Bürgerdialog in BornheimKinder wünschen sich einen sicheren Schulweg

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Volles Haus im Gasthof Wieler: Bürgermeister Christoph Becker (l.) begrüßte rund 200 Gäste zum Gedankenaustausch.

Bornheim – Erst einmal wurden Stühle gerückt, mehr Tische aufgebaut und  Platz geschaffen für die rund 200 Interessierten, die am  Bürgerdialog mit dem Bornheimer Bürgermeister Christoph Becker im Walberberger Gasthaus Wieler teilnehmen wollten. Beim Auftakt zum Bürgerdialog, den Becker in allen Ortsteilen halten will, war zuvor mit 50 bis 70 Gästen gerechnet worden. Christoph Becker (parteilos) hatte gemeinsam mit Walberbergs Ortsvorsteher Andreas Schlösser zum Dialog eingeladen.  Damit war der Auftakt des neuen Gesprächsformats ein voller Erfolg.

 Becker will, wie seinerzeit wie im Wahlkampf versprochen, alle 14 Stadtteile bereisen, um mit den Einwohnern persönlich ins Gespräch zu kommen und zu sehen,  welche Themen ihnen  unter den Nägeln brennen. Bereits vorab gab es die Möglichkeit,  per E-Mail Fragen und Themen an das Ratsbüro einzureichen. Den Anfang  machten die jüngsten Bürger, Schülerinnen und Schüler der Thomas-von-Quentel-Schule, die gemeinsam mit ihren Lehrern und Eltern Wünsche und Forderungen präsentierten.

Ideen der Grundschüler:

Mehr Freizeitangebote wünschen sich die Kinder, zum Beispiel einen Basketballkorb an der Margaretenstraße, ein „Mini-Kino“ vergleichbar dem bekannten Zoom-Kino im benachbarten Brühl, eine Mountain-Bike-Strecke oder ein Eltern-Kind-Café. Der Pater-Bertram-Platz solle grüner und sauberer werden. Vor allem ist ihnen aber ein sicherer Schulweg wichtig. Viele Autofahrer hielten sich nicht an die Tempo-30-Begrenzung, speziell die Hauptstraße sei dauernd zugeparkt, Bürgersteige teilweise nicht vorhanden, es fehlten Ampeln oder Zebrastreifen. Für all diese Hinweise  gab es großen Applaus von den Gästen.  „Viele Wünsche entscheiden sich nicht so sehr von den  Wünschen der Erwachsenen“, sagte Becker und  versprach, den „bunten Ideenstrauß“ mitzunehmen und weiterzuverfolgen. Die Raumnot wegen der Pkw-Stellplätze sei bekannt, pro Haushalt gebe es immer mehr Fahrzeuge, Becker kritisierte aber, dass viele ihre Autos nicht auf ihren Einfahrten oder in Garagen abstellten, sondern  auf der Straße. Bei den Themen Müll und Tempo 30  appellierte Becker auch an die Eigenverantwortung. Die  Verwaltung werde dies mit der Politik aber weiter im Auge behalten. Solche  Probleme seien auch aus anderen Ortsteilen bekannt.

Vieles lasse sich allerdings auch nicht verändern, was an der historischen Bebauung liege, etwa überall breite Bürgersteige anzulegen. Beckers Fazit: „Es geht nur, wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen.“ Es gehe aber immer auch ums Geld und ums Personal, und beides sei derzeit knapp.

