KönigswinterSozialwohnungen sollen nach Dringlichkeitskatalog vergeben werden

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In Oberpleis entstehen zurzeit 15 Sozialwohnungen. Deren Gesamtzahl wird sich in der Drachenfelsstadt trotzdem in den nächsten Jahren kaum erhöhen.

In Oberpleis entstehen zurzeit 15 Sozialwohnungen. Deren Gesamtzahl wird sich in der Drachenfelsstadt trotzdem in den nächsten Jahren kaum erhöhen.

Königswinter – In der Drachenfelsstadt sollen Sozialwohnungen künftig nach einem „Dringlichkeitskatalog“ vergeben werden. Auf Rang 1 würden dem Entwurf des Katalogs zufolge Menschen stehen, die in „ungeeigneten Räumlichkeiten oder in akut unbewohnbaren Wohnungen“ leben. Auf Rang 4 beispielsweise stünden Bürger, für die aufgrund „gesundheitlicher Einschränkungen“ die bestehende Wohnung ungeeignet ist. Und auf Rang 11 etwa rangierten diejenigen, bei denen die derzeitige Miete im Verhältnis zum Gesamteinkommen zu hoch ist. Ingesamt sieht das Papier 13 Rangstufen vor.

In Stein gemeißelt soll die Priorisierung aber nicht sein: „Es sind immer wieder besondere Notfälle, die unvorhergesehen auftauchen, zu berücksichtigen, die ein sofortiges Handeln und Umplanen erforderlich machen“, schreibt die Königswinterer Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für den Sozialausschuss, der sich in dieser Woche mit dem Thema „Öffentlich geförderter Wohnungsbau in Königswinter“ befassen wird. Wenn beispielsweise eine Familie von Obdachlosigkeit bedroht sei, müsse ihr vorrangig eine Wohnung zugewiesen werden, betont die Sozialverwaltung.

Wohnraum ist Mangelware

In Königswinter ist – wie in der gesamten Region Bonn und Rhein-Sieg – bezahlbarer Wohnraum zunehmend Mangelware. „Die Zahl der Wohnungsuchenden ist weitaus größer als die Zahl der Wohnungen, die zur Verfügung stehen“, heißt es denn auch in dem Königswinterer „Dringlichkeitskatalog“. So wurden 2017 insgesamt 123 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt, doch fanden 86 der Empfänger keine geeignete Wohnung. Von Januar bis April 2018 gab die Stadt 56 Berechtigungsscheine aus, 45 Empfänger fanden aber bisher keine passende Bleibe.

Insgesamt gibt es in der Drachenfelsstadt derzeit 297 öffentlich geförderte Mietwohnungen, für die die Stadt ein „Besetzungsrecht“ hat. Bei 95 von ihnen läuft die Bindung in den nächsten drei Jahren aus. Auf der anderen Seite entstehen derzeit zwei Neubauprojekte mit 65 beziehungsweise 15 Wohnungen. „So kann zumindest der Bestand an öffentlich geförderten Wohnraum in den nächsten Jahren nahezu gleich gehalten werden“, schreibt die Verwaltung.

Auslöser des jetzt erarbeiteten „Dringlichkeitskatalogs“ war ein Antrag der Jamaika-Koalition im Stadtrat, wonach bei dem Bau von Sozialwohnungen ein „sozial abgerundetes Konzept“ verfolgt werden solle, bei dem die verschiedenen sozialen Gruppen – wie Flüchtlingsfamilien und Deutsche – gleichrangig berücksichtigt werden müssten.

Wie die Verwaltung ausführt, hat sie derzeit 321 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften untergebracht. Davon seien 98 bereits anerkannt und könnten in eigene Wohnungen umziehen. Von den 98 wiederum seien 55 Alleinstehende, „für die es sich als äußerst schwierig darstellt, geeigneten Wohnraum zu finden“.

Auch mit dem Bezug der 80 neuen Sozialwohnungen würden mindestens 30 Flüchtlinge noch keine eigene Wohnung haben. Und deren Zahl könne steigen, weil weitere Anerkennungen und Zuweisungen bereits anerkannter Flüchtlinge folgen könnten. Fazit der Stadtverwaltung: „Es ist davon auszugehen, dass weiterhin nicht genügend Wohnraum zur Verfügung stehen wird.“

Der „Dringlichkeitskatalog“ soll laut Verwaltung vor allem die Kriterien bei der Wohnungsvergabe transparent machen. Wenn der Ausschuss ihn beschließt, soll er Vermietern von größeren Objekten in Königswinter vorgestellt werden.

Sozialausschuss, Donnerstag, 14. Juni, 17 Uhr, Rathaus Oberpleis.

Für Obdachlose

In dem Haus Hauptstraße 569, das am südlichen Stadtausgang in Richtung Bad Honnef liegt, schafft die Stadt Königswinter eine neue Unterkunft für alleinstehende Obdachlose. Das städtische Gebäude werde nach Umbauten voraussichtlich im ersten Quartal 2019 bezugsfertig sein, teilt die Verwaltung in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses mit. Der Umbau ermögliche die Einrichtung von 16 Zimmern.

Nach dem Brand der Obdachlosenunterkunft Grabenstraße 18 am 11. April (die Rundschau berichtete) unterhält die Stadt nur noch das Haus Malteserstraße 39 als Gemeinschaftsunterkunft für obdachlos gewordene Menschen. Zudem sind zurzeit sechs Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WWG mit Familien und einer alleinstehenden Person belegt. Die Zahl der eingewiesenen Menschen ist laut Stadt seit Jahrzehnten nahezu gleich; maximal würde sie sich auch künftig bei rund 35 Betroffenen bewegen. (csc)

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