Musik hilft bei der TrauerZum Welttag der Sternenkinder gibt es im Bornheimer Ratssaal ein Konzert

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Für das Sternenkinderkonzert mit Lea Sauter (am Flügel) werben von links: Dominik Pinsdorf, Dorothee Schwolgin, Michaela Klimke und Ute Trimpert.

Für das Sternenkinderkonzert mit Lea Sauter (am Flügel) werben von links: Dominik Pinsdorf, Dorothee Schwolgin, Michaela Klimke und Ute Trimpert.

Gemeinsam mit Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf warb Sauter im Bornheimer Rathaus für ihr Anliegen und ihr Konzert „Ein Stern, der keinen Namen trägt?“.

„Mach Platz für was Neues. Denn nur ich kann den Weg für mich gehen. Denn nur ich kann dich da oben sehen. Ja, ich lasse dich für immer gehen“, heißt es am Ende des Liedes „Raum“, das Lea Sauter im vergangenen Jahr aufgenommen hat. Mit den Zeilen dieser sanften Piano-Ballade verarbeitet die Leverkusener Musiktherapeutin ein ganz persönliches Schicksal: Sie und ihr Mann sind Sternenkinder-Eltern, vier Fehlgeburten erlitt die 28-Jährige in gerade einmal zwei Jahren.

Als Sternenkinder werden Mädchen und Jungen bezeichnet, die totgeboren wurden. Ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre Emotionen verarbeitet sie in ihrer Musik. Zwei Songs („Raum“ und „O.K.“) hat sie bislang dazu veröffentlicht, am 15. Oktober bringt sie ihre dritte Single, die Ballade „Liebesmelodie“, passend zum internationalen Gedenktag für Sternenkinder heraus.

Erstes Konzert vor Publikum

Dieses Lied wird Sauter, die unter ihrem Künstlernamen „Leave“ auftritt, live präsentieren und damit zum ersten Mal überhaupt vor Publikum ihre Songs singen, die sie ihren vier Sternenkindern gewidmet hat. Diese besondere Premiere findet im Ratssaal im Bornheimer Rathaus statt. Sauters Künstlername „Leave“ setzt sich zusammen aus ihrem ersten Vornamen Lea und ihrem zweiten Vornamen Eva, rückwärts gelesen. Gleichzeitig ergibt sich dadurch das englische Wort „leave“, was auf Deutsch verlassen oder loslassen bedeutet.

Gemeinsam mit Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf, zugleich stellvertretender Vorsitzender der Strauf-Pies-Stiftung, die das Projekt fördert, warb Sauter im Bornheimer Rathaus für ihr Anliegen und ihr Konzert „Ein Stern, der keinen Namen trägt?“. Unterstützt wird dieses musikalische Ereignis auch von Gemeindereferentin Ute Trimpert vom Seelsorgebereich Bornheim-Vorgebirge, dort zuständig für das Frauenpastoral, und vom Katholischen Familienzentrum im Erzbistum Köln vertreten durch Dorothee Schwolgin, die zwei Chöre leitet: die „VocaBelles“ und „Taktvoll“.

Eine finanzielle Hilfe gibt es von der Kreissparkasse Köln, vertreten durch die Leiterin der Bornheimer Bankfiliale, Michaela Klimke. Ideengeberin für dieses Konzert war Dominik Pinsdorfs Mutter Ina, die bei der Bornheimer Stadtverwaltung arbeitet, und auf einem Seminar Sauter kennenlernte, die dort einen Mitsingabend organisiert hatte. Ines Pinsdorf erfuhr von Sauters Schicksal und stellte den Kontakt zwischen ihrem Sohn und der Musikerin her. „Sofort fand ich Leas Lieder sehr bewegend. Mir war es wichtig, dieses Thema zu enttabuisieren und an die Öffentlichkeit zu bringen“, betonte Dominik Pinsdorf. Mit Ute Trimpert, Dorothee Schwolgin und Michaela Klimke hatte er schnell drei Unterstützerinnen an seiner Seite.

Bei einem Treffen mit Sauter in Köln besprachen sie die Details. Zeitlebens sei die Musik für Sauter ein wichtiges Ventil sich auszudrücken: „Sie ist ein Anker und eine Stütze für mich.“ Mit einer Freundin gründete sie bereits im Teenageralter das Duo „No Zicken“. „Damals handelten unsere Texte vor allem von der ersten großen Liebe“, schildert die Künstlerin. Dann lernte sie ihren Mann kennen, der gemeinsame Kinderwunsch kam auf. Doch was ist, wenn das nicht klappt und es zu Fehlgeburten kommt? Alle ihre Kinder verlor sie vor der zwölften Schwangerschaftswoche: „Das war für mich sehr traumatisierend, ich habe nach emotionaler Unterstützung gesucht, um die Leere zu verarbeiten.“


Das Konzert „Ein Stern, der keinen Namen trägt?“ mit Leave (Lea Sauter) findet statt am Sonntag, 15. Oktober, 16 Uhr, im Ratssaal im Bornheimer Rathaus, Rathausstraße 2, 53332 Bornheim-Roisdorf.


In dieser Zeit entstand auch ihre erste Single „Raum“. „Damit wollte ich diesem Tabuthema im wahrsten Sinne des Wortes Raum geben und auch andere Menschen, die das gleiche Schicksal erlebt haben, daran teilhaben lassen.“ Ihr selbstproduziertes Stück war Teil ihres Trauerprozesses, zugleich auch eine Möglichkeit, ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Schon jetzt gibt Sauter zu, dass sie vor ihrer Premiere sehr aufgeregt sein wird, wenn sie ihre Lieder erstmals live einem Publikum präsentiert. Und ihr ist auch klar: „Meine Lieder laden ein zum Weinen, zum Nachdenken, zum Besinnen. Aber ich möchte auch Hoffnung geben, denn eigentlich bin ich ein optimistischer Mensch und erlaube mir, auf der einen Seite traurig zu sein, auf der anderen Seite aber auch freudig durchs Leben zu gehen.“

Eine Zeit lang gab es durch die Fehlgeburten eine Kluft zwischen ihr und ihrem Mann, eine gewisse Hilflosigkeit: „Wir konnten nicht gemeinsam darüber reden, weil jeder für sich anders gelitten hatte.“ Für Sauter sei es daher umso wichtiger, dieses Thema an die Öffentlichkeit zu bringen und darüber zu sprechen. Auch viele ihrer Freundinnen und Freunde hatten Berührungsängste mit dem Thema Sternenkinder. Ihr Rat: „Wenn ihr Menschen kennt, die so ein Schicksal haben, fragt sie einfach. Wenn sie nicht darüber reden möchten, werden sie es euch schon sagen.“


Charity-Event in Rheinbach

Im Rahmen des Sternenkindergedenktages veranstaltet der Verein „Herzenssache – Nähen für Sternchen und Frühchen“ aus Wandlitz am Samstag, 14. Oktober, von 11 bis 17 Uhr im Himmeroder Hof in Rheinbach ein besonderes Event: Unter dem Titel „Sternenkindern einen Namen geben“ wird laut der Ankündigung auf Facebook ein buntes Rahmen- und Bühnenprogramm vorbereitet. Für die Aktion „Herzenswünsche für Sternenkinder“ werden noch bis Donnerstag, 5. Oktober, Wünsche gesammelt, die bei der Veranstaltung in Rheinbach an einen Herzbaum gehängt werden.

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