Die Zeit der Ledereimer und Pickelhauben ist längst vorbei. Die Freiwillige Feuerwehr Meckenheim, die vor genau 125 Jahren gegründet wurde, ist heute topmodern ausgestattet.
125 Jahre Feuerwehr MeckenheimLedereimer und Pickelhauben waren einmal

Gruppenbild zum 25. Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Meckenheim, aufgenommen 1925.
Copyright: Stadtarchiv Meckenheim – Archiv Hubert Spilles / Foto: Fritz Moll
Das Frühjahr war trocken, die Häuser waren noch überwiegend mit leicht entflammbarem Stroh oder Ried gedeckt, eine Freiwillige Feuerwehr oder Löschfahrzeuge mit Tank und Hydranten gab es noch nicht. Das Wasser zum Löschen musste aus dem Swistbach geholt werden. Und so kam es, dass in einer windigen Märznacht vor mehr als 300 Jahren Meckenheim von einer großen Feuersbrunst fast völlig zerstört wurde: 116 Häuser mit Scheunen und Stallungen fielen den Flammen zum Opfer. Auch das Pfarrhaus mit Quellen zur Geschichte des Ortes brannte völlig ab. Ein solches Schreckensszenario sollte sich nicht wiederholen, weswegen im August 1900 unter dem damaligen Bürgermeister Hartstein die dringend benötigte Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Also vor genau 125 Jahren.
Seitdem stellen die Kameraden in Meckenheim und den Ortsteilen den Brandschutz sicher, und nicht nur den. Sie helfen außerdem bei Verkehrsunfällen, beseitigen ausgelaufene Betriebsmittel, sie befreien Personen aus stecken gebliebenen Aufzügen und unterziehen sich zeitaufwändigen Übungen und Fortbildungen. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens lädt der Löschzug Meckenheim der Freiwilligen Feuerwehr Meckenheim am Freitag, 13. Juni, 19 Uhr zum Festkommers in die Jungholzhalle ein.
„Feiern Sie mit uns 125 Jahre gelebte Feuerwehrtradition, ehrenamtliches Engagement und gelebte Gemeinschaft, freuen Sie sich auf ein feierliches und abwechslungsreiches Programm mit musikalischer Begleitung, Grußworten und unterhaltsamen Beiträgen“, schreibt Pressesprecher Jens Hapke. Erste historisch belegte Vorsichtsmaßnahmen gegen den Ausbruch von Feuer finden sich im Heimatbuch der Stadt Meckenheim: Bereits im Jahr 1640 soll eine – leider wenig beachtete – „Feuerschutzordnung“ existiert haben.
Rauchen in Scheunen verboten
Dort sei nachzulesen, dass jedes neu gebaute Haus ein Dach mit Ziegeln oder Schiefer haben sollte. Das Rauchen war in Scheunen, Ställen, Speichern und in den engen Gassen verboten, das Trocknen des Flachses in der Nähe von Ofen, Herden und Kaminen war auf das Strengste untersagt. Beachtung fand diese Verordnung jedoch – wie in fast allen ländlichen Bereichen zu dieser Zeit – kaum, denn feuerfest gedeckte Dächer waren teuer und die Stadt war arm. So blieb die Brandgefahr eine ständige Sorge. Trotz der im Jahr 1719 wegen einer großen Trockenheit angeschafften Feuerleitern und Eimern und der eingerichteten Nachtwachen kam es öfter zu Bränden.
Ein Brand im Jahre 1740 blieb zwar noch ohne größere Schäden, die Feuersbrunst am 4. März 1787 dagegen legte vor allem den nördlichen Teil der Stadt in kürzester Zeit in Schutt und Asche. Die Ursache für die verheerende Wirkung des Brandes lag darin, dass Meckenheim zu dieser Zeit ein enger und ziemlich verbauter Ort war. Auf die etwas breitere Hauptstraße stießen kleine Nebengässchen, die Häuser waren weitgehend aus Holz und standen dicht an dicht. In einem Bericht an den Kurfürsten heißt es: „ ... eine Hauptstraße welche an theilsorten übermäßig breit, an anderen aber schmähler darzu etwas krumm ware, wodurch alle darauf schießende Häuser schepp wurden.“
Ein einmal entstandenes Feuer konnte so reichlich „Nahrung“ finden und sich – angefacht durch Wind – rasend schnell ausbreiten. Gelöscht wurde mit Ledereimern, mit denen das Wasser aus der Swist geschöpft und über eine lange Menschenkette an die Brandherde gebracht wurde. Die Bemühungen waren jedoch vergeblich, das große Feuer war mit reiner Nachbarschaftshilfe nicht zu bekämpfen und nur wenige Straßen blieben verschont. Der Wiederaufbau gelang der hoch verschuldeten Stadt zunächst nicht, obgleich sich der damalige Kurfürst Maximilian Franz seinen landesväterlichen Pflichten nachkam.
Der Erzbischof kam persönlich
Der Kölner Erzbischof besuchte die Stadt persönlich und versuchte, der geschädigten Bevölkerung mit Wagen voller Lebensmittel und Kleidung zu helfen. Auch die ansässigen Grundherren waren nicht in der Lage, einen Wiederaufbau wirksam zu unterstützen. Zwei Jahre nach dieser Katastrophe brach in Frankreich die Revolution aus, im Jahr 1794 besetzten Revolutionstruppen Meckenheim. 1897 regte der damalige Landrat des Kreises Rheinbach an, eine freiwillige oder Pflichtfeuerwehr in Meckenheim zu gründen. Noch im Jahre 1899 war der Bürgermeister der etwa 550 Einwohner zählenden Stadt jedoch der Ansicht, „dass die Bildung einer solchen Wehr generell auf dem platten Lande auf Ablehnung stoße“.
