DoppeljubiläumBonner läuft seinen 50. Marathon an seinem 50. Geburtstag

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Nur zwei Wochen vor seinem Geburtstag schaffte Joe Körbs die Nummer 49 beim Bonn-Marathon.

Nur zwei Wochen vor seinem Geburtstag schaffte Joe Körbs die Nummer 49 beim Bonn-Marathon.

Bonn – Als er zum ersten Mal diese mörderische Strecke von 42,195 Kilometern laufend hinter sich gebracht hatte, war er sich sicher: „Das tue ich mir nie wieder an“, schwor sich Joe Körbs innerlich, nachdem er 1999 in Köln seinen ersten Marathon gelaufen war. Mit 31 Jahren, in 3:30:54 Stunden mit einer für einen Novizen mehr als respektablen Zeit, war er aber von den Strapazen muskulär so geschafft, dass „ich kaum die Treppenstufen am Dom heruntergekommen bin“, wie er sich heute schmunzelnd erinnert.

Anfänge 1985 beim Lauftreff Meckenheim

Sein Schwur „nie wieder“ war indes eine kolossale Fehleinschätzung. Zwar brauchte sein Trainer Gerd Escher lange, um ihn zu einem zweiten Versuch zu motivieren, aber tief in ihm war er unrettbar vom Marathonvirus infiziert und feierte jetzt, knapp 19 Jahre später, ein seltenes Doppeljubiläum: Am 50. Geburtstag lief Körbs am Sonntag in Düsseldorf seinen 50. Marathon.

Seit er entdeckt hatte, dass sein Geburtstag 2018 auf einen Sonntag fällt und er so die Chance hatte, an seinem privaten Feiertag einen Wettkampf zu bestreiten, hatte er die Termine generalstabsmäßig durchgeplant: Seinen 48. Lauf absolvierte er im Dezember 2017 beim Siebengebirgsmarathon bei eisiger Kälte in 3:25:24 Stunden, die Nummer 49 folgte beim Bonn-Marathon Mitte April in 3:04:59, nur zwei Wochen später stand das goldene Jubiläum in der Landeshauptstadt auf dem Programm – das schönste Geburtstagsgeschenk machte er sich selbst, als er nach 3:19:56 ins Ziel lief.

Die Anfänge liegen 33 Jahre zurück. Auf Anregung seines damaligen Sportlehrers, der sein Lauftalent erkannte, hatte er sich 1985 dem Lauftreff Meckenheim angeschlossen, lernte dort Gerd Escher vom LC Bonn kennen, seinen späteren Trainer. Noch lag sein sportlicher Schwerpunkt beim Fußball, jahrelang kickte Joe Körbs beim VfL Meckenheim, Rot-Weiß Merl und dem SV Beuel in Kreisligateams. Seinen ersten Laufwettkampf bestritt er 1987 beim 10-km-Volkslauf in Niederkassel-Uckendorf, wo er nach 41:23 Minuten im Ziel war.

Auf Anhieb solch eine gute Zeit gelaufen zu sein, motivierte dazu, das Training zu intensivieren und immer neue Herausforderungen zu suchen: „In den gut 30 Jahren habe ich fast 600 Wettkämpfe bestritten“, bilanziert Körbs. Neben den 50 Marathons, von denen er 16 unter drei Stunden beendete, kommt er auf 88 Halbmarathons und 247 Starts bei 10-km-Läufen, der Rest verteilt sich auf „krumme“ Strecken.

Nicht nur die Anzahl der Läufe ist imponierend, gleiches gilt für seine Bestzeiten: „Über 10 km bin ich 2004 beim Melpomene-Lauf in Ippendorf 35:55 Minuten gelaufen, 2009 beim Königsforst-Halbmarathon 1:20:33 Stunden und 2016 beim Bonn-Marathon 2:52:34 Stunden“, hat Körbs seine Rekorde natürlich parat. Der Bonn-Marathon vor zwei Jahren ist sein „emotionalster Lauf“ bislang: „Bestzeit bei der Heimatveranstaltung zu laufen und vor so vielen Freunden an der Strecke Stadtmeister zu werden, das war das Sahnehäubchen.“

Zum Bonn-Marathon hat er eh eine besondere Beziehung: Seit der Lauf 2001 wiederbelebt wurde, hat er das Kunststück fertiggebracht, an allen 18 Marathons teilzunehmen – und bei allen 18 ins Ziel zu kommen. Nur einmal war es knapp: 2011 plagten ihn hartnäckige Knieprobleme, starten wollte er dennoch unbedingt, um die Serie nicht reißen zu lassen: „Da bin ich halt auf einem Bein gelaufen“, lächelt Körbs – der in 3:28 Stunden immer noch eine Zeit lief, von der viele Hobbyläufer träumen.

Die Härte gegen sich selbst hat auch dazu geführt, dass er bislang bei keinem seiner Marathonläufe ausgestiegen ist: „Obwohl der Gedanke ,Warum machst du das hier’ bei mindestens der Hälfte der Läufe gekommen ist“, gesteht Körbs, dass auch ein Laufenthusiast wie er sich beim Marathon die Sinnfrage stellt.

Bei allen 18 Marathons in Bonn im Ziel

Wie Joe Körbs sein zeitaufwendiges Langstreckentraining in sein eng getaktetes Leben integriert, nötigt Respekt ab. Er geht nicht nur einem vollen Job in einem Sportfachgeschäft nach, berichtet nebenberuflich für die Bonner Rundschau als Fußball-Reporter über den Bonner SC und die A-Liga, er engagiert sich auch ehrenamtlich als Vorsitzender des Oberkasseler FV. Daneben hat er als Buchautor die Chronik „Laufen in Bonn und Umgebung“ verfasst und betreibt mit der Internetseite „Laufen im Rheinland“ eine umfassende Plattform für Wettkampfergebnisse und ein Forum rund um den Laufsport.

Gibt es da nach dem 50. Marathon noch Ziele? Ans Aufhören denkt Körbs jedenfalls nicht: „Ich möchte mein Niveau möglichst lange halten und in der neuen Altersklasse AK 50 erfolgreich sein.“ Und weiter Marathons sammeln: „Dass ich irgendwann mal die 100 anpeile, will ich nicht ausschließen.“

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