zu überstehen, Ich bringe die Resilienz und die Fachkompetenz mit, die ein Bürgermeistermeister braucht, und weiß, wo es am meistern hapert.“

König als Vice-Präsident einer Großbank betonte: „Ich möchte alle Seiten mitnehmen, alle Menschen der Verwaltung mit einbeziehen, wir müssen zu Möglichmachern werden, um Bornheim voranzubringen. Dafür brauchen wir realistische und Lösungen – und keine leeren Versprechungen.“

Koch, Geschäftsführer einer mittelständischen Firma, bringe, wie er sagte, als erfahrenster Kommunalpolitiker in der Runde die Expertise von 20 Jahren mit ein: „Ich möchte als Bürgermeister gestalten, Bornheim wieder auf Vordermann bringen, vom Tiefschlaf befreien und Projekte anstoßen und voranbringen und die Wirtschaft fördern, Landschaftsschutz ist für mich Chefsache.“

Der Polizeibeamte Berchem meinte: „Wir wissen, dass Versprechungen nicht gehalten werden können, weil sie aus welchen Gründen auch immer nicht finanzierbar sind. Wir möchten den Menschen nur realistische Versprechungen machen und realistische Projekte umsetzen, wir wollen frischen Wind reinbringen. Es ist Zeit für einen Neuaufbruch.“