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Heimatmuseum BornheimNur ein digitales „Gedächtnis der Stadt“?

Lesezeit 4 Minuten
13. Juni 2025. Bornheim. Diskussion über ein Kulturzentrum und ein Heimatmuseum in Bornheim. Vorbild Heimatmuseum Lengsdorf. Foto: Frank Engel-Strebel

13. Juni 2025. Bornheim. Diskussion über ein Kulturzentrum und ein Heimatmuseum in Bornheim. Vorbild Heimatmuseum Lengsdorf. Foto: Frank Engel-Strebel

Ein Heimatmuseum oder ein Kulturzentrum für Bornheim steht schon länger auf der Agenda. Im Moment sieht es so aus, als wäre nur eine digitale Lösung realistisch.

Einig sind sich Politik und Verwaltung bereits seit vielen Jahren: Ein Kulturzentrum und ein Heimat- oder Stadtmuseum würden das Leben in Bornheim bereichern. Der große Traum: Ein festes Gebäude, das dem „Gedächtnis der Stadt“ eine Heimat bieten könnte. Ob diese Vision jemals wahr wird, darf nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sport, Kultur und Ehrenamt durchaus bezweifelt werden. Sollte es überhaupt dazu kommen, dann höchstens als „virtuelles Kultur- und Heimatzentrum“ in Form einer digitalen Plattform. Und das auch frühestens in zwei bis drei Jahren.

Stadt hat Agentur beauftragt

Bekanntermaßen ist Bornheim klamm und fachkundiges Personal kaum vorhanden, so dass die Gründung eines virtuellen „Museums“ frühestens mit dem Doppelhaushalt 2027/28 beraten werden soll. So schlägt es die Verwaltung vor. Im Rathaus hat man sich das Angebot einer Agentur eingeholt. Rund 79.000 Euro würde es kosten, ein modernes digitales Angebot zu schaffen. Rund 35.000 Euro würden für die Gestaltung und Umsetzung eines digitalen Heimat- und Kulturzentrums anfallen. Dazu käme auch noch die Neugestaltung des Veranstaltungskalenders auf der Internetseite der Stadt Bornheim, um diesen nutzerfreundlicher und attraktiver zu machen. Da lägen die Kosten bei gut 16.000 Euro. Um die Plattform zusätzlich mit Filterfunktionen oder vereinfachten Eingaben zu optimieren, kämen noch einmal knapp 28.000 Euro hinzu. Die Stadt befürwortet grundsätzlich diese Idee, doch laut Kämmerer Ralf Cugaly seien die Kosten im laufenden Etat nicht darstellbar.

Den Anstoß für dieses Kulturangebot gab vor vier Jahren ein Antrag der Grünen, für die es laut Joachim Vieritz nach wie vor eine „Herzensangelegenheit“ ist. Er kritisierte, dass die Stadt erst jetzt mit einer Vorlage kam und es versäumt habe, im vergangenen Jahr mögliche Fördermittel zu beantragen. Seine Fraktionsollegin Andrea Gesell, die im IT-Bereich arbeitet, sah die vorgestellten Zahlen kritisch: „Ich glaube nicht, dass wir für 35.000 Euro solch eine digitale Plattform für ein Heimatmuseum umsetzen können. Das wird nicht reichen.“ Sie schlug vor, Kontakt mit anderen Ortsausschüssen oder Kommunen in der Region aufzunehmen, wie diese ihre Heimatmuseen finanzieren und organisieren.

Ute Krüger (SPD) würde gerne wissen, wie dieses digitale Angebot konkret aussehen könne. Hierzu informierte Sebastian Römer von der städtischen Wirtschaftsförderung die Ausschussmitglieder. Mit der Neugestaltung des Veranstaltungskalenders beispielsweise könnte auch ein Ticketsystem für Konzerte oder Lesungen im Stadtgebiet hinterlegt werden und Heimatvereine könnten einzelne Exponate aus ihrem Fundus virtuell präsentieren.

