Komplimente vom KomponistenMeckenheimer Chöre singen im Musical „Bethlehem“

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Eine besondere Chorprobe in der Meckenheimer Friedenskirche: Zwei Chöre der evangelischen Kirche Meckenheim proben das Musical "Bethlehem" mit dem Komponisten Dieter Falk (auf dem Stuhl rechts).

Eine besondere Chorprobe in der Meckenheimer Friedenskirche: Zwei Chöre der evangelischen Kirche proben das Musical 'Bethlehem' mit dem Komponisten Dieter Falk (auf dem Stuhl rechts).

Als Teil von rund 3000 Stimmen treten der Jugendchor der evangelischen Gemeinde Meckenheim und die „CrossSongs“  am 16. Dezember in einer riesigen Musical-Produktion im PSD Bank Dome in Düsseldorf auf.

„Was soll ich sagen, ich bin echt geflasht!“ Das Lob über die gesanglichen Fähigkeiten der 45 Chorsänger im Alter zwischen zwölf und 80 Jahren kam aus berufenem Munde und auch recht schnell, nämlich von Komponist Dieter Falk persönlich und zum ersten Mal bereits nach rund zehn Minuten Probe: „Das sage ich nicht jedem: Von allen Chören seid Ihr der beste.“

Der vielfach ausgezeichnete Musikproduzent hat mit Unterstützung seines Sohnes Paul das Bühnen-Musical „Bethlehem“ komponiert, die Texte stammen von Michael Kunze. An der Uraufführung in Düsseldorf Mitte Dezember sind auch zwei Vokalensembles der evangelischen Kirche Meckenheim um Kantor Maximilian Friedrich beteiligt. Um einen Eindruck vom Können der Mitwirkenden zu erhalten, hatte Falk einige der teilnehmenden Chöre besucht.

Zum Abschluss schaute er nun in Meckenheim vorbei. Bei der gemeinsamen Probe nahm der 63-Jährige den führenden Platz am Keyboard ein. Maximilian Friedrich, der bei Falk studiert und schon mit ihm zusammengearbeitet hat, zeigte sich „mega stolz“. 2020 hatten sich die Chormitglieder zum ersten Mal auf ihren Auftritt vor Tausenden Zuschauern vorbereitet, wegen der Pandemie musste die Aufführung jedoch sowohl vor drei Jahren als auch in den zwei Folgejahren verschoben werden.

Bald ist es jedoch soweit: Als Teil von rund 3000 Stimmen werden sie am 16. Dezember im PSD Bank Dome Düsseldorf auftreten; die Multifunktionshalle im nördlichen Stadtteil Rath fasst knapp 15 000 Besucher. Veranstalter des groß angelegten Weihnachtsmusicals ist die „Stiftung Creative Kirche“, Kooperationspartnerin die Evangelische Kirche im Rheinland. Unterstützt werden die Sänger von einer 15 Musiker starken Band sowie einem großen Orchester mit einer Rhythmusgruppe und elektronischen Instrumenten. Neun Profidarsteller spielen die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu, den drei Weisen auf ihrer Suche nach einem König und von Herodes, in dessen Regierungszeit die Geburt Jesu datiert wird.

Von Dieter Falk wurde die bekannte Handlung mit Gospelmusik, sinfonischen und rockigen Klängen, Balladen und Jazztiteln zeitgemäß musikalisch umgesetzt. Auch vertraute Zitate von bekannten Weihnachtsliedern zog er in die Partitur ein. Herzstück der Inszenierung sind natürlich die Vokalisten: „Das ist der größte Gospelchor, den Deutschland jemals gesehen hat“, so Dieter Falk gegenüber der Rundschau. Der 20-jährige Joshua Herr ist begeistert: „Das gibt es nicht alle Tage, dass wir mit so vielen Leuten zusammen singen.“

Die enorme Größe des Projekts war den Sängern zum ersten Mal bei einer Auftaktprobe im September bewusst geworden, sagten sie, als sie mit dem gesamten Projektchor in der Essener Grugahalle sangen. „Wir saßen dort auch neben Sängern, die wir gar nicht kannten.“ Bereits bei dieser Gelegenheit hatten sie das Gefühl, „richtig gut zu sein“, sagten sie selbstbewusst, Chorleiter Maximilian Friedrich habe einen sehr guten Blick für kritische Stellen: „Max hat uns gut auf das vorbereitet, was kommen könnte“, stellte Leonie Gahre (21 Jahre) fest und sprach damit für ihre Mitstreiter.

