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Ortsgespräch Spezial:Stichwahlkandidaten für Bornheim auf der Bühne

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Ortsgespräch Spezial: Die Bürgermeisterkandidaten Anna Peters und Christian Mandt stellten sich in der Aula der Europaschule den Fragen von Dominik Pinsdorf (Mitte).

Ortsgespräch Spezial: Die Bürgermeisterkandidaten Anna Peters und Christian Mandt stellten sich in der Aula der Europaschule den Fragen von Dominik Pinsdorf (Mitte). 

Die Stichwahl wird sich zwischen Christian Mandt (CDU) und Anna Peters (SPD) entscheiden.

Am Ende wird natürlich nur einer von beiden ins Bornheimer Rathaus einziehen, den Chefsessel einnehmen und Amtsinhaber Christoph Becker beerben. Die Stichwahl wird sich zwischen Christian Mandt (CDU) und Anna Peters (SPD) entscheiden. Am kommenden Sonntag, 28. September, sind die Bürger erneut aufgerufen, zur Wahlurne zu gehen oder vorab an der Briefwahl teilzunehmen. Dabei gäben die beiden Kontrahenten auch ein gutes Tandem ab, denn wie sich am Freitagabend bei einem weiteren „Ortsgespräch Spezial“ herauskristallisierte, ziehen sie bei den großen Themen durchaus an einem Strang. Daher verlief die von Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf moderierte Talkrunde in der Aula der Europaschule nicht nur fair, sondern schon fast freundschaftlich ab.

Peters und Mandt sind per Du, kennen sich seit Jahren durch ihr jeweiliges ehrenamtliches Engagement. 130 Gäste waren in die Aula der Europaschule gekommen, um sich das Rededuell anzuhören, wobei ein Großteil aus den jeweiligen politischen Lagern der beiden kam. Schnell war klar: Peters und Mandt wollen die aus ihrer Sicht bestmöglichen Lösungen für die anstehenden Probleme in Bornheim. Dabei ist die Schnittmenge zwischen den Kontrahenten trotz unterschiedlicher Parteibücher groß.

Verwaltung soll effizienter und bürgernäher werden

Oberste Priorität hat für beide die Weiterentwicklung des Schulstandortes Mertens, sowohl Peters als auch Mandt favorisieren jeweils einen finanzierbaren Neubau der Gesamtschule und keine Sanierung im Bestand. Einig sind sie sich auch, dass die Verkehrsinfrastruktur verbessert werden muss, etwa mit dem zweigleisigen Ausbau der Stadtbahnlinie 18 oder mehr Radwegen. Sie wollen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, die Verwaltung effizienter und bürgernäher aufstellen und den regelmäßigen Austausch mit den Bürgern suchen.

21. September 2025. Ortsgespräch Spezial: Die Bürgermeisterkandidaten Anna Peters und Christian Mandt gehen in die Stichwahl und stellten sich in der Aula der Europaschule den Fragen von Dominik Pinsdorf (Mitte). Foto: Frank Engel-Strebel

21. September 2025. Ortsgespräch Spezial: Die Bürgermeisterkandidaten Anna Peters und Christian Mandt gehen in die Stichwahl und stellten sich in der Aula der Europaschule den Fragen von Dominik Pinsdorf (Mitte). Foto: Frank Engel-Strebel

Im Zuge des Klimawandels und vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe von 2021 müsse die Stadt nachhaltiger ausgerichtet werden, etwa indem das Schwammstadtprinzip weiterverfolgt wird. Und auch der Neubau des Schwimmbades steht für beide weiterhin auf der Tagesordnung. Keine Illusionen machen sich Mandt und Peters, dass der Handlungsspielraum, den sie als künftige Rathauschefs hätten, aufgrund der prekären Haushaltslage begrenzt ist. Land und Bund seien in der Pflicht, den Kommunen stärker unter die Arme zu greifen, es müssten mehr Gewerbesteuereinnahmen generiert werden, eine Erhöhung der Grundsteuer wollten beide angesichts der langen Liste an Projekten nicht ausschließen.

Beide Kandidaten wollen mit der AfD, die erstmals in den Stadtrat einziehen wird, nicht zusammenarbeiten. Man müsse sich als Bürgermeister an die Gemeindeordnung halten, meinten Mandt und Peters. Christian Mandt wog es so ab: „Wenn sie Anträge stellen, müssen wir uns diese genau ansehen. Wenn diese positiv für die Stadtentwicklung sind, muss man sich auch überlegen, ob man dafür oder dagegen stimmt. Man wird sich aber nicht gemeinsam abstimmen, man wird auch nicht versuchen, sich im Vorfeld abzustimmen. Stimmt die AfD für einen positiven Antrag ab, den man selber eingebracht hat, dann müssen wir damit leben. Wir können dann ja nicht sagen, jetzt machen wir das doch nicht. Wir müssen abwarten, wie sie sich im Rat verhalten. Wenn ein Mitwirken miteinander möglich ist, dann werden wir das tun. Wenn es nicht möglich ist, dann werden wir versuchen zu unterbinden.“ Eindeutiger positionierte sich Anna Peters: „Die AfD ist eine gesichert rechtsextreme Partei. Ich sehe da keine Zusammenarbeit. Wir müssen gemeinsam mit dem Rat sehen, wie wir vorwärtskommen. Ich werde jeden Menschen mit Respekt behandeln, wo er politisch steht, aber die Partei und die Ideologie lehne ich ab.“ Höchstwahrscheinlich dürften die demokratischen Ratsfraktionen aber auch gar nicht auf die Stimmen der AfD angewiesen sein, wie Mandt ausführte.

