Insolventer LandwirtUnrat bei Spargel Ritter in Bornheim türmt sich

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Kein ein­la­den­der Anblick: Auch an den ehe­ma­li­gen Un­ter­künf­ten türmte sich zuletzt wieder der Unrat.

Bornheim – Ein süßlich-fauler Geruch schlägt Passanten in der Brehmstraße entgegen. Mannshoch steht das Unkraut dort in den teils offenen Folientunneln und auf dem Grundstück der insolventen Sabine & Claus Ritter GbR stapelt sich der Unrat. Spaziergänger schaudern. "Hier will ich im Dunkeln nicht vorbeikommen", meint eine Frau, die mehr zufällig auf der Suche nach dem Natur-Kulturpfad mit ihrem Fahrrad auf der Brehmstraße Richtung Roisdorf unterwegs ist. Für das Image der Stadt sei dieser Anblick vernichtend.

Keiner fühlt sich wirklich zuständig

An der ehemaligen Verarbeitungshalle hängt das Vorhängeschloss lose am Riegel. Vor dem Tor liegt ein gewaltiger Müllhaufen. Berge aus Unrat, zerbrochene Dixi-Klos, zersplitterte Paletten und jede Menge Plastikmüll türmen sich auch neben der Halle auf. Sogar ein altes Auto verrottet ein bisschen abseits halb im Gebüsch vor sich hin. Weder die Stadt Bornheim noch der Kreis-Sieg-Kreis und der Insolvenzverwalter finden den Anblick erbaulich, aber bei der Frage der Zuständigkeit scheiden sich die Geister: "Die Stadt ist nicht zuständig und hat daher zunächst einmal keine Handlungsmöglichkeiten", heißt es aus dem Rathaus. Man verweist auf den Rhein-Sieg-Kreis, der ja auch schon wegen der Müllablagerungen auf dem Gelände der Ritter'schen Wohncontainer am Ühlchen hinzugezogen worden war. Die Stadt hat nach eigenen Angaben das Umwelt- und Naturschutzamt in Siegburg auf die Situation an der Brehmstraße hingewiesen.

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"Der Rhein-Sieg-Kreis ist in dieser Sache derzeit nicht tätig und auch nicht zuständig", heißt es auf Nachfrage im Gegenzug aus dem Kreishaus. Bei Fragen zu den Wohncontainern sei das Bornheimer Bauamt zuständig und für die Gesamtsituation in der Brehmstraße das Ordnungsamt. Es könne die Entsorgung des wilden Mülls über die RSAG abwickeln.

Gar nicht zuständig für die Vermüllung fühlt sich der Bonner Insolvenzverwalter. Da sei das Gesetz auf seiner Seite, sagt Dr. Andreas Schulte-Beckhausen, denn das Gelände habe schon vor der Insolvenz so ausgesehen. Sein Ziel sei es, das Verfahren ordnungsgemäß abzuwickeln. Dazu müssten auch die noch laufenden Miet- und Pachtverträge von Flächen und Gebäuden gekündigt und an die Eigentümer zurückgegeben werden. Auch das Gebäude an der Brehmstraße sei lediglich gemietet. Im schlimmsten Fall müsste am Ende des Insolvenzverfahrens der Eigentümer des Areals dann für die Entsorgung geradestehen. Allerdings sei nicht alles Abfall. Die Dixi-Toiletten sollen noch versteigert werden. "Wir versuchen als Insolvenzverwaltung das Beste für unsere Gläubiger herauszuholen", so Schulte-Beckhausen. Auch die Wohncontainer im Ühlchen wolle man verkaufen. Dort werde zurzeit aufgeräumt. Das bestätigen auch Anwohner. Täglich seien Arbeiter vor Ort, die Berge von Abfall und Sperrmüll aus den Gebäuden schleppen.

Ärger sitzt bei Bornheimer tief

Über die Zustände in der Containersiedlung ärgern sich viele Bornheimer seit langem; lieber heute als morgen solle sie aufgelöst werden. Nach Informationen der Stadt Bornheim ist jedoch ein Betrieb im Insolvenzverfahren nicht verpflichtet, umgehend alles abzureißen. Es könnte schließlich auch sein, dass ein möglicher neuer Eigentümer den Betrieb fortführen und die Unterkünfte weiter nutzen möchte.

Tätig werde man, wenn Entwicklungen beobachtet werden, die nicht zulässig sind. Im Auge habe man auch die Ritter'schen Folientunnelanlagen, von denen noch sehr viele auf den Feldern zwischen Wesseling und Alfter stehen. Sie sind zwar nicht genehmigungspflichtig, insofern werde auch ihre Standfestigkeit nicht regelmäßig überprüft. Sollte aber ein Tunnel auf die Straße wehen und zur Gefahr für den Verkehr werden, wäre das zunächst ein Fall für die Polizei. Wenn sich die Tunnel etwa bei Sturm und Unwetter gefährlich aufblähten, müsse der Eigentümer sie sichern. Laut dem Insolvenzverwalter sind die Tunnel Gläubigern aktuell als Sicherheit für noch offenstehende Forderungen übertragen worden. Sie seien damit für die Sicherung zuständig.

Mit Kopfschütteln reagiert der insolvente Landwirt Claus Ritter auf die Entwicklung auf seinem Firmengelände am Uedorfer Weg. Seinen Angaben zufolge hat ihm der Insolvenzverwalter Hausverbot erteilt. "Das Haus dort ist vermietet, aber jetzt sind alle Ein- und Ausfahrten des Geländes mit Erde zugeschüttet." Die Wälle und Paletten-Türme sind, wie eine Nachfrage der Rundschau beim Insolvenzverwalter ergab, keineswegs ein Blickschutz, sondern dienen einzig der Sicherheit, damit die Gerätschaften nicht plötzlich vom Hof verschwinden.

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