Stiftungsvorstand ist fassungslosMehr als 1000 gespendete Bäume in Meckenheim abgeholzt

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Norbert Schaffrath zeigt das leere Feld am Rande des Kottenforstes.

Norbert Schaffrath zeigt das leere Feld am Rande des Kottenforstes.

Nach einer Mulchaktion ragen auf dem Feld parallel zur L 261 nur noch einzelne abgeholzte Stämmchen aus dem Boden.

Norbert Schaffrath ist ein Naturmensch. Auch deshalb schmerzt es den Meckenheimer Unternehmer so arg, dass die 1280 Bäume in seinem „Zukunftswald“, gepflanzt im Jahre 2020 am Rande des Kottenforstes, gerade einmal drei Jahre Zeit hatten, zu wachsen. Denn auf dem riesigen Feld parallel zur L 261 ragen nach einer Mulchaktion nur noch einzelne abgeholzte Stämmchen aus dem schlammigen Boden. Übrig geblieben sind zwei Julen, Ansitzstangen für Greifvögel. Der Wald endete im Mulcher. „Ich bin fassungslos“, sagt Schaffrath.

Am 6. November des vergangenen Jahres sei er von einem Freund angerufen worden, der Wald sei weg. „Ich bin sofort hingefahren“, erinnert sich Schaffrath. Denn dieses Wäldchen auf der 7,2 Hektar großen Fläche sollte etwas Besonderes sein. 1280 Zukunftsbäume hatte seine Stiftung DKD Deutsche Kinderdirekthilfe mit Sitz in Meckenheim ausgesucht, erworben und mit Hilfe der Stadt und der Baumschule Ley auf dem städtischen Gelände angepflanzt. Die Stiftung DKD Deutsche Kinderdirekthilfe Meckenheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligte Kinder und Jugendliche in vielfältiger Weise zu unterstützen.

Kinder sollten in dem Wald einen Bezug zur Natur bekommen

Nur noch Teile sind übrig von den vier bis fünf Meter hohen Bäumen.

Nur noch Teile sind übrig von den vier bis fünf Meter hohen Bäumen.

„Das war eine Win-win-Situation für die Stadt“, erklärt Schwiegersohn Fabian Gittek. Die Stadt hätte die Ausgleichsfläche bepflanzen müssen, und dies hatte eben Schaffraths Stiftung übernommen. Das ermöglichte ihm auch, zu entscheiden, was gepflanzt wird: Er entschied sich für jeweils 100 Ahornbäume, Erlen, Hainbuchen, Buchen, Lärchen, Pappeln und Douglasien, Ulmen, Linden und 120 Eichen. „Das ist schon ein längerer Prozess“, erklärt Schaffrath, „wir haben und von Biologen beraten lassen und die Pflanzen sorgfältig ausgesucht. Das pflanzt man nicht mal so eben“, sagt der Unternehmer. Es wollte auch wohlüberlegt sein, wie man pflanzt, damit sich das Wild verstecken kann. „Es sollte ein hochwertiger Wald mit Klimabäumen sein, ein Rückzugsort für Tiere und ein Erlebnisraum für Kinder“, so Schaffrath.

Darauf lag sein Hauptaugenmerk: Kinder aus benachteiligten Familien sollten hier einen Bezug zur Natur bekommen, es sollten Ausflüge organisiert und eine Art Naturerlebnispädagogik angeboten werden. Ursprünglich war auch geplant, dass gut 400 Meckenheimer Kinder an der Pflanzaktion teilhaben sollten, aber die Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. So halfen die Baumschule Ley und Mitarbeiter der Stadt 2020 dabei, die Setzlinge in den Boden zu bringen.

Stadt Meckenheim hat neue Sämlinge gekauft

Christoph Dirksen mit Sämling.

Christoph Dirksen mit Sämling.

Auch Privatpersonen hatten Bäumchen gespendet. „Manche kamen an den heißen Tagen im Sommer mit einer Gießkanne und haben ihre Bäumchen gewässert“, weiß Schaffrath.

Er selbst hat Tankwagen geschickt. Zweimal wurden die Bäume mit je 50.000 Liter Wasser versorgt. „Wir hatten einen Anwuchs von 100 Prozent“, erläutert Christoph Dirksen, Mitglied der Geschäftsführung der Baumschule Ley. Er hat zum Ortstermin Anschauungsmaterial mitgebracht: Einen Sämling, vielleicht 50 Zentimeter lang, und ein gut vier Meter hohes Bäumchen. Der Sämling steht für die Größe der Bäumchen, die 2020 gepflanzt worden sind, der Baum für deren aktuelle Größe. Wolle man die Pflanzung so ersetzen, wie sie zuletzt war, sei das sehr aufwendig und teuer, erklärt Dirksen. Außerdem brauche jeder Baum einen Pfahl, damit er stabil steht.

Die Stadt hat bereits neue Sämlinge gekauft, bestätigt Pressesprecherin Marion Lübbehüsen auf Anfrage. Die sollen auch zeitnah gepflanzt werden, schließlich ist dies eine städtische Ausgleichsfläche für den Unternehmerpark nebenan. Ob es noch einen Rechtsstreit über die Schadensersatzfrage gibt, wird sich zeigen. Die Stadt habe ihren Auftrag, Gelände um die Pflanzung herum zu mulchen, „konkret beschrieben“ und an eine Fremdfirma übergeben. Um solch einen Auftrag zu begleiten, fehle das Personal. Die Firma sieht das offenbar anders.

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