HochwasserPegel soll Montag auf 8,60 Metern steigen

Lesezeit 4 Minuten
Vater Rhein nimmt immer mehr Land in Besitz: In Beuel ist die Uferpromenade überschwemmt.

Vater Rhein nimmt immer mehr Land in Besitz: In Beuel ist die Uferpromenade überschwemmt.

BONN/KÖNIGSWINTER/BAD HONNEF – Der Ausblick vom Balkon im zweiten Stock verschafft einen guten Überblick über das, was derzeit rund um den Rhein los ist: über den steigenden Pegel, die staunenden Fußgänger, die Fotos machen, und losgelöste Bojen, die den Fluss entlangtreiben. Seit drei Jahren wohnen Marion Schulte-Drüggelte und Fabian Zylka schon am Beueler Rheinufer nördlich der Kennedybrücke.

Für die beiden ist es zwar das erste Hochwasser in der neuen Wohnung – beunruhigt sind sie aber nicht: „Sorge ist bisher noch nicht wirklich vorhanden. Das ist alles so gut geregelt, was bei welchem Pegel passiert, dass man da nicht wirklich gestresst ist“, findet Schulte-Drüggelte. Zumal im Wohnhaus in der Rheinaustraße keine Keller seien, um die man sich sorgen müsste, erklärt die Studentin. Durch den Damm an der Wolfsgasse ist der Bereich nördlich der Kennedybrücke erst ab einem Wasserpegel von etwa 9,50 Metern betroffen.

Auch Fabian Zylka macht sich deshalb keine Gedanken. Er ist sozusagen hochwassererprobt: Für die Bundeswehr hat er Szenarien für Hochwasserschutzübungen geschrieben. „Da weiß man, dass wir hier in Deutschland sehr gut aufgestellt sind“, findet der Bonner. Aufgewachsen ist er in Bad Honnef. Auch da hatte er auf dem Schulweg nach Königswinter oft genug mit Teilsperrungen der Bahn wegen Hochwassers zu tun.

Das war dann auch am frühen Freitagmorgen wieder der Fall. Wegen teilweiser Überschwemmungen zwischen Bad Honnef und Königswinter fuhr die Stadtbahnlinie 66 nur bis zur Clemens-August-Straße; von dort fuhren Ersatzbusse. Weit gehen musste man von der vorläufigen Endhaltestelle der Bahn nicht, um das Ausmaß des Hochwassers zu sehen: Die Überschwemmungen in Königswinter reichten teilweise schon bis zur Rheinallee.

In Königswinter ist die Rheinallee gesperrt.

In Königswinter ist die Rheinallee gesperrt.

Dort, unmittelbar an der Rheinpromenade, herrscht schon seit Donnerstag reges Treiben bei den Inhabern von Geschäften und Lokalen. Fensterfronten werden mit Brettern verbarrikadiert, Kellerräume und Untergeschosse ausgeräumt. Die meisten sehen das ganz pragmatisch. So auch Cedric Maderer vom Rheinhotel Loreley: „Man lebt damit am Rhein, wir sind hier damit groß geworden.“ Jetzt mussten Weinkeller und Restaurant komplett geräumt werden. „Wir sind ja froh, dass so lange Ruhe war.“

Für Heinz Krämer von der Bier- und Weinwirtschaft wenige Meter weiter kam das Hochwasser nicht nur wegen der Kosten für Demontage und Lagerung des Mobiliars ungelegen. „Wir wollten eigentlich gestern in den Urlaub nach Sylt fahren, das fällt jetzt leider ins Wasser“, so der Inhaber.

Sebastian Piel (links) und Cedric Maderer räumen das Erdgeschoss des Hotels Lorely leer.

Sebastian Piel (links) und Cedric Maderer räumen das Erdgeschoss des Hotels Lorely leer.

Die vorsorglichen Maßnahmen für Anwohner und Ladenbesitzer scheinen unabdingbar: Laut Prognose der Stadt Bonn soll der Rheinpegel zum Wochenbeginn auf einen Höchstwert von 8,50 bis 8,60 Meter steigen. Auf Grundlage dieser Prognose seien der Aufbau von Stegen oder die Ausgabe von Sandsäcken aktuell noch nicht vorgesehen. Ausführliche Informationen zum Thema Hochwasser und Rheinpegel gibt es im Internet.

www.bonn.de/@hochwasser

Einschränkungen

Das Rheinhochwasser hat jetzt auch Einfluss auf die Stadtbahnlinie 66 zwischen Königswinter und Bad Honnef. Seit Freitag, 9 Uhr, pendeln Busse zwischen den beiden Städten und ersetzen die Bahnen.

Die Linie 66 fährt von Bonn kommend nur bis zur Haltestelle „Clemens-August-Straße“ in Königswinter. Bis zur Endhaltestelle in Bad Honnef und zurück fahren Ersatzbusse. SWB Bus und Bahn hatte nach eigenen Angaben bereits in den vergangenen Tagen damit begonnen, die Ersatzhaltestellen einzurichten, die Fahrgäste zu informieren und die Zusatzdienste für die Ersatzbusse zu organisieren.

Üblicherweise übersteigt der Rhein bei einem Pegelstand von sieben Metern das tiefste Trassenstück des SWB-Bahnnetzes an der Rheinpromenade in Königswinter in Höhe des Eselsdenkmals. Dort schwappte der Rhein am Freitagmorgen über.

Die nächste Hochwasserstufe mit weiteren Auswirkungen für den Bahnverkehr würde bei einem Bonner Pegel von 7,75 Metern eintreten. Dann könnte die Linie 66 nur noch bis Oberdollendorf fahren, weil die Haltestellen und Gleise im Bereich „Longenburg“ und „Clemens-August-Straße“ nicht mehr befahrbar wären. Das ist nach Einschätzung von SWB Bus und Bahn ab Sonntag, 5 Uhr, der Fall. Ab diesem Zeitpunkt werden die Ersatzbusse schon ab Oberdollendorf starten.

Betroffen ist inzwischen auch der Fährverkehr. Sowohl die Rheinfähre Bad Godesberg/Niederdollendorf als auch die Fähren, die Königswinter mit Mehlem und Remagen-Kripp mit Linz verbinden, haben ihren Betrieb bis auf weiteres eingestellt. (csc/kri)

Keine Flusssegnung

Die geplante ökumenische Flusssegnung auf dem Rhein am Sonntag um 12 Uhr fällt aus. Die Organisatoren rechnen damit, dass die Personenfähre Rheinnixe, auf der die Segnung stattfinden sollte, wegen des Hochwassers auch am Sonntag nicht wird fahren können. Die Fähre hat schon am Freitag ihren Betrieb eingestellt. Seit 2014 feiern katholische und orthodoxe Christen die Flusssegnung gemeinsam. Im vergangenen Jahr fiel sie wegen Niedrigwassers aus. (kri)

Rundschau abonnieren