Da die CDU als stärkste Fraktion bei der Kommunalwahl 19 Sitze holte, könne sie mit den unterschiedlichsten politischen Lagern Mehrheiten organisieren und über die erforderliche absolute Mehrheit von 27 Stimmen kommen. Gehe es um soziale Themen, wäre dies mit der SPD und den Linken möglich, bei ökologischen Themen könnte man die Grünen ins Boot holen und bei finanzpolitischen Themen ginge dies gemeinsam mit der UWG und der FDP.

Nach der persönlichen Motivation gefragt

Dominik Pinsdorf wollte auch die Menschen hinter den politischen Ideen kennenlernen und fragte nach, was die beiden persönlich motiviere, Bürgermeister von Bornheim zu werden. Mandt ist Ur-Bornheimer und sagte: „Ich möchte Bornheim so erhalten, wie es ist, und ich möchte es noch ein bisschen besser machen. Ich bin ehrenamtlich sehr engagiert, das Ehrenamt möchte ich erhalten und wir müssen auch wirtschaftlich vorankommen, damit wir investieren können.“ Bürgernähe ist offenbar auch beiden wichtig, sie möchten Jugendliche stärker für die Politik begeistern. „Wir müssen wieder mehr in die Orte gehen, dürfen den Leuten aber nichts versprechen, was nicht möglich ist“, betonte Mandt. Bürgerversammlungen wären eine Möglichkeit, aber auch, Feste und Veranstaltungen zu besuchen: „Mich kann man jederzeit ansprechen.“ Peters sprach sich für Bürgerworkshops aus, bewährt hätten sich die von der SPD organisierten Spielplatzfeste oder niederschwellige Treffen, bei denen man sich auf einen „Klaaf und einer Tasse Kaffee“ sehe. Auch digitale Angebote könnten hier vorangetrieben werden. Um bei Jugendlichen für die Lokalpolitik zu werben, müssen man laut Peters schon in den Grundschulen anfangen.

Mandt regte an, einen Tag der Politik mit den Jugendorganisationen der Parteien anzubieten. Und warum sollten man wen am 28, September seine Stimme geben? Anna Peters: „Für mich gibt es vier Themen, die mir ganz wichtig sind, für die ich mich einsetzen werde. Ich möchte Familien und Kinder in unserer Stadt stärken. Ich möchte Mobilität sicher und gerecht gestalten. Mir ist es wichtig, dass wir bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum schaffen und dass wir in Sicherheit investieren, dafür gehören für mich auch Klimafolgenanpassung und Klimaschutz. Ich als Bürgermeisterin möchte mit Ihnen gemeinsam unsere Stadt in eine gute und sichere Zukunft führen.“ Mandt verwies noch mal auf den Vorteil, dass er mit der CDU mit anderen Fraktionen Mehrheiten schaffen könne: „Das bedeutet viel. Sie haben die Chance, den CDU-Bürgermeister zu stellen, der die Themen, die der Rat beschließt, auch umsetzen kann. Wenn man jemanden hat, der gegen die Interessen arbeiten muss, bedeutet dies eine große Herausforderung. Jetzt haben wir die einmalige Chance, wirklich etwas zu gestalten.“ Und wo sehen sich beide in zehn Jahren? Auch hierin waren sie sich einig: Hoffentlich wieder auf der Bühne in der Europaschule.


Stichwahl

Sieben Kandidaten für das Bürgermeisteramt standen am 21. September zur Wahl. Da es für keinen der Aspiranten für eine absolute Mehrheit reichte, müssen sich Erst- und Zeitplatzierter, Christian Mandt (CDU, 35,36 Prozent) und Anna Peters (SPD, 21,52 Prozent), kommenden Sonntag, 28. September, der Stichwahl stellen.

Mandt (38) kommt aus Brenig, arbeitet als technischer Regierungsdirektor und ist Mitglied im Stadtrat. Die 39-jährige Anna Peters ist SPD-Co-Fraktionsvorsitzende und Stadtverbandsvorsitzende. Sie arbeitet als Pressesprecherin in der Stadtverwaltung von Neunkirchen-Seelscheid. Kommenden Sonntag stimmen die Bürger auch über einen neuen Landrat ab. Die Stichwahl entscheidet zwischen Amtsinhaber Sebastian Schuster (CDU) und Sara Zorlu (SPD).