Streit in BornheimKarnevalsvereine sind sauer auf die Verwaltung

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Auf der Bühne in der Rheinhalle standen 2022 Tollitäten und kostümierte Karnevalisten.

Der Tollitätentreff in der Rheinhalle wurde 2022 online übertragen.

Karnevalisten sind über die Bornheimer Verwaltung verärgert. Viel zu spät werde über die Züge und großen Karnevalsveranstaltungen im nächsten Jahr gesprochen. Die Stadt weist aber alle Kritikpunkte zurück

Die gute Nachricht für alle Bornheimer Jecken vorweg: „Alle zehn Karnevalszüge im Stadtgebiet finden wieder so statt wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.“ Das erklärten mehrere Vertreter der Vereinigung der Ortsausschüsse, Dorf- und Vereinsgemeinschaften in Bornheim in einem Gespräch mit der Bonner Rundschau.

Auch auf den Sitzungskarneval bereiten sich die Vereine bereits intensiv vor. Allerdings fühlen sich die Karnevalisten von der Verwaltung und der Lokalpolitik im Stich gelassen. Gemeinsam ließen sie jetzt Dampf ab.

Kritik am Zeitpunkt

Erst für den 28. November hat die Stadt eine Einladung an die Verantwortlichen zu einem Treffen mit Vertretern der Rettungsdienste, Polizei, Ordnungsamt und Verwaltung ausgesprochen. „Das ist aus unserer Sicht viel zu spät! Ein früherer Termin wäre unbedingt erforderlich gewesen, der hätte vor dem 11.11. angesetzt werden müssen“, betonte Wolfgang Mertgen, Vorsitzender des Roisdorfer Ortsausschusses.

In den vergangenen Jahren gab es solche Treffen seiner Auskunft nach bereits im September, spätestens aber im Oktober. Die Vorbereitungen beginnen schon viele Monate vorher. Der Wagenbau und die Abnahme der Fahrzeuge müssen organisiert, Musikkapellen gebucht, Kostüme angefertigt und Wurfmaterial eingekauft werden.

Sauer sind die Karnevalisten auch darüber, dass bislang nicht bekannt sei, ob in der kommenden Session wieder der städtische Tollitätentreff in der Rheinhalle in gewohnter Form stattfinden wird. 2021 und 2022 ging die Sitzung per Livestream aus der Rheinhalle digital über die Bühne. Das wüssten auch die närrischen Regenten aus Hemmerich/Rösberg, Hersel/Uedorf, Roisdorf, Merten, Walberberg und Waldorf gerne, um wieder „Freude und Stimmung zu verbreiten.“

Wir sprechen mit einer Stimme und wollen der Stadt und der Politik zeigen, dass wir ernst genommen werden möchten. Die Stadt muss langsam mal in die Pötte kommen
Jürgen Morche, Schriftführer der Vereinsgemeinschaft Hersel-Uedorf

Unklar sei auch, welches Ordnungs- und Sicherheitskonzept die Stadt verfolgen wird. „Wir haben keine Ahnung, was die Stadt macht“, betonte Wolfgang Mertgen und ergänzte: „Wenn das so weitergeht, habe ich bald keine Lust mehr, dann setze ich mich lieber in mein Wohnmobil und genieße meinen Ruhestand“.

Und Jürgen Morche meinte: „Wenn wir derart im Stich gelassen werden, können wir das bald nicht mehr leisten.“ Josef Breuer, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Merten, fügte hinzu: „Wenn wir alle den Kopf in den Sand stecken, dann ist das Brauchtum tot.“

Auch Wilfried Hambach vom Verein Widdiger Karneval vergeht mehr und mehr die Lust, sich für den Fastelovend einzusetzen. Sorgen bereiten den Jecken aber auch die aktuellen Krisen von Corona bis hin zu den Folgen des Ukraine-Krieges. Weil die Verantwortlichen der Karnevalsvereine nicht mehr auf die Stadt warten wollten, sind sie nun vorgeprescht und haben bekannt gegeben, wie sie die Session planen.

