„Flucht ins Paradies“Ausstellung im Siebengebirgsmuseum zeigt Werke von Carlo Mense

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Zwei Frauen begutachten Gemälde in einer Ausstellung.

Vor Werken von Carlo Mense: (v.l.) Kuratorin Dr. Irene Haberland und Museumsleiterin Dr. Sigrid Lange.

„Flucht ins Paradies“ heißt die neue Ausstellung mit Bildern von Carlo Mense im Königswinterer Siebengebirgsmuseum. Was Besucher erwartet.

Ein großes Banner grüßt über dem Ortseingang von Königswinter mit einem Bild in verführerisch schönen Farben, einem Blick über den Rhein ins Siebengebirge. „Flucht ins Paradies“ heißt der Titel der neuen Ausstellung mit Bildern von Carlo Mense (1886 –1965), und wer sich dem Siebengebirgsmuseum in der Kellerstraße nähert, wird auf dem schönen Platz vor dem Museum noch einmal von einem leuchtenden Blow-up mit ähnlichem Panoramablick angezogen.

Die Ausstellung, kuratiert von Dr. Irene Haberland, ist in Kooperation mit dem Mittelrhein-Museum Koblenz entstanden und umfasst rund 100 Bilder. Darunter sind etliche Leihgaben aus Privatbesitz, denn schließlich hat der Maler nach dem Zweiten Weltkrieg 20 Jahre bis zu seinem Tod   in Bad Honnef, im Haus seiner Mutter, gelebt. Doch eine Gedenktafel ist für den international bekannten Künstler, der 1961 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, „In der Eichas 37“ in Bad Honnef leider nicht zu finden.

Menses Ausbildung begann an Düsseldorfer Kunstakademie

Carlo Mense, 1886 in Rheine geboren, war ein Freund des früh verstorbenen August Macke, doch er hat das krisengeschüttelte 20. Jahrhundert mit seinen zwei Weltkriegen voll durchmessen.   Der sensible Maler, dessen Kölner Atelier 1944 mit allen Bildern zerbombt wurde, hat später seine Zuflucht in einer Malerei gesucht, die mehr und mehr einer Suche nach Harmonie gleichkam.

Auch dahingehend ist dieser Titel „Flucht ins Paradies“ ein Stück weit zu verstehen, wenngleich das beschwingte Paradiesbild „Adam und Eva im Paradies“ von 1919 (Leihgabe aus dem Bonner Kunstmuseum) im Zentrum der Ausstellung steht.

Menses künstlerische Ausbildung begann mit einem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, führte über eine intensive Begegnung mit Lovis Corinth (siehe das „Bildnis der Mutter“ 1909) in den futuristisch ausgerichteten Rheinischen Expressionismus. Mense gehörte dem legendären Kölner Gereonsclub an und nahm teil an der großen Kölner Sonderbundausstellung 1912.  

Siebengebirgsmuseum: Ausstellung läuft noch bis zum 15. Oktober

1925 wurde er an die Breslauer Akademie als Professor mit dem Schwerpunkt Porträtmalerei berufen. Er arbeitete dort, bis die Akademie 1932 geschlossen wurde.   In der retrobetonierten NS-Zeit wurden seine früheren Bilder 1937 als „entartet“ gebrandmarkt. Darunter waren mehr als 30 Werke, auch wenn die Stadt Köln 1938 ein Bild vom Siebengebirge als Geschenk für den Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels ausgewählt hatte. Auch dieses Bild ist in der Ausstellung zu sehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Maler sich in Bad Honnef in eine „nahezu vollständigen künstlerischen Selbstisolation“ zurück. Sein Stil ging oft ins Märchenhafte, Träumerische. Erst heute kann man vielleicht diese in der Kunst verborgene Tragik und zugleich auch die damit verbundene (Über)-Lebensweisheit im größeren Abstand zum 20. Jahrhundert neu sehen und würdigen.

Siebengebirgsmuseum Königswinter, Kellerstraße 16; bis zum 15. Oktober; Öffnungszeiten: Dienstag –Freitag 14 -17 Uhr, Samstag 14 -18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 -18 Uhr. Kuratorenführungen an den Sonntagen 21. Mai 11 Uhr, 2. Juli 15 Uhr, 3. September 15 Uhr; Eintritt fünf Euro/ermäßigt 2.50 Euro; Katalog 19.95 Euro.

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