Im August des Jahres 1900 war es dann aber doch soweit. Unter dem damaligen Bürgermeister Hartstein wurde die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Meckenheim ins Leben gerufen. Bei der Gründungsversammlung im Hotel „Hähnchen“ an der Hauptstraße (jetzt Hausnummern 70 und 72) fanden sich 30 hilfsbereite Männer, meistens Handwerker, zusammen und erklärten, freiwillig den Feuerschutz zu übernehmen. Erster Brandmeister war der Meckenheimer Brauereibesitzer Josef Kreisel. Als Gerätehaus diente zu dieser Zeit ein Gebäude in der Grabenstraße.

In dem neuen LF10 steckt viel Technik, die Feuerwehrmann Luis Schänzer bei der Einsegnung zeigte.
Copyright: Gabriele von Törne
Die Übungen mit den vorhandenen Geräten, unter anderem eine Handdruckspritze, wurden noch in zivilen Anzügen absolviert. Bis zur Verlegung einer Wasserleitung in Meckenheim im Jahre 1911 bestand die Ausrüstung der Wehr im Großen und Ganzen aus einer Saug- und Druckspritze. Das Löschwasser wurde mit Eimern aus der Swist entnommen und in einer Kette von Mann zu Mann zur Spritze geschafft. Im Jahr 1925 war die Wehr auf 65 Mann herangewachsen. Im August 1932 wurde die Stadt Meckenheim nach Auflösung des Kreises Rheinbach, der seit dem 20. April 1816 bestand, dem Landkreis Bonn zugeordnet. Mit dem preußischen Feuerlöschgesetz vom 15. Dezember 1933 wurden die Feuerwehren als „Zweig der Polizei“ definiert, ihre Aufgabe war nun „staatlicher Auftrag“. Sie waren seitdem straffer organisiert und der Polizei unterstellt.
1933 erhielt die Wehr ihre erste Motorspritze, die noch im Handzug zur Wasserentnahmestelle gezogen wurde. Die zur Alarmierung bisher genutzten Signalhörner wurden 1935 durch eine elektrische Sirene ersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich glücklicherweise einige unverdrossene Wehrmänner zusammen, die auch die notwendigen Gerätschaften organisierten. Die Feuerwehr-Jugendgruppe rief Brandmeister Heinrich Siegberg 1962 ins Leben. Sie war die erste Jugendfeuerwehr im damaligen Landkreis Bonn (heute Rhein-Sieg-Kreis). Im Jahre 1990 verfügte der Meckenheimer Löschzug über sieben Einsatzfahrzeuge, einen Pulverlöschanhänger, Kommandowagen und einen Mannschaftstransportwagen (MTW).
Die Wehr heute
Der Löschzug Meckenheim ist heute hauptsächlich für den Bereich Alt-Meckenheim, Neue Mitte, das Stadtgebiet Meckenheim sowie die A 565 und die A 61 zuständig, bei größeren Einsätzen auch überörtlich für Wachtberg. Löschzugführer ist Brandoberinspektor Thomas Rähse, sein Stellvertreter ist Brandinspektor Adrian Dunkelberg. Das Feuerwehrgerätehaus liegt an der Schützenstraße 10. Die Einsatzfahrzeuge bestehen aus einem erst vor kurzem eingeweihten Kommandowagen (KdoW) sowie einem Einsatzleitwagen (ELW) zur Führung und Koordination von Einsätzen, mit dem Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) wird die Mannschaft zur Einsatzstelle zu befördert. Fahrzeuge zur Brandbekämpfung sind ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20), ein Löschgruppenfahrzeug 20 (LF 20), weiter gibt es ein Hubrettungsfahrzeug DLK (Drehleiter Automatik mit Korb), ein Rettungswagen (RW) wird zur Technischen Hilfeleistung eingesetzt, für den Transport von Ausrüstung und Material bei Einsätzen gibt es einen Gerätewagen Logistik (GW-L).
Aktuell hat der Löschzug Meckenheim 46 Aktive, darunter drei Frauen, die bis Ende Mai zu 141 Einsätzen ausrückten. Die gesamte Meckenheimer Feuerwehr umfasst mit den Ortsteilen 126 Aktive, davon sind 13 Frauen. Im Januar wurde eine neue Leistungsgruppe für Jugendliche ab 14 Jahre ins Leben gerufen.
Das Jubiläumsprogramm: Der Festkommers beginnt am Freitag, 13. Juni, 19 Uhr, in der Meckenheimer Jungholzhalle mit einem musikalischen Auftakt des Musikzuges des Stadtsoldaten-Corps 1868 Meckenheim, Kommandant Peter Klee wird die Gäste begrüßen und die Festredner vorstellen, es folgen Grußworte von Brandoberinspektor Thomas Rähse, der Einheitsführer der Meckenheimer Löschgruppe ist, sowie von Bürgermeister Holger Jung als Schirmherrn der Veranstaltung. Weitere Redner sind Feuerwehrchef Günter Wiegershaus und Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. Die Gäste werden unterhalten vom Musikzug der Stadtsoldaten und „Lieselotte Lotterlappen“ (Joachim Jung). Das Jubiläumsfest geht weiter mit einem musikalischen Abend am Samstag, 14. Juni, 19 Uhr in der Jungholzhalle.