Karneval ja oder nein?Jecken im Vorgebirge warten auf klare Ansagen

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Alina Baudach 2019 in Waldorf

Alina Baudach 2019 in Waldorf

Alfter/Bornheim – „Die kommende Karnevalssession wird anders werden, aber wir möchten gerne das Fähnchen der Tradition hochhalten und wenn wir nur mit zwei Wagen durch die Straßen ziehen, so wie am ersten Mai der Ortsausschuss in Volmershoven-Heidgen“, sagt Dirk Strunk.l Er ist der Vorsitzende des Festkomitees Alfterer Karneval. Wie und ob ab dem 11.11. die Karnevalssession 2020/21 im Vorgebirge gefeiert wird, da stochern die Karnevalsorganisatoren derzeit noch ziemlich im Dunkeln. Auf Nachfrage der Bonner Rundschau steht auf jeden Fall fest: Alle Beteiligten möchten gerne feiern, aber nicht auf Kosten der Gesundheit anderer und sie hätten gerne möglichst schnell klare Ansagen von der Landesregierung für die nötige Planungssicherheit.

„Alles unger enem Hoot“ fällt sicher aus

Bislang wurde nur eine Veranstaltung abgesagt. Die Vereinsgemeinschaft Hersel-Uedorf verzichtet zum Bornheimer Sessionsauftakt auf ihre traditionelle Sitzung „Alles unger enem Hoot“ in der Herseler Rheinhalle, so Jürgen Morche, Schriftführer der Vereinsgemeinschaft: „Selbst wenn wir wieder in der Halle feiern dürften – mit den entsprechenden Hygienevorschriften ist uns das Risiko derzeit einfach zu groß. Wir möchten kein zweites Gangelt oder Ischgl werden.“ Eine klare Linie aus Düsseldorf wäre laut Morche wichtig. Würde das Land den Sitzungskarneval untersagen, wäre das höhere Gewalt und die Vereine blieben nicht auf den Stornokosten für bereits gebuchte Künstler sitzen. Im Schnitt liegen die Kosten für ein Sitzungsprogramm mit zwei bis drei karnevalistischen Spitzenkräften auf den Dörfern pro Abend zwischen 8000 und 10 000 Euro: „Dies könnte für viele Vereine existenzbedrohend sein.“ Und wie sieht es aus mit den Tollitäten?

Gemeinde Alfter: In Alfter steht ein Prinzenpaar in den Startlöchern. Die Namen will Dirk Strunk nicht nennen. Sollte Sitzungskarneval erlaubt sein, müssten die Tollitäten selbst entscheiden, ob sie antreten möchten oder vielleicht eine Session später regieren wollen: „Eine Proklamation macht ja auch keinen Sinn, wenn am Ende bei Spargel Weber nur 50 Leute im Saal sitzen, zudem haben die Tollitäten auch einen Anteil der Kosten selbst zu zahlen, dann sollten sie auch eine schöne Session haben.“ In Witterschlick fanden sich keine Tollitäten, erklärten Florian Lützenkirchen, 2. Vorsitzender des Karnevalsvereins Tonmöhne, und Dennis Schiffelgen, Vorsitzender der KG Alpenrose. Beide Vereine planen derzeit ihre Prunksitzungen oder Gardetreffen „den Umständen entsprechend normal“, sagte Lützenkirchen. Die Tanzgarden der Alpenrosen haben ihre Proben wieder aufgenommen, derzeit trainieren sie auf dem Sportplatz des TB Witterschlick. „Die Bürger lechzen nach Unterhaltung, aber Karneval lebt auch von der Nähe, vom Schunkeln, sind kaum Leute in der Halle, kommt auch keine Stimmung auf“, erklärte Schiffelgen. In Volmershoven-Heidgen gibt es laut Anja Frenkel, Vorsitzende des Ortsausschusses, keine Tollitäten: „Ich bin Karnevalistin durch und durch, aber es wird keine schöne Session werden. Die nächste Session wird umso länger, dann feiern wir wieder richtig.“ Und Frenkel hofft für 2021/22 auch wieder auf Tollitäten, denn der Ortsausschuss wird dann 50 Jahre alt. Die Prunksitzung des Damenkomitees „Herzblättchen“ für Januar stehe zwar, es sei aber alles „sehr gewagt“ und eine Sitzung auf Abstand mache ja keinen Spaß, findet Frenkel. Geplant wird in enger Abstimmung mit der Gemeinde Alfter. Auch die hofft auf klare landesweite Regelungen, erklärte Bürgermeister Rolf Schumacher, der sich mit seinen Bürgermeister-Kollegen an Landrat Sebastian Schuster gewandt hat, um eine klare Regelung aus Düsseldorf zu bekommen: „Wir stehen an der Seite der Vereine und Ortsausschüsse, wir stellen die Räume zur Verfügung, wir hoffen, dass wir Ende August klarer sehen werden“, so Schumacher.

Stadt Bornheim: In Bornheim setzen sich am 6. August Vertreter der Karnevalsorganisatoren mit der Verwaltung zusammen, erklärte Bürgermeister Wolfgang Henseler im Gespräch mit Dominik Pinsdorf im Rahmen der vom StadtJugendring organisierten Diskussions-Reihe „Jugend.Digital.Nachgefragt“. Entscheidungen gibt es noch nicht – auch nicht zum Tollitätentreff 2021 in der Rheinhalle.

In Roisdorf freut sich der Ortsausschuss-Vorsitzende Wolfgang Mertgen darüber, eine „wunderbare Prinzessin in Lauerstellung“ gefunden zu haben. Auch hier soll der Name noch nicht genannt werden. Fest steht aber: „Egal, wie die kommende Session aussehen wird, unsere Kandidatin wird uns unterstützen, notfalls auch erst in der Session 2021/2022, denn jeder vernünftige Mensch weiß, dass unter diesen Umständen Karneval nicht durchführbar ist, trotzdem sollte Karneval im Vorgebirge stattfinden.“

Ein Dreigestirn

Als einzige designierte Tollitäten in der Region sind Prinzessin Madeleine I. (Seyb), Jungfrau Cosima (Seyb) und Bäuerin Lucy (Kraus) bei den Ollemer Bubbelsbrödern in Swisttal vorgestellt worden. Die Proklamation des Kinderdreigestirns ist für den 11. November geplant. (Bir)

In Waldorf regieren traditionell Kindertollitäten, doch nicht in der kommenden Session: „Aufgrund der Corona-Maßnahmen haben wir uns vom Ortsausschuss dazu entschließen müssen, unseren geplanten Seniorennachmittag am 11.11.mit der Proklamation der Kinderprinzessin in diesem Jahr auszusetzen“, erklärte der Ortsausschuss-Vorsitzende Markus Enbergs auf Anfrage. Erst nach den Sommerferien 2021 soll Kinderprinzessin Carla I. vorgestellt werden. Der Straßenkarneval befinde sich „in Planung“.

Ob die Tollitäten für Merten schon 2020/21 antreten, weiß der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Josef Breuer noch nicht. Walberberg wollte mit einem Dreigestirn feiern, doch das Trifolium hat seine Kandidatur laut Mertgen zurückgezogen. Möglicherweise werden auch die designierten Tollitäten für Hemmerich-Rösberg ihre Kandidatur um ein Jahr verschieben.

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