Ein Stein des Anstoßes?Skulptur vor dem Roisdorfer Bahnhof provoziert Reaktionen

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Wohlgeformt aus norwegischem Larvikit: Die Kehrseite vor dem Roisdorfer Bahnhof ruft verschiedene Reaktionen hervor.

Wohlgeformt aus norwegischem Larvikit: Die Kehrseite vor dem Roisdorfer Bahnhof ruft verschiedene Reaktionen hervor.

Bornheim-Roisdorf – Einige lachen laut los, andere schmunzeln, wieder andere schütteln den Kopf: Aber keinen lässt der Anblick der Steinskulptur vor dem Roisdorfer Bahnhof, die doch stark an das wohlgeformte Hinterteil einer Dame erinnert, kalt. „Es ist schon ein bisschen provokativ“, sagt Kurt Schiwy, der die Idee zu dieser ungewöhnlichen Aktion hatte. Der „Stein des Anstoßes“ stammt übrigens von Jakob Meyer, einem Studierenden der Alanus Hochschule. Und nein, er ist nicht ausdrücklich für den Bahnhofsvorplatz geschaffen worden.

Schiwy, der am 7. Mai im ehemaligen Kartenhäuschen am Bahnhofsvorplatz seinen zweiten „RadTour“-Laden eröffnet, hatte mehrere Alanus-Studierende angesprochen, ob sie bei dieser Aktion mitmachen wollen. Die Hochschüler haben insofern eine enge Verbindung zum Bahnhof, weil sie in den Roisdorfer Bürgerwerkstätten schon Modelle vorgestellt haben, wie der hässliche Bahnhofsvorplatz in Zukunft ansehnlich gestaltet werden könnte.

Bei Gestaltung „Luft nach oben“

In ihren Visionen ist der zurzeit nur als Parkraum genutzte Bahnhofsvorplatz autofrei, ist mal als Mehrgenerationenpark, mal mit Spiegelweiher oder als offene Freifläche zur unterschiedlichen Nutzung wieder als lebendiger Dorfmittelpunkt herausgearbeitet worden. Kurt Schiwy war bei all diesen Workshops dabei, sagt er. Und was die Gestaltung des Platzes angehe, da sei grundsätzlich „viel Luft nach oben“.

Er möchte, dass Kunst wahrgenommen wird, so Schiwy. Hier komme noch ein verbindendes Element dazu, sagt er und muss selbst schmunzeln: Eine Hälfte des Hinterteils befinde sich auf dem Gelände der Bahn, die andere auf städtischem Areal. Vielleicht helfe das, den Bahnhof bei der nächsten Modernisierungsoffensive der Bahn zu berücksichtigen.

Kunst oder Message?

Die Reaktionen auf die Aktion, die bei der Stadt offenbar nicht angemeldet worden war, fallen unterschiedlich aus. „Männer finden den Stein überwiegend witzig, Frauen sind eher geteilter Meinung“, hat Schiwy beobachtet. Viele hatten sich die Skulptur am Wochenende beim „Frühlingserwachen“ in Bornheim angeschaut, denn der Servicepunkt für Fahrräder am Roisdorfer Bahnhof war einer der Anlaufpunkte. Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer hatte davon gehört und gedacht, es wäre ein Gag. Sie wollte sich den Stein noch anschauen. „Kunst oder Message wird dann hier die Frage sein?“, so Kretschmer.

Sehr gelacht hatte auch der Roisdorfer Harald Stadler beim Anblick der Rundungen – und sich dann seine Gedanken gemacht: „Jetzt sitzt genau auf der Grundstücksgrenze zwischen der DB-Anlage und der Stadt Bornheim der Torso eines Steinhinterns in Richtung Rathaus Bornheim. Was will uns der Schöpfer dieser Skulptur aus Alfter damit sagen? Ein Gruß an die Stadtratpolitiker, dass sie endlich Druck machen, damit es mit der Bürgerwerkstatt und dem Umbau des Bahnhofumfeldes in Roisdorf vorangeht?“ Auf jeden Fall habe Bonn sein Bröckemännche und Roisdorf jetzt „ein adäquates Gegenstück“.

Aktion ist nicht genehmigt

Nicht wirklich amüsiert war man im Bornheimer Rathaus. Der Bürgermeister habe den Kopf geschüttelt, hieß es auf Anfrage. Die Aktion sei nicht genehmigt, die Verwaltung prüfe jetzt die Verkehrssicherheit der Skulptur.

Und der Künstler selbst? Jakob Meyer wollte sich gestern zu einer etwaigen Botschaft der Skulptur auf Anfrage nicht äußern. Auf jeden Fall ist das Werk entstanden beim Steinsymposium in Norwegen, das fester Bestandteil des Studiums Bildende Kunst/Bildhauerei/Installation/Neue Medien ist. Bei dem Stein handelt es sich um Larvikit, der aus einem norwegischen Steinbruch gewonnen wurde.

Insgesamt sieht es nicht gut aus für das Hinterteil. Zumindest an diesem Standort. Kurt Schiwy, der im März 2014 die erste „RadTour“-Verleihstation im denkmalgeschützen Wasserturm in Brenig eröffnet hatte, hofft aber, dass der Stein noch bis zur Eröffnung seines zweiten Radverleihs dort steht.

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