Jetzt im ArchivDiese Urkunde legte im Jahr 1250 den Zank um Hersel bei

Bei der Übergabe in der Kirche: Ulrich Helbach (l.) mit Johannes Saß und Bernhard Kleß (r.).
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Bornheim-Hersel – Die älteste Urkunde von Sankt Aegidius Hersel, die aus dem Jahr 1250 stammt , hat eine neue Heimat. Am Mittwochmorgen waren Johannes Saß, geschäftsführender Vorsitzende des Kirchenvorstands und sein Stellvertreter Bernhard Kleß schon früh in die Pfarrkirche gegangen. Vor dem Altar stellten sie das geschichtsträchtige Dokument hinter Glas kurz aus. Vorsichtig verpackten Archivarin Dr. Anna Ostermann und der Direktor des erzbischöflichen Archivs in Köln, Dr. Ulrich Helbach, es danach und nahmen es mit ins erzbischöfliche Archiv nach Köln.
„Wir haben hier einfach nicht die Möglichkeiten diese Urkunde so sicher aufzubewahren, dass sie vor Brand, Diebstahl und Beschädigung geschützt ist“, erklärte Saß. Er sei sogar froh, dass das wertvolle Dokument nicht mehr im Kirchenarchiv im Pfarrhaus in Hersel liege. „Es ist vernünftiger so“, sagte er. Einvernehmlich habe das auch der Kirchenvorstand entschieden. „Die Urkunde bleibt ja in guten Händen“, erklärte Saß.

Unter Glas ausgebreitet und dann nach Köln abtransportiert: Die 700 Jahre alte Urkunde aus Hersel.
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Helbach war ganz verzückt von dem über 700 Jahre alten Schriftstück. Die in lateinischer Sprache verfasste Urkunde wurde 1945 vom damaligen Pfarrer in Hersel übersetzt. Sie hält die Regelung über die Besetzung der Pfarrstelle in Hersel durch einen Bruder der Abtei Rode (Klosterrath) fest. „Dieses Dokument ist ein kräftiges Zeichen dafür, dass hier Jahrhundertelang Gemeindeseelsorge gelebt wurde“, betonte Helbach. Das Dokument bliebe Eigentum der Pfarrgemeinde St. Aegidius: „Für uns ist es eine Ehre, es aufbewahren zu dürfen.“ Das hohe Alter der Urkunde untermalte er mit der Anmerkung, es sei aus einer Zeit, in der noch kein Columbus Amerika entdeckt hatte und auch die Reformation kein Thema gewesen sei.
Übersetzung
Aus dem historischen Dokument von 1250:
„Wir haben ihre gerechten Bitten und frommen Wünsche wohl erwogen und wollen ihnen gern entsprechen. Um aber den Nutzen und Vorteil der beiden Kirchen, der unsrigen und der ihrigen zu dienen, wollen, bestimmen und verordnen wir einmütig, dass nachdem der jetzige Rektor von Hersille Wilhelm gestorben oder durch Gehorsam gegen einen Oberer entfernt ist, der jeweilige Abt von Rode nach Beratung mit den älteren Brüdern einen aus den Kanonikern der Kirche von Rode für die Seelsorge der Kirche von Hersille dem Bonner Propst vorschlage, der den Vorgeschlagenen ohne Widerspruch investieren und zulassen soll. Damit aber die der Kirche von Bonn schuldige Unterordnung und Ehrerbietung und Anspruch und das Recht zu präsentieren für die Kirche von Rode für die Zukunft anerkannt werde, verordnen und wollen wir, dass der Investierte in Hersille in jedem Jahr ein Karat Wein 122 zum Gebrauch des Bonner Kapitels oder zwei Mark, wenn er ein schlecht geraten ist, und ein Goldstück im Wert von zwölf gebräuchlichen Münzen dem Herrn Propst von Bonn am Feste des Heiligen Märtyrer Cassius und Florentius als Opfer und eine Kerze von zwei Pfund für die Kirche darbringe.“ (mkl)
Aus dem Dokument geht hervor, dass es wohl einen Streit zwischen der Abtei Rode (Klosterrath) bei Kerkrade und dem Bonner Stift um die Besetzung der Seelsorgestelle in Hersel gab. Einvernehmlich und schriftlich einigten sich die Kontrahenten im Beisein des Bonner Propstes und des Kölner Erzbischofs darauf, dass das Kloster Rode die Seelsorge übernehmen soll, dem Bonner Stift dafür jährlich jedoch Wein, Wachs und Goldstücke liefern muss. Damit war der Streit beigelegt. Bis 1802 ist die Seelsorgestelle in Hersel tatsächlich durch einen Pater aus Kloster Rode sichergestellt worden.
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An der Urkunde waren ursprünglich vier Wachssiegel befestigt. Das linke, vom Kölner Erzbischof, ging bereits vor Jahrzehnten verloren. Die beiden mittleren, vom Bonner Stift und der Abtei Rode, sind beschädigt. Lediglich das ovale Wachssiegel des Bonner Propsts ist einigermaßen vollständig. „Die Siegel sind auch extrem gefährdet abzubrechen oder verloren zu gehen“, erklärte Helbach. Lose und nur an Bändern befestigt hingen sie schwer an dem Dokument.
„Für unser Archiv ist das Schriftstück ein richtiger Schatz“, schwärmt Helbach. In der Urkunde gehe es schließlich um den Kern der Pfarrgeschichte von Hersel. „Wir sind ja dafür da, solche Dokumente aufzubewahren.“ Der Service sei kostenlos, und die Dokumente könnten jederzeit besichtigt werden. Andere Pfarreien gäben komplette Kirchenarchive in Köln ab. So reihten sich dort schon Archivschätze von etwa zehn Regalkilometern.