Linien 16, 18 und 68Stadtbahnen sollen häufiger fahren

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Dichterer Takt, noch mehr Stau: Schon jetzt bilden sich lange Schlangen vor dem Herseler Bahnübergang.

Dichterer Takt, noch mehr Stau: Schon jetzt bilden sich lange Schlangen vor dem Herseler Bahnübergang.

BORNHEIM – Dichtere Takte auf den Stadtbahnen könnten für Bornheimer ein guter Grund sein, das Auto stehenzulassen und auf den ÖPNV umzusteigen. Sie könnten dafür sorgen, dass die Bahnen in Spitzenzeiten nicht mehr völlig überfüllt sind, sie könnten helfen, die Luft reiner zu halten in einer Region, die permanent weiter wächst.

Der Kreis und die Bonner Verwaltung hatten schon vor fünf Jahren den Auftrag von der Politik bekommen, mit den Verkehrsunternehmen ein Konzept zu erarbeiten,wie das regionale Straßenbahnnetz weiterentwickelt werden könnte. Die Vorschläge für die Linien 16, 18 und 66 liegen vor, jetzt sind die Anliegerkommunen gefragt. CDU und SPD in Bornheim haben bereits Zustimmung signalisiert, am Donnerstag stimmt der Stadtrat darüber ab. Aber bei aller Freude: Herrscht dann endgültig Stillstand vor dem Bahnübergang in Hersel?

10 statt 20 Minuten

Für die Linie 16 Köln-Wesseling-Bonn lauten die Vorschläge: Das Angebot könnte kurzfristig verbessert werden mit einer Taktverdichtung montags bis freitags auf 10 statt 20-Minuten-Takt, zunächst in der Hauptverkehrszeit von 7 bis 9.30 Uhr und 15 bis 19 Uhr.

Dies entspricht dem bereits etablierten Takt zwischen Köln und Wesseling. Abends und bis Betriebsschluss könnte die Bahn statt alle 60 Minuten im 30-Minuten-Takt fahren. Die Kehrseite der Medaille: Wird der Takt der Linie 16 verdichtet, dürfte sich die schon heute mangelhafte Verkehrssituation am Knoten L 118/L 300/Moselstraße in Hersel noch weiter spürbar verschlechtern. Die Autofahrer brauchen dann wohl eine Menge Geduld.

Für die Linie 18/68 Bornheim-Bonn könnten laut Arbeitsgruppe „Zukunft Stadtbahn Bonn/Rhein-Sieg“ kurzfristig kleinteilige Maßnahmen zum Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt werden.

Ein durchgehender 30-Minuten-Takt an Samstagen bis zirka 20 Uhr sowie ein durchge-hender 30-Minuten-Takt an Sonn- und Feiertagen bis 20 Uhr werden hier vorgeschlagen.

Start zum Fahrplanwechsel im Dezember

Weil es den durchgehenden 30-Minuten-Takt bereits auf den Teilabschnitten zwischen Köln und Schwadorf (Linie 18) sowie zwischen Bonn und Bornheim (Linie 68) gibt, sei nur ein Lückenschluss auf Bornheimer Stadtgebiet erforderlich. Unterm Strich kostet das die Stadt Bornheim 120 500 Euro mehr ab dem Jahr 2019. Die Mittel müssten über den Doppelhaushalt 2019/2020 bereitgestellt werden, der nach den Sommerferien beraten werden soll.

Dass die CDU die Vorschläge mittragen will, hat Fraktionschefin Petra Heller schon im Vorfeld klar gemacht. Aber auch betont, dass sich die Christdemokraten über die Auswirkungen an der Kreuzung am Herseler Bahnhof für alle anderen Verkehrsteilnehmer durchaus bewusst sind. „Es hat sich aber leider in der Vergangenheit gezeigt, dass ohne Druck auf die Entscheidungsträger beim Landesbetrieb Straßen die Kreuzung weiterhin in einem desolaten Zustand bleibt“, bedauert Rüdiger Prinz, Ratsherr aus Hersel, und hofft auf mehr Aufmerksamkeit für diesen Knotenpunkt und dessen große Bedeutung. Nach Ansicht von Prinz wäre „ein erster Schritt nach jahrelangem Stillstand bei der Weiterentwicklung des ÖPNV gemacht“.

„Zusätzlichen Druck aufbauen“, das hält auch SPD-Fraktionschef Wilfried Hanft mit Blick auf das Herseler Kreuzungsproblem für sinnvoll. Es werde Zeit, dass sich Vertreter des Landesbetriebs Straßen.NRW, der Stadt, der Bahn und alle Beteiligten endlich an einen Tisch setzen. Absurd sei es überdies, dass Planfeststellungsverfahren, wie es für den Umbau der Herseler Kreuzung nötig wäre, ein bis eineinhalb Jahrzehnte dauern. Es sei Zeit für „frischen Wind im Landesbetrieb“, so Hanft, er könne „die vielen Sonntagsreden nicht mehr hören“, nach denen doch nichts geschehe.

Der Straßen.NRW-Vertreter Frank Egenter hatte aber bereits im November im Stadtentwicklungsausschuss zu große Euphorie gedämpft: Natürlich wäre eine kreuzungsfreie Variante das Optimum, die könne aber 30 bis 40 Jahre dauern und gut 15 Millionen Euro kosten. Fraglich sei auch, ob die Betreiber der Stadtbahn überhaupt eine teure Troglösung mitfinanzieren würden.

Stadtrat Bornheim, Donnerstag, 18 Uhr, Rathaus.

Keine Alternative

120 000 Euro für Verbesserungen auf den Stadtbahnlinien, das ist schon eine hohe Summe. Aber „es gibt keine Alternative zu einem gut ausgebauten ÖPNV“, sagte Bürgermeister Wolfgang Henseler der Rundschau auf Anfrage. Zurzeit zahlt Bornheim rund 2 Millionen Euro ÖPNV-Umlage. Finanziert werden damit die drei Stadtbahnlinien, der „Berghüpfer“, die neue Verbindung nach Heimerzheim und vieles mehr.

Die Taktverbesserungen der Stadtbahnen im Berufsverkehr treffen natürlich auf die Stoßzeiten im Individualverkehr; das bringe eine Menge Probleme mit sich beispielsweise in Hersel und an den Bahnübergängen in Uedorf und Urfeld. Henseler: „Ich glaube nicht, dass sich das in Zukunft entzerrt.“ Je mehr Personenverkehr auf der Schiene angeboten werde, desto weniger Platz bleibe auch für Güterverkehr, über den die Betreiberin HGK offenbar wieder nachdenkt. (jr)

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