Nach Insolvenz von Spargel RitterMehr als 500 Tonnen Müll in Bornheim entsorgt

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Vor allem Folien zum Abdecken von Feldern hatten sich vom vormaligen Nutzer auf dem Gelände angesammelt und mussten nun von anderem Müll getrennt entsorgt werden.

Vor allem Folien zum Abdecken von Feldern hatten sich vom vormaligen Nutzer auf dem Gelände angesammelt und mussten nun von anderem Müll getrennt entsorgt werden.

Bornheim – Ganz bewusst hat Landwirt Klaus Langen die überdimensionalen Erdbeeren und Spargelstangen auf dem Dach seiner Verarbeitungshalle in etwa fünf Meter Höhe stehengelassen. „Wir sind jetzt dabei, hier in der Brehmstraße ein ganz neues Kapitel zu beginnen“, erklärt er. Und da gehören Erdbeeren und Spargel wieder dazu. Langen ist der Eigentümer der großen Halle und des angrenzenden Areals, wo bis März die „Sabine und Claus Ritter GbR“ ihren Firmensitz gemeldet hatte. Seither regierte hier der Bonner Rechtsanwalt Andreas Schulte-Beckhausen als Insolvenzverwalter. Er war mit der Hoffnung angetreten, mit einem Investor das Unternehmen retten zu können. Inzwischen ist der Betrieb allerdings aufgelöst, das gesamte mobile Firmeninventar wurde bei einer Online-Auktion versteigert. Nur der Müll blieb.

Mehrmals hat die Bonner Rundschau darüber berichtet. Zuletzt schoben sich im Juni die Stadt Bornheim und der Rhein-Sieg-Kreis wegen des Mülls den schwarzen Peter zu. Auch der Insolvenzverwalter winkte ab. Wie Schulte-Beckhausen der Rundschau schon früher erklärte, habe schon vor der Insolvenz so viel Müll auf dem Gelände gelegen. Im schlimmsten Falle müsse am Ende des Insolvenzverfahrens der Eigentümer des Areals für die Entsorgung des Unrats geradestehen, hieß es. Und genau dieser schlimmste Fall ist eingetroffen.

Mehrere Container pro Woche

„Am 1. Oktober haben wir unser Areal wieder übernommen und direkt mit den Aufräumarbeiten hier angefangen“, berichtete Langen. Mehr als 500 Tonnen Müll habe er seitdem bereits entsorgt. „Doch noch sind wir nicht fertig“, sagt der 52-jährige Landwirt aus Kerpen-Buir. So fahren immer noch mehrmals die Woche schwere Container-Transporter mit einem Fassungsvermögen von 40 Kubikmetern vor, um den sortieren Müll einzuladen und abzuholen. „Bald sind wir durch“, sagt Langen.

Insolvenzfall Ritter

Der Landwirt Claus Ritter sitzt nach Informationen der Direktorin des Amtsgerichts Bonn, Birgit Niepmann, aufgrund seiner mangelhaften Mitarbeit im Insolvenzverfahren immer noch in Erzwingungshaft. Das Ende der Haft hänge grundsätzlich von den erteilten Auskünften ab, die bisher zum Großteil aber noch nicht erfolgt sind. „Wenn die verlangten Auskünfte erteilt werden, kann und muss die Abteilungsrichterin die Entlassung anordnen“, so Niepmann.

Seit dem Anhörungstermin am 5. August befindet sich Ritter in Haft. Die Erzwingungshaft dauere längstens sechs Monate und könne danach aus denselben Gründen weder verlängert noch erneut angeordnet werden. Allerdings mache sich der Schuldner unter Umständen durch sein Verhalten strafbar. Parallel laufen laut Staatsanwalt Dr. Sebastian Buß strafrechtlichen Ermittlungen gegen Ritter. Ergebnisse daraus lägen aber noch nicht vor.

Das Insolvenzverfahren dauert an. Laut Holger Voskuhl, Sprecher des Insolvenzverwalters, so lange, bis alle offenen Fragen geklärt sind und klar sei, wie viel Geld für die Gläubiger zur Verfügung steht. (mkl)

2003 hatte er die Verarbeitungshalle inklusive des rund 11 000 Quadratmeter großen Geländes an der Brehmstraße an Sabine und Claus Ritter verpachtet. Doch nicht nur, dass er nach der Insolvenz auf dem Müll der Sabine und Claus Ritter GbR sitzen blieb. „Einige Leute haben sich tatsächlich dazu berufen gefühlt, hier noch weiteren Müll dazu zu kippen“, klagt Langen. Er wisse wirklich nicht, was in den Köpfen einzelner Menschen vor sich gehe. Um weiterem Müllabladen entgegenzuwirken, habe er das gesamte Areal einzäunen müssen. „Sondermüll war zum Glück nicht dabei.“ Zumeist sei es Agrarfolie gewesen, mit der einst Erdbeer- und Spargelfelder abgedeckt worden waren. „Mein Sohn Alexander hat hier in den vergangenen Wochen einen Riesenjob gemacht und Großartiges geleistet“, lobt Langen. Federführend habe der 23-Jährige die Aufräumaktion durchgeführt und geleitet. Spätestens zum Jahresende sollen nun auch die letzten Müllansammlungen verschwunden sein. „Dann wollen wir das Kapitel Aufräumen hier abgeschlossen haben“, so Langen.

Schon Ende April 2021 rechnet der Landwirt mit dem Start der neuen Spargelsaison. Und lange wird es dann nicht mehr dauern, bis auch die ersten Erdbeeren geerntet werden können. Klaus Langen ist nämlich nicht nur Eigentümer der Verarbeitungshalle, die er im kommenden Jahr auch wieder in Betrieb nehmen wird. „Wir hatten hier in nächster Umgebung auch Ackerflächen auf einer Gesamtfläche von über zehn Hektar verpachtet“, erklärt er. Die bewirtschafte er jetzt wieder selbst.

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Langen ist in Bornheim in der Landwirtschaft groß geworden. „Wir haben in der Schillerstraße gewohnt“, erzählt er. Schon seine Eltern und seine Großeltern waren Landwirte. „Meine Großmutter hat ihren späteren Ehemann sogar bei der Spargelernte in Alfter kennengelernt“, berichtet der 52-Jährige. Heute lebt Langen in Kerpen-Buir. Dort hat er auch seinen Obst- und Gemüsebetrieb und seinen Hofladen. Und dort möchte er künftig unter anderem auch die in Bornheim gewachsenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse vermarkten.

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