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Kurzfristig über Bauarbeiten informiertBornheimer TuS Germania sagt Sportwoche ab

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Der Parkplatz an der Sportanlage in Hersel würde für die Sportwoche benötigt, dort wird aber ab Montag Baumaterial gelagert.

Der Parkplatz an der Sportanlage in Hersel würde für die Sportwoche benötigt, dort wird aber ab Montag Baumaterial gelagert.

Der TuS Germania sagte die Sommerferien-Sportwoche ab, weil die Stadt Bornheim zu kurzfristig über Bauarbeiten informiert habe.

Alles war seit Wochen vorbereitet. Viel ehrenamtliches Engagement und Zeit haben die Organisatoren investiert. Am Montag sollte die traditionelle Sommerferien-Sportwoche des TuS Germania Hersel starten. Mehrere Fußballteams aus der Region waren eingeladen und hatten bereits zugesagt. Doch die Woche ist wohl gelaufen, denn den Verein erreichte nach eigenem Bekunden vor zwei Tagen ein Brief von der Stadtverwaltung: Ebenfalls am Montag beginnen die Bauarbeiten für die Flüchtlingsunterkunft, eine große Containeranlage für ungefähr 65 Bewohner, direkt angrenzend an den Sportplatz an der Erftstraße.

Das Problem: Für die Baumaterialien, Container und Fahrzeuge wird der Parkplatz der Sportanlage benötigt und muss dafür gesperrt werden. Die Stadt spricht auf Anfrage „von einer Verkettung unglücklicher Umstände“.

Wir stecken seit Wochen unsere Energie in die Organisation der Sportwoche, opfern unsere Freizeit und jetzt wird alles kaputt gemacht und man legt uns Steine in den Weg!
Jürgen Flügger, Vorsitzender des Sportvereins

Der Vorsitzende des Sportvereins, Jürgen Flügger, ist sichtlich erregt und empört: „Wir stecken seit Wochen unsere Energie in die Organisation der Sportwoche, opfern unsere Freizeit und jetzt wird alles kaputt gemacht und man legt uns Steine in den Weg!“ Dabei geht es Flügger gar nicht um die Unterkunft für Geflüchtete. Dass die kommt, steht bereits seit Monaten fest. Ihn regt auf, dass die Stadt nicht, wie seinerzeit zugesagt worden sei, rechtzeitig das Gespräch mit dem Verein gesucht und über den Beginn der Bauarbeiten informiert habe. Dabei sei das versprochen worden.

Auf dem ehemaligen Gelände des Emka-Marktes hinter dem Bahnhof Roisdorf am Rosental sind derzeit die Container für die Herseler Flüchtlingsunterkunft zwischengelagert.

Auf dem ehemaligen Gelände des Emka-Marktes hinter dem Bahnhof Roisdorf am Rosental sind derzeit die Container für die Herseler Flüchtlingsunterkunft zwischengelagert.

Dies bestätigte auch der Herseler CDU-Ratsherr Rüdiger Prinz, der den Frust und die Wut der Sportler versteht und Schützenhilfe leistet: „Wäre die Stadt rechtzeitig auf den Verein zugekommen, hätte man handeln und die Sportwoche verschieben können. Doch die Information erreichte uns drei Tage vor Turnierbeginn.“

Natürlich habe die Organisation über alternative Parkmöglichkeiten nachgedacht. Die wenigen Stellflächen am benachbarten Friedhof seien aber ebenso wenig eine Alternative wie der Parkplatz an der Rheinhalle mitten in Hersel: „Diese Möglichkeit ist suboptimal, wir lassen niemanden 800 Meter mit Sporttaschen von der Rheinhalle zum Sportplatz laufen. Einen Shuttle-Service können wir uns nicht leisten.“

Flügger sieht noch ein weiteres Problem: Wird der Parkplatz gesperrt, können auch keine Rettungsfahrzeuge mehr das Gelände ansteuern. Bereits seit Ende Juni laufen die vorbereitenden Maßnahmen für den Bau der Unterkunft. Auch darüber sei der TuS nicht rechtzeitig informiert worden. Auf einmal seien der Parkplatz und die Kunstrasenfläche mit Sand und Staub verdreckt gewesen.

Neben dem neuen Sportplatz an der Erftstraße haben die Arbeiten für das Flüchtlingsheim begonnen.

Neben dem neuen Sportplatz an der Erftstraße haben die Arbeiten für das Flüchtlingsheim begonnen.

