Kleine WanderungDenkmalroute führt Spaziergänger an der Burgruine Hemmerich vorbei

Unkraut und Efeu wuchert am alten Gemäuer der Hemmericher Burgruine.
Copyright: Margret Klose
Bornheim-Hemmerich – „Es ist richtig toll, dass es Menschen gibt, die solche Ideen haben und sie dann auch noch umsetzen“, lobte Bianca Loll (42) das jüngste, erst vor wenigen Wochen eingeweihte Projekt des Fördervereins Dorfgemeinschaft Hemmerich: die Denkmalroute. Die 42-Jährige war mit ihrer Familie aus Witzenhausen in Nordhessen zu Gast in Bornheim, zu Besuch bei der Familie ihres Mannes. Gemeinsam mit Kindern, Neffen, Schwägerin, Schwager und Brüdern machte sie sich auf, um bei einem Spaziergang ein bisschen in die Geschichte Hemmerichs hineinzuschnuppern.
„Diese Denkmalroute ist eine wunderbare Abwechslung für Erwachsene und Kinder, zumal sie ja auch am Spielplatz hier in Hemmerich vorbeiführt“, betonte die Bornheimerin Isabelle Loll (38). „Der macht den Spaziergang auch für kleinere Kinder attraktiv“, ergänzte ihre Schwägerin Bianca Loll.
Aber auch im Alleingang ist es ein Vergnügen, sich auf dem rund zwei Kilometer langen Spazierweg die Baudenkmäler des Höhenortes ein bisschen genauer anzusehen und dabei viel Wissenswertes zu erfahren. „Doppelt so schön ist es allerdings im Familienverband“, fand Bianca Loll. Ungefiltert habe sie dabei auch die Eindrücke ihrer Kinder und Neffen direkt erfahren. „Diese Burg ist richtig cool“, staunte der sechsjährige Florian über die alte, mystisch wirkende Hemmericher Burgruine. Fasziniert war der Junge besonders vom Wetterhahn, der sich auf dem Torhaus über dem Eingangstor im Wind drehte. Der vierjährige Eric dagegen sagte: „Die Burg ist nicht schön, sie ist ja total kaputt.“
Nach dem dritten Feuer nicht wieder aufgebaut
Von der beschrifteten Informationstafel, die die Ehrenamtler der Dorfgemeinschaft auch vor der Burgruine aufgestellt haben, erfahren die Spaziergänger, was genau es mit der Burg zu Hemmerich auf sich hat. Früher sah sie geradezu herrschaftlich aus. Zweimal sei sie, 1869 und 1906, abgebrannt und wieder wiederaufgebaut worden. Bei einem dritten Feuer im August 1945 sei das gesamte Herrenhaus zerstört worden und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Noch einmal wurde sie jedoch nicht wieder aufgebaut.

Aufmerksam studiert Familie Loll die Informationstafel vor der Pfarrkirche St. Aegidius.
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„Schade, dass sie so zerfällt“, fand auch Isabelle Loll. Ein Wiederaufbau können sich zwar weder sie noch ihre Schwägerin vorstellen. „Doch diese Ruine hat Potenzial“, schwärmte Bianca Loll. Das alte eindrucksvolle und imposante Gemäuer sei ja wie geschaffen zur Theaterkulisse. Direkt fielen ihr Stücke wie Dornröschen und Romeo und Julia ein.
Weiter geht die Denkmaltour von der Burgruine zunächst über die Maaßenstraße zum 1854 erbauten alten Pfarrhaus. Überliefert ist, dass sich die Baukosten des zweigeschossigen Backsteingebäudes auf 2300 Taler beliefen. Nur wenige Schritte weiter steht die nächste Station der Wanderung: die Hemmericher Pfarrkirche. Sie konnte 1896 eingeweiht werden. Belegt ist, dass außer den Kollekten, die das Generalvikariat des Kölner Erzbistums zur Finanzierung des Kirchenbaus durchgeführt hat, auch der damalige Hemmericher Pfarrer German Hubert Christian Maaßen seine gesamten Ersparnisse für das Bauvorhaben gespendet hat.

Auch an einer Schafweide geht es auf der kleinen Wanderung vorbei.
Copyright: Margret Klose
Als Initiator des Kirchenneubaus habe es sich Maaßen zudem nicht nehmen lassen, selbst tatkräftig bei den Bauarbeiten mitzuhelfen. Fasziniert lasen auch Bianca und Isabelle Loll, dass der Pfarrer trotz seines Alters von über 70 Jahren selbst Ziegelsteine geformt und gebrannt hatte.
An der 1829 erbauten Hemmericher Vikarie und dem rechts liegenden Vikarienhof vorbei geht es direkt zum Spielplatz. Er ist zwar keine Station der Denkmalroute, aber eine willkommene Abwechslung für die Pänz. „Hier ist es für die Kinder auch bei Regenwetter schön“, so Bianca Loll. Nach einer Runde Austoben führt die Route gegenüber den Wirtschaftsweg am Regenauffangbecken sowie einer Schafweide vorbei und über freies Feld weiter bis zum 1890 errichteten Wegekreuz.
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Dort geht es links zum Zweigrabenweg und von dort zurück nach Hemmerich – zum Hasenhof. Seine Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück. Den Namen Hasenhof hat das Baudenkmal seinen ehemaligen Besitzern, den Rittern von Haes, zu verdanken. Die Infotafel verrät, dass der Hof einen zweistöckigen, unterirdischen Weinkeller hat, und dass er heute stellvertretend für die lange Tradition des Weinanbaus im Vorgebirge steht. Erst 1848 endete die Weinproduktion in Hemmerich. Um die Bauern zum Anbau von Obst und Gemüse zu motivieren, sollen die Preußen den Weinanbau mit hohen Steuern belegt haben.
Der Spaziergang dauert mit kleinen Päuschen zum Lesen höchstens 90 Minuten. Kinderwagen und Gehhilfen machen auf den asphaltierten Wegen keine Probleme. In der Kreuzbergstraße, in der Nähe der alten Schule, gibt es ausreichend Parkplätze.