Hochwasserfolgen:

Vor allem die Bewohner am Schwadorfer Kreuz waren im Juli 2021 stark von der Flut betroffen. Es sei bereits viel  getan worden, meinte Becker, dem stimmten auch einige Bürger zu, konkrete Maßnahmen werden jedoch immer noch vermisst. Hier verwies Gabriela Geyer-Hehl, zuständig für den Bereich Projekt- und Betriebsmanagement Wasser beim Stadtbetrieb Bornheim (SBB), auf die noch ausstehenden Ergebnisse einer  Studie. Auch das beauftragte  Ingenieurbüro leide unter Personalmangel und bearbeite zusätzlich die Flutgebiete in Erftstadt. Sobald das Gutachten vorliege, könne konkret gehandelt werden. Die Probleme seien aber bekannt, beispielsweise warum  das Schwadorfer Kreuz  untergegangen sei.  Sie erklärte aber auch: „So ein Ereignis kann unser Abwassersystem nicht auffangen.“

Daher gelte auch für jeden Bürger und Eigentümer: „Eigenschutz ist der sinnvollste Schutz für die Gebäude“. Bürgermeister Christoph Becker verwies hier auf die Starkregenberaterin beim SBB, die beim Objektschutz weiterhelfe.

Umstrittener Neubau:

Vor einem halben Jahr begann ein Investor, auf einem Grundstück an der Ecke Dominikanerstraße/Hauptstraße zwei mehrstöckige Doppelhaushälften für mehre Wohneinheiten zu bauen.  Problem sei: Das Gebäude rage weiter in die Hauptstraße hinein als die Umgebungsbebauung und behindere dadurch die Sicht der Verkehrsteilnehmer, die von der Dominikanertraße auf die Hauptstraße fahren wollen. Einen Gehweg gibt es nicht, ein Bürger sprach von einer „unfallträchtigen Situation“.

Termine

Die Bürgerdialog-Reihe wird fortgesetzt,  Termine stehen bereits fest. „Hersel im Dialog“ folgt am Donnerstag, 1. Dezember, um 18 Uhr in der Rheinhalle. Dann wird Hersels Ortsvorsteher Toni Breuer dabei sein.

Weiter geht es jeweils dienstags, am 24. Januar in Bornheim-Ort, am 28. Februar in Widdig und am 28. März in Dersdorf.

Zur Vorbereitung der Veranstaltungen bittet die Verwaltung darum, Fragen, Themen und Anregungen für den jeweiligen Dialog vorab per E-Mail einzusenden. (fes)

Sowohl Christoph Becker als auch Stefanie Guertsen, Leiterin der Abteilung Bauberatung,  teilen die Sorgen, verwiesen allerdings auf die lange Historie dieses Grundstückes und den  rechtskräftigen Bebauungsplan. In den 1950er  Jahren durfte an der Hauptstraße nur so gebaut werden, dass genügend Platz für Rettungsfahrzeuge blieb.  Auch eine Neuaufstellung in den 70er  Jahren sah einen solchen „Rücksprung“ noch vor, erklärte Guertsen, erst per Ratsbeschluss in den 1990er Jahren wurde dieser  aufgehoben und dient aktuell immer noch als Grundlage: „Wir mussten geltendes Recht beachten, der Eigentümer hat darauf einen Rechtsanspruch, wir hätten nichts tun können.“ Der Eigentümer hätte sonst erfolgreich geklagt und die Stadt, und damit die Bürger als Steuerzahler, viel Geld verloren.

Einzelhandel:

Markus Breuer, Leiter des Edeka-Supermarktes in Walberberg, treiben zwei  mögliche Neuansiedlungen von Supermärkten in Brühl an der Autobahnauffahrt und im Einkaufszentrum Am Roten Boskoop in Merten um. Er befürchtet erhebliche Verluste, was auch für die Walberberger  zum Nachteil werden könnte.  Wie Becker erklärte, liegen der Verwaltung aus Merten  bislang keine Pläne vor. Immer wieder war im Gespräch, dass der vorhandene Rewe-Getränkemarkt im Einkaufszentrum zu einem Vollsortimenter ausgebaut werden soll. Becker hatte Brühls Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) vor einiger Zeit angeschrieben, eine  Rückmeldung aus der Schlossstadt gebe  es bislang nicht.   Becker  räumte ein, dass die Bornheimer Verwaltung nicht viel tun könne,  Einzelhandelsgutachten würden nur für die jeweilige Kommune aufgestellt, aber  nicht über kommunale Grenzen hinaus.

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