Bananensprayer in KönigswinterThomas Baumgärtel sprüht „Freiheit“ auf gelbe Fläche

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Im Gespräch über  die Kunst im Hintergrund: Helmut Reinelt  (links) und Bananensprayer Thomas Baumgärtel.  

Königswinter – Seine Lieblingsfarbe ist RAL 1021, ein kräftiges Gelb. Kenner der Sprayer-Szene würden es vielleicht Kadmium-Gelb nennen. Für Thomas Baumgärtel ist es einfach ein Verkehrsgelb. Kein Wunder, ist der Künstler aus Köln doch deutschlandweit bekannt als Bananensprayer und hat seine typischen Bananen immer im gleichen Gelbton an öffentlichen Gebäuden und in ganz unterschiedlicher Interpretation zum Ausdruck gebracht.

Sechs Eimer Grundierung, sechs Eimer Gelb

Der 62-Jährige hat in die Innenstadt von Königswinter sechs Eimer – die jeweils zehn Liter fassen – mit weißer Grundierungsfarbe mitgebracht, sechs Eimer von eben dieser seiner Lieblingsfarbe RAL 1021, eine Menge Pinsel und eine Arbeits-Hebebühne, die bis in neun Meter Höhe ausgefahren werden kann.

Zwei bis drei Mitarbeiter unterstützen den Künstler. Vier Tage hat er sich mit seinem Team am Haus Nummer 360 in der Hauptstraße zu schaffen gemacht, um ein beeindruckendes Kunstwerk an dem ehemaligen Nagelstudio und der ehemaligen Metzgerei entstehen zu lassen.

Dritter Anstrich ab 13. Juni

Im Rahmen des Streetart-Projekts „Hotspot KW“ ist mit dem gelben Haus das zweite von drei Häusern des Delta-Projekts nunmehr realisiert worden. Erst Anfang Mai beschäftigte sich der Berliner Streetart-Künstler Gris mit dem gegenüberliegenden Haus Nummer 373.

Der ehemalige Wäscherei Schuchert war innerhalb von drei Tagen ein „neuen Anstrich“ verpasst worden. Die dritte Fassade ist dann an der Kreuzung Hauptstraße/Pfeffergasse die ehemalige Traditionsgaststätte „Im Schiffchen“ mit der Hausnummer 358, die dann ab dem 13. Juni von dem aus Dortmund stammenden Künstler Wolfgang Krell kreativ umgestaltet wird.

Drei leerstehende Gebäude werden zu Kunstobjekten

Alle drei Gebäude stehen leer. So wird nach Fertigstellung des Projekts an diesem zentralen Standort in der Fußgängerzone ein Kunstwerk mit starker öffentlicher Wirkung entstehen.

Thomas Baumgärtel hat sich dafür entschieden, die beiden Seiten des zweigeschossigen und etwas acht Meter hohen Eckhaus komplett in „seinem“ Gelb anzustreichen. In der zweiten Etage hat er auf einem kleinen Vorsprung groß das Wort Freiheit in Schwarz aufgesprüht.

„Das ist die Reduktion auf das Wichtigste“, erklärt er seinen künstlerischen Ansatz. Es sei einfach die Essenz, um die es ihm in 40 Jahren Kunstschaffung immer gegangen sei. „Ich habe immer politisch gearbeitet und Diktatoren bekämpft“, freut er sich über das Aushängeschild in der Innenstadt von Königswinter.

Vielleicht werde er unten irgendwo noch eine kleine Banane aufsprayen, war er sich am Mittwoch mitten in der Arbeit noch nicht sicher. Kunst würde ja polarisieren und das sei auch gut so, fügt er an. Er sei sehr verbunden mit dem Gelb, die Sonne sei sein Lebenselixier und es sei einfach „sein“ Farbton.

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Initiatoren der Aktion sind Franca Perschen und Helmut Reinelt von der Agentur Kulturbüro Nr. 5, die sich mit Kunstmanagement beschäftigen. Inhaber der Gebäude ist die Immobilienunternehmen Verianos Real Estate, mit der sich die Agentur-Chefs auf das Streetart-Projekt einigen konnten.

„Wir haben ja schon 2012 im alten Krankenhaus in Königswinter ein erstes Projekt durchgeführt. 150 Künstler haben das damals bespielt“, erinnert sich Franca Perschen. Ein weiterer Bestandteil des Projekts „Hotspot KW“ ist bekanntlich die Ausstellung in der ehemaligen Zera-Fabrik in der Altstadt von Königswinter, in der Thomas Baumgärtel ab dem 23. Juni seine Werke präsentieren wird, sicher mit ganz viel RAL 1021.

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