Eiserne Hochzeit in MeckenheimFür jedes gemeinsame Jahr eine gelbe Rose für Gertrud

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Die Meckenheimer Gertrud und Wilfried Lütke feierten im Februar 2024 ihre eiserne Hochzeit.

Die Meckenheimer Gertrud und Wilfried Lütke feierten im Februar 2024 ihre eiserne Hochzeit.

In Meckenheim wurde die eiserne Hochzeit von Gertrud und Wilfried Lütke gefeiert.

Bereits seit 65 Jahren sind Gertrud und Wilfried Lütke gemeinsam unterwegs. In der vergangenen Woche feierten sie in Meckenheim das besondere Fest ihrer eisernen Hochzeit. An ihrem Ehrentag – die standesamtliche Hochzeit war am 6. Februar – öffneten die zwei Nordlichter zahlreiche Gratulationsbriefe, darunter einen der Pfarrerinnen Ingeborg Dahl und Iris Gronbach von der evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim. Besonders geehrt fühlten sich die Urgroßeltern über den Besuch von Bürgermeister Holger Jung, der viel Zeit mitgebracht hatte: „Das war sehr schön.“

In einem selber verfassten Gedicht sprachen der jüngste Sohn Niels (58 Jahre) und seine Frau Monika die Liebe ihrer Eltern zueinander an: „Die Liebe, die euch beide vereint, spürt man, denn jedes Wort ist gut gemeint.“

65 gelbe Rosen von einem Meckenheimer Bauern

In Erinnerung an die kirchliche Hochzeit am 7. Februar 1959 schenkte Wilfried Lütke seiner Frau Gertrud 65 gelbe Rosen von einem Meckenheimer Bauern. Damals habe er ihr – mehr aus der Not heraus – einen schön gebundenen Hochzeitsstrauß aus Rosen derselben Farbe überreicht, erzählte er, obgleich seine Frau eigentlich lieber rote Rosen mag. „In Wilhelmshaven gab es aber damals im Februar keine roten Rosen.“ Durch den sonnigen Gruß mitten im Winter kamen die Erinnerungen an vergangene Zeiten, zum Beispiel das Kennenlernen auf einem Polterabend am 20. Januar 1956 in Wilhelmshaven, wieder hoch. In der Stadt an der Nordwestküste des Jadebusen ist Gertrud Lütke, die damals noch Baumgarten hieß, geboren und aufgewachsen. In jener Zeit war sie Schülerin an einer privaten Haushaltsschule.

Wilfried Lütke war als elfjähriges Flüchtlingskind 1946 mit seiner Mutter in der norddeutschen Marine- und Hafenstadt angekommen, sein Vater war und blieb vermisst. Am Tag des Polterabends seiner Kollegin Jenny, die auch die Nachbarin seiner zukünftigen Frau war, lernte Wilfried Lütke fleißig zwei Häuser weiter für seine anstehende Abschlussprüfung zum Großhandel- und Exportkaufmann. Am Abend besuchte er den Polterabend, wo er seine Herzensdame zum ersten Mal sah und sich sofort verliebte: „Mir gefiel das ganze Mädchen.“

Auch die junge Frau war angetan und stieß mit ihm gerne und gleich „mit Küsschen“ auf ihren 18. Geburtstag an. „Ich mochte alles an ihm“, erinnerte sich die heute 86-Jährige. Doch als er sie nach Hause begleiten wollte, lehnte sie zu seiner Enttäuschung ab, mit den Worten: „Das brauchst du nicht, ich wohne gleich nebenan!“ Zeit zum persönlichen Austausch blieb den jungen Leuten jedoch reichlich, denn in den darauffolgenden Wochen und Monaten sahen sie sich regelmäßig an den Wochenenden.

Verlobung an Pfingsten 1957

Die Verlobung wurde Pfingsten 1957 gefeiert, zwei Jahre später wurde geheiratet: Am 6. Februar standesamtlich im Trauzimmer des Rathauses in Wilhelmshaven, einen Tag später kirchlich in der evangelischen Banter Kirche. Das weiße Kleid habe ihr die Schwiegermutter damals selber genäht, erinnerte sich Gertrud Lütke. Ehemann Wilfried fügte an: „Um drei Kinder über die Runden zu bringen, hatte meine Mutter angefangen zu schneidern.“

Die erste gemeinsame Wohnung in Wilhelmshaven bestand aus einem großen Zimmer, in dem die frischgebackene Braut ihre erste Suppe mit dem Gemüse aus dem Garten ihres Vaters kochte. Leider hatte sie zu viel Salz verwendet und das Gericht war ungenießbar: „Die ersten drei Löffel habe ich gegessen, aber dann ging es nicht mehr“, sagte der 88-Jährige lächelnd.

Umzug nach Bonn und nach Meckenheim

Im August 1966 zog die auf inzwischen drei Kinder Uwe, Gabriele und Niels angewachsene Familie nach Bonn-Lengsdorf. Wilfried Lütke arbeitete damals als Soldat auf der Hardthöhe. Pensioniert wurde er als Kapitänleutnant. Seine Frau Gertrud arbeitet bis 1998 als Telefonistin im Bundeswehrverband. Die Suche nach einer größeren Wohnung führte das Paar nach Meckenheim. 1979 zogen sie dort ins eigene Heim, in dem sie bis heute glücklich sind. Das gemeinsame Hobby der Jubilare ist das Reisen.

Von ihren Streifzügen durch Europa und Amerika brachten sie sich viele Andenken mit, auch eine Fingerhutsammlung. Die kleinen Andenken stehen in einem Setzkasten, den Wilfried Lütke selber gebaut hat; er beschäftigte sich früher gerne mit Holzarbeiten. Bis heute strickt Gertrud Lütke Anziehsachen für ihre große Familie, zu der sieben Enkel – Christian, Katharina, Alexander, Tobias, Daniel, Sarah und Dominik – und vier Urenkel gehören.

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