2000 Bürger befragt

Kurzer Rückblick: Im Frühjahr 2022 waren 2000 zufällig ausgewählte Bürger von der Stadt aufgefordert worden, an einer anonymen Umfrage zum Thema „Braucht Bornheim ein Kulturzentrum und/oder ein Heimatmuseum?“ teilzunehmen. 553 Antworten kamen zurück, 430 Bürger bekundeten „großes“ bis „sehr großes“ Interesse an einem Kulturzentrum. Zu einem möglichen Stadt- und Heimatmuseum äußerten sie sich eher zurückhaltend, etwa 230 Leute zeigten ein geringes oder gar kein Interesse. Später trafen sich dann verschiedene Vertreter zu einem „Runden Tisch Kultur“, um sich auszutauschen. Ein Kulturzentrum an einem zentralen Standort zu etablieren stieß dabei auf ein durchgehend positives Echo. Die meisten der Teilnehmer favorisierten die Idee, ein Heimatmuseum in das Kulturzentrum zu integrieren. Ein Kulturzentrum sollte nicht nur kulturelle Angebote, Konzerte, Ausstellungen oder Theateraufführungen an einem zentralen Ort bündeln, sondern auch ein Gastronomieangebot, etwa in Form eines Cafés, bereithalten. Es sollten zudem möglichst Veranstaltungen angeboten werden, die für die Bürger aller 14 Stadtteile interessant sind, damit diese das neue Zentrum aufsuchen. Auch offene Angebote sollte es geben.

Für das Museum wurden heimatkundliche Sammlungen gewünscht, die Integration des Stadtarchivs, geschichtsspezifische Veranstaltungen wie historische Jahrestage oder zur Brauchtumspflege. Auch digitale Angebote, etwa virtuelle Ausstellungen, sollte es geben. Ideen für mögliche Standorte gab es ebenfalls. Da ein Neubau sicherlich die teuerste Variante wäre, schlugen die Teilnehmer vor, ein Kulturzentrum in bereits bestehenden Gebäuden einzurichten.

Die verwaiste Burgruine Hemmerich im Sonnenschein.

Diie Heimatkundler Achim und Horst Bursch schlugen die Burgruine Hemmerich als möglichen Standort für ein Heimatmuseum vor.

Mehrfach genannt wurden unter anderem das Schloss Bornheim, die Rheinhalle Hersel, das Bürgerhaus Kardorf oder das seit Jahren verwaiste Lokal „Heimatblick“ oberhalb Roisdorfs. Die Heimatforscher Dr. Horst Bursch und sein Sohn Achim Bursch brachten seinerzeit die Burgruine Hemmerich ins Spiel mit ihrem Burgpark und dem Dichterhäuschen als kulturhistorisches Museum für Dauer- und Wechstelausstellungen. Aus ihrer Sicht wäre die Bezeichnung „Vorgebirgsmuseum“ einzigartig, eingängig und werbewirksam.

Vorbilder in der Region

 Im Umland gibt es einige Museen und Kulturzentren, die als Vorbild dienen könnten. Beispielsweise in Wesseling das Kulturzentrum „Rheinforum“ in einer historischen Fabrikhalle oder der Schwingelerhof in Keldenich, der Himmeroder Hof in Rheinbach, das Siebengebirgsmuseum in Königswinter oder das Heimatmuseum Bonn-Beuel in Trägerschaft des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins, das 1986 in einem Fachwerkensemble eingerichtet worden war. Ähnliches gilt für das kleine Heimatmuseum in Bonn-Lengsdorf, das der dortige Heimat- und Verschönerungsverein betreut. In Alfter-Witterschlick unterhält der Verein HeimatKultur neben einem Hofcafé auch eine Museumsstube im Haus Kessenich, und in Alfter-Ort gibt es das Haus der Alfterer Geschichte im ehemaligen Jugendheim der katholischen Pfarrgemeinde St. Matthäus, betrieben von seinem Förderverein.