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Projekt „Chance 7“Über 300 Schafe und Ziegen setzen mit der Fähre nach Königswinter über

Lesezeit 3 Minuten
Schafe und Ziegen verlassen in Königswinter die Rheinfähre.

Willkommen in der Drachenfelsstadt: Mehr als 300 Schafe und Ziegen fuhren mit der Fähre von Mehlem nach Königswinter.

Eine Herde des Remagener Schäfers Johannes Bois fuhr am Samstag mit der Fähre von Mehlem nach Königswinter. Die Schafe und Ziegen kommen beim Naturschutzprojekt „Chance 7“ zum Einsatz.

Seltene Gäste auf einer Rheinfähre: Eine Herde von Schafen und Ziegen ist am Samstagmorgen mit der Fähre „Königswinter IV“ von Mehlem aus ans rechtsrheinische Ufer zur Drachenfelsstadt übergesetzt.

Es war viel „Gemecker“ zu hören, als die mehr als 300 Schafe sowie einige Ziegen von Schäfer Johannes Bois den Strom überquerten und anschließend auf Königswinterer Seite über die Rheinpromenade, auf der sonst nur Ausflügler flanieren oder mit dem Rad fahren, Richtung Oberkassel zogen.

Die Tiere haben die Überfahrt „ganz entspannt“ mitgemacht

Dabei ließen sich die vierbeinigen Gäste den einen oder anderen Leckerbissen der Promenaden-Bepflanzung natürlich nicht entgehen. Es sei das erste Mal gewesen, dass seine Tiere mit einer Fähre unterwegs waren, sagte der Remagener Schäfer Johannes Bois. Sie hätten die Überfahrt „ganz entspannt“ mitgemacht. Das habe er sich schlimmer vorgestellt. Und es sei kein Tier über Bord gegangen, fügte er augenzwinkernd hinzu. Seine Hüte- und Herdenschutzhunde sorgten unentwegt dafür, dass die Herde zusammenblieb.

Der Natur- und Artenschutz war Anlass für die „tierische Überfahrt“. Denn die Schafe und Ziegen werden im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Chance 7“ zur Beweidung von Flächen im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn eingesetzt, die beispielsweise wegen ihrer Hanglage nur schwer zugänglich sind.

Die Wanderherde wird laut Mitteilung der Kreisverwaltung in nächster Zeit zwischen dem Ennert in Bonn – das Naturschutzgebiet war am Samstag das Tagesziel von Johannes Bois – und dem Eulenberg in Hennef unterwegs sein. Im Siebengebirge zählen laut Kreisverwaltung unter anderem ehemalige Steinbrüche, Weinbergsbrachen oder Heideflächen dazu.

Solche schwierig zu bewirtschaftenden Flächen könnten oft nur mit Schafen und Ziegen nachhaltig gepflegt und dauerhaft vor Überwucherung geschützt werden. Und das wiederum sorge für ausreichend Wander- und Ausbreitungsmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten.

„Das ist vor allem auf lange Sicht wichtig“, sagte Fabian Droppelmann, Projektreferent bei Chance 7, der die Überfahrt der Herde begleitete, über die Beweidung durch Schafe und Ziegen. Der Einsatz der Wanderschafherde, die im Rhein-Sieg-Kreis zunächst auf 33 Hektar zum Einsatz kommen solle, sei vorerst ein Versuch. Die Beweidung solle aber nach Möglichkeit auf Dauer etabliert werden.

Fährunternehmen war mit einer Spende in die Kaffeekasse zufrieden

Das Naturschutzprojekt Chance 7, das 2010 gestartet ist, will bis 2025 zwischen dem Siebengebirge und der Gemeinde Windeck einen zusammenhängenden Biotopverbund schaffen. Die Schafe und Ziegen von Johannes Bois leisten dazu nun ihren Beitrag.

Der Schäfer beziehungsweise die Projektverantwortlichen mussten übrigens für die Überfahrt mit der Fähre nicht mehr als 300 Einzeltickets kaufen. Laut Fabian Droppelmann war das Fährunternehmen mit einer Spende in die Kaffeekasse zufrieden.


Warnung

Die Herde wird an den jeweiligen Weideflächen zu ihrem Schutz nachts eingezäunt und von Herdenschutzhunden bewacht. Das Kreisumweltamt appelliert an alle Besucher des Siebengebirges, die eingepferchten Bereiche nicht zu betreten und sich der Herde auch nicht zu nähern. Denn die Hunde verteidigten „ihre“ Herde gegen fast alle Eindringlinge – seien es wildernde Hunde oder Ausflugsgäste. (csc)

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