Betroffen von dem Bau der Containeranlage ist auch der Junggesellenverein, der sich nach Ende der Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren endlich wieder „berappelt“ habe, schildert es Flügger. Er ist selbst inaktives Mitglied in dem Verein. Für ihr jährliches Fest dürfen die Junggesellen den Sportplatz nutzen und dort ihr Festzelt aufbauen: „Wenn das im kommenden Jahr nicht möglich sein wird, ist das schon ein hartes Brett. Dann ist der Verein wahrscheinlich tot.“

Bei dem abgesagten Turnier hätte es sich um ein Seniorenturnier gehandelt. Leidtragende seien aber auch Kinder und Jugendliche, die hätten nämlich von dem Erlös aus der Sportwoche profitiert: „Wir brauchen das Geld dringend für unsere Jugendarbeit“, betonte Flügger.

Keine Möglichkeit, das Turnier nachzuholen

Eine Möglichkeit, das Turnier später im Jahr nachzuholen, sieht der Vorsitzende nicht und meint zynisch: „Sollen wir im Winter vielleicht ein Glühwein-Special-Turnier anbieten?“ Ihn treibt aber noch eine weitere Sorge im Hinblick auf die anstehenden Kommunalwahlen im September um.

Das Verhalten der Verwaltung trage seiner Meinung nach nicht dazu bei, das Vertrauen in die Stadt und in die Politik zu stärken. Dem pflichtete auch Rüdiger Prinz bei. In einem Video auf seinem Social Media-Kanal sagte er: „Wäre die Stadt ihrer selbst auferlegten Verpflichtung nachgekommen, hätte man die Turnierwoche verschieben können oder darauf einwirken können, dass die Baumaßnahmen zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. So geht es nicht, das ist ein absolutes No-Go, das sorgt für Politikverdrossenheit in der Bevölkerung.

Auch die Bornheimer Grünen kommentieren auf Instagram die Angelegenheit: „Das ist in der Tat sehr ärgerlich, denn wir hatten im Sozialausschuss auf unseren Antrag hin ein Kommunikationsvorgehen - wer, wann, wie informiert und beteiligt wird, festgelegt. Leider ist dieser Beschluss ein weiteres Mal ignoriert worden. In Walberberg funktioniert es auch nicht gut.“ Dort wird am Jesuitenbungert aktuell eine Unterkunft errichtet. Laut der Grünen sei dies eine „unnötige Verschärfung von ohnehin sensiblen Situationen.“

„Kommunikation am Ende nicht ideal“

Und was sagt die Verwaltung dazu? Die Stadt bedauere die Situation, dass der Verein seine Sportwoche abgesagt habe, hält diese Absage aber laut Pressesprecher Christoph Lüttgen nicht für notwendig, zumal im Rathaus gar nicht bekannt gewesen sein soll, dass der TuS überhaupt eine Sportwoche veranstalten würde: „Der Stadt die Alleinschuld zuschieben zu wollen, geht an der Sache vorbei.

Vielleicht war die Kommunikation am Ende nicht ideal – das betrifft ausdrücklich aber auch den Verein. Vielleicht kann man auch von einer Verkettung unglücklicher Umstände sprechen. Aber hätte sich der Verein an die Stadt gewandt, hätte man sicher eine Lösung gefunden.“ Auch jetzt sei nach Auffassung der Stadt die Sportwoche noch möglich. Man hätte etwa beim Kreis beantragen können, die angrenzende Wiese als Parkplatz zu nutzen. Außerdem gebe es im Umfeld beispielsweise am Friedhof auch Möglichkeiten zu parken.

Am 7. Juli per Mail informiert

Laut Lüttgen habe die Stadt den Verein am 7. Juli per E-Mail informiert. Die Mitteilung über den Beginn der Tiefbauarbeiten sei noch an den ehemaligen Vorsitzenden gegangen, weil der Verein dem Sportamt die neuen Verantwortlichen noch nicht bekannt gegeben habe. Der ehemalige Vorsitzende habe die E-Mail nach eigenen Angaben aber umgehend an den neuen Vorstand weitergeleitet.

Ein paar Tage vorher sei bereits Ortsvorsteher Toni Breuer informiert worden. Lüttgen erklärt das behördliche Vorgehen: „Sobald die Ausschreibung erfolgte, ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, der mit der Auftragsvergabe endet. Sind die Aufträge erst einmal vergeben, ist es schwierig, Termine zu ändern.“ Der Sozialausschuss hatte den Kauf der Containeranlage bereits im Mai 2024 für rund zwei Millionen Euro beschlossen.