Die Leute sind heiß auf Karneval, das merken wir bei den zahlreichen Anmeldungen für unseren Kinderkarnevalszug
Thomas Beckenhusen, Vorsitzender des Vereins Kinderkarneval Sechtem

Aber niemand wisse zurzeit, wie sich beispielsweise die Folgen des Ukraine-Krieges oder die Preissteigerungen auf den Sitzungskarneval auswirkten. So wurden für die Proklamationssitzung in Hersel am Samstag nur knapp 300 Karten verkauft, schilderte Jürgen Morche.  Üblicherweise seien es 500 bis 600. Dabei habe die Vereinsgemeinschaft bewusst die Preise stabil auf dem Niveau vor der Pandemie gehalten.

Eine Eintrittskarte kostete wie gehabt fünf Euro, auch die Getränkepreise wurden nicht angehoben: „Wir wollen das Brauchtum am Leben erhalten. Wir merken aber auch, dass die Leute vorsichtiger geworden sind. Wir wissen aber nicht, ob es an der Sorge vor Corona liegt, oder ob die Leute ihr Geld zurückhalten und sparen müssen.“

Auch in Merten bleiben die Preise in der kommenden Session auf Vor-Corona-Niveau, erklärte Josef Breuer in der Hoffnung, möglichst viele Leute ins Festzelt zu bekommen. Sorgen bereiten den Karnevalisten auch die steigenden Einkaufspreise, etwa für Kamelle.

Das Wurfmaterial ist extrem teuer geworden, und niemand weiß, wo das noch hingeht
Thomas Beckenhusen

Die Vorwürfe der Karnevalisten seien nicht nachvollziehbar, erklärte der Bornheimer Pressesprecher Christoph Lüttgen auf Anfrage. So hätten in den Jahren vor Corona Besprechungen mit den Zugverantwortlichen stets in den Monaten November oder auch erst im Dezember stattgefunden: „Insofern liegt der Termin nicht ungewöhnlich spät. Darüber hinaus hat jeder Veranstalter bei offenen Fragen, die aus eigenen terminlichen Gründen früher geklärt werden müssen, die Möglichkeit, die Ordnungsverwaltung direkt zu kontaktieren.“

Solche Anfragen hätten die Verwaltung aber bis auf eine bislang nicht erreicht. Zudem erklärte Lüttgen, dass Verwaltung und Polizei die Sicherheitsmaßnahmen in den vergangenen Jahren erhöht hätten, unter anderem wurden Glasverbotszonen in Roisdorf, Kardorf, Waldorf und Sechtem eingerichtet und personalaufwendig überwacht. Das sei auch für 2023 so vorgesehen. Zudem sei der 55. Tollitätentreff der Stadt Bornheim für den 7. Februar 2023 wie gehabt in der Rheinhalle geplant. Das Programm stehe fest und der Kartenvorverkauf startet am 11. November, so die Verwaltung.


Die Stadt Bornheim startet am 11. November den Vorverkauf für den  Tollitätentreff. Der findet am Dienstag, 7. Februar, statt. Bernd Stelter und die Domstürmer werden dazu in der Herseler Rheinhalle erwartet. Beginn ist um 19 Uhr.

Karnevalsgrößen aus Köln und der Region stehen auf dem Programm: Ingrid Kühne, die sich selbst als „Rampensau“ bezeichnet. Die Fauth Dance Company, ein Tanz- und Show-Team, das sich zu den besten Ballett-Ensembles Deutschlands zählt. Stefan Knittler liefert jede Menge Musik op kölsch.

Selbstredend sollen alle Tollitäten aus dem Stadtgebiet und den Bonner Werkstätten dabei sein. Die musikalische Untermalung kommt von der Sitzungskapelle Los Ultimos.

Der 55. Tollitätentreff der Stadt Bornheim findet "mit freundlicher Unterstützung der Vereinsgemeinschaft Hersel-Uedorf und des Fördervereins Rheinhalle e.V." statt.

Tickets gibt es für 29,75 Euro bei Nicole Krumbach. Bestellung auch per Mail.

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