„Schandfleck des Siebengebirges“Burghof wechselt Eigentümer – Pläne für Gastronomie

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Auf 6000 Quadratmeter erstreckt sich das zum Verkauf stehende Grundstück in Sichtweite von Schloss Drachenburg und mitten im Naturschutzgebiet Siebengebirge.

Auf 6000 Quadratmeter erstreckt sich das zum Verkauf stehende Grundstück in Sichtweite von Schloss Drachenburg und mitten im Naturschutzgebiet Siebengebirge.

Königswinter – Der denkmalgeschützte Burghof in Königswinter wechselt erneut den Eigentümer. Nachdem der Immobilienunternehmer Marc Asbeck den Hof erst 2016 vom Unternehmer Dieter Streve-Mülhens erworben hatte, bot er ihn vor fast einem Jahr auf einem Internetportal wieder zum Verkauf an – für 2,5 Millionen Euro. Mit dem Rhöndorfer Immobilienunternehmer und Weingutbesitzer Bernd G. Siebdrat hat Asbeck nun einen Abnehmer für die vermutlich prominenteste Problemimmobilie im Siebengebirge gefunden. Über den Kaufpreis macht der neue Eigentümer keine Angaben. Hinsichtlich einer möglichen Nutzung hat Siebdrat bereits Ideen.

Es sei ein Zufall gewesen, der ihn auf das Objekt aufmerksam gemacht habe, wie der Rhöndorfer den Kauf auf Nachfrage der Rundschau kommentiert. „Ich bin ein Naturliebhaber und allein der Naturaspekt hat mich schon sehr gereizt“, so Siebdrat. Das Grundstück rund um den Burghof, der in Sichtweite von Schloss Drachenburg und mitten im Naturschutzgebiet Siebengebirge liegt, erstreckt sich auf insgesamt 6000 Quadratmeter.

Siebdrat kaufte bereits Haus im Turm

Davon sind 1000 Quadratmeter reine Wohnfläche, die renovierungsbedürftige Villa bietet insgesamt 17 Zimmer auf drei Etagen. Asbeck, der den Hof wie einst der Drachenburg-Erbauer Stephan von Sarter (siehe Infokasten) privat nutzen wollte, fehlte in Anbetracht der langwierigen Genehmigungsverfahren für das denkmalgeschützte Gebäude am Ende die Geduld. Das Projekt passe nicht mehr in seinen Lebensplan, wie er vor einem Jahr gegenüber der Rundschau erklärte.

Historie

Der Burghof blickt auf eine ereignisreiche Historie zurück, die bis ins 12. Jahrhundert reicht. Ursprünglich diente das Gebäude der Versorgung der Burgen Drachenfels und Wolkenburg. Nachdem Ferdinand Hoffmann den Hof 1854 erwarb, ging er 1881 schließlich in den Besitz von Stephan von Sarter, dem Erbauer der Drachenburg, über. Dieser nutzte das mitten im Siebengebirge gelegene Gebäude als Wohnsitz. In den vergangenen 30 Jahren entwickelte sich der Burghof dann zunehmend zum Schandfleck: Nachdem er bis Mitte der 1980er Jahre die Besitzverhältnisse betreffend mit Schloss Drachenburg verbunden war, erlosch 1989 die Konzession für das Hotel. Seither stand das Gebäude leer und verfiel zusehends. Seit 1997 steht es unter Denkmalschutz. (mdh)

Bernd G. Siebdrat hat das jedoch nicht vom Kauf abgeschreckt. „Es ist aufgrund der regionalen Situation ein anspruchsvolles Projekt, das einige Zeit lang dauern wird.“ Seine Geduld unter Beweis gestellt hat Siebdrat bereits beim Haus im Turm. Der Unternehmer hatte Rhöndorfs ältestes Gebäude, das bis 2004 als Tagungszentrum des Erzbistums Köln genutzt wurde, im Jahr 2006 übernommen und nach einer aufwendigen Sanierung 2009 als Weingut mit Gutsausschank wiedereröffnet.

Neues Leben für „Schandfleck des Siebengebirges“

„Diese Erfahrungen sind natürlich hilfreich, wobei in Königswinter ganz andere Behörden und gleich mehrere Gremien beteiligt sind“, so Siebdrat. Zurzeit befinde er sich aber schon in guten Vorgesprächen. Privat möchte der Rhöndorfer den Burghof nicht nutzen, vielmehr wünscht er sich „eine historische Nutzung“ des Objektes. „Das bietet sich an.“ Genauer ins Detail gehen möchte er vor Abschluss der Gespräche mit Stadt, Land, Denkmalschutz und weiteren beteiligten Gremien allerdings nicht. Nur so viel könne er bereits verraten: „Ich kann jetzt schon sagen, dass Gastronomie in das Konzept eingebunden werden soll. Es wird aber nicht die einzige Nutzung werden.“

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Die Freude darauf, dem auch als „Schandfleck des Siebengebirges“ bezeichneten Burghof wieder neues Leben einzuhauchen, ist groß, wie Siebdrat durchblicken lässt: „Ich halte den Burghof für ein außergewöhnliches Objekt, das überaus erhaltenswert ist.“ Er freue sich schon jetzt darauf, in Zukunft mit dem Mountainbike – „wahrscheinlich eher E-Mountainbike“, wie Siebdrat ergänzt – zum Burghof zu fahren. Als besonders positiv habe er die bisherigen Rückmeldungen zu seinem Erwerb empfunden. „Viele Leute, die bereits seit Jahren mit der Immobilie zu tun haben, haben sich inzwischen bei mir gemeldet und sich sehr positiv geäußert, das schätze ich sehr.“

Nun stehe erst einmal die Sicherung des maroden Gebäudes für den Winter an, um weitere Schäden zu verhindern. Ein erstes Ergebnis zum Projekt Burghof könnte laut Siebdrat schon in den ersten Monaten des kommenden Jahres erzielt werden.

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