Das Schöne an dem Musical sei, so die Sänger, dass viele klassische Stücke mit einem anderen Text verarbeitet worden seien. Eine Art Liebeserklärung an ihr Kind sei zum Beispiel das „Wiegenlied“ Marias, in dem es sinngemäß hieße: „Egal, was du später einmal machen wirst, du bist immer mein Kind.“ Für Sopranistin Barbara Rempel war dieser Titel „Jedes Kind gibt Hoffnung“ ein „Gänsehautmoment“. Die Stücke seien eingängig, zeitkritisch und gingen ins Ohr, findet die Meckenheimerin: „Die Lieder singen sich schön.“ Historie und Zeitgeschehen, wie die Probleme der Flüchtlinge, seien auf eine berührende Art verbunden, ergänzte Lilo Hehn-Rieck.

Abschlussfoto einer besonderes Chorprobe in der Meckenheimer Friedenskirche: Zwei Chöre der evangelischen Kirche Meckenheim proben das Musical "Bethlehem" mit dem Komponisten Dieter Falk (2.v.r. ganz vorne und Maximilian Friedrich (rechts daneben), Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde.

Abschlussfoto einer besonderes Chorprobe in der Meckenheimer Friedenskirche: Zwei Chöre der evangelischen Kirche Meckenheim proben das Musical 'Bethlehem' mit dem Komponisten Dieter Falk (2.v.r. ganz vorne und Maximilian Friedrich (rechts daneben), Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde.

„Beim Song Bethlehem merkte man die Stimmgewalt“, stellten die Teilnehmenden fest und fügten in Erinnerung an die Probe in Essen hinzu: „Als das Wort „Bethlehem„ durch die Halle tönte, war das ein ergreifender Moment.“ Im Bethlehem von heute beginnt denn auch die Geschichte des Musicals. Deutlich wird: In der Stadt im Westjordanland, die Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen heilig ist, sind Hass und Gewalt ein Problem: „Man muss zum Ort, durch eine Mauer gehen, Check-Point ist dort, wo die Soldaten stehn.“. Aktuelle Bezüge liefert der Titel „Menschen in Not“, bei dem wie einst Maria und Josef Geflüchtete vor verschlossenen Türen stehen.

So heißt es: „Für euch ist hier kein Platz, verpisst euch aus der Stadt.“ Türen öffnen sich schließlich durch Gottes Hilfe. Das neue „gospelige“ Weihnachtsmusical sei „großes Kino für die Ohren“, sagte Komponist Dieter Falk im Gespräch mit der Rundschau. Es biete die Möglichkeit, „einen fröhlichen Abend zu erleben, der „nicht geprägt sei von dem Weihnachtsstress, der uns normalerweise alle erfasst“. Locker und spannungsfrei ging es auf jeden Fall während der Probe zu, bei der viel gescherzt und erzählt, erklärt und natürlich gesungen wurde.

Mit der Sogkraft eines Wirbelwindes stieg der quirlige Komponist Falk nach den Aufwärm-Übungen mitten ins Stück ein – und schnell wurde jedem klar: Von diesem Musiker kann jeder noch etwas lernen. Scheinbar nonchalant flocht Falk kurze Erklärungen zwischen den Liedern ein, feilte hier ein wenig an Rhythmus, dort am Einsatz, an der Lautstärke oder der Bewegung: „Bei der Gospelwippe immer mit dem rechten Fuß anfangen“ und „nicht mit der ganzen Hand klatschen, sondern nur mit zwei Fingern.“

Gleichzeitig forderte er auf, Fragen zu stellen und sicherte für den Konzertauftritt am 16. Dezember in Düsseldorf die Hilfe von Monitor-Boxen zu: „Ihr werdet genug hören, um euch zu orientieren.“ Die schwarze Kleidung der Auftretenden mache Sinn, da das Licht der Scheinwerfer auf Schwarz „besser wirke“. Die Profi-Schauspieler seien stets für eine Überraschung gut, versprach Falk, und nicht in historische Kostüme gekleidet. Die drei Weisen aus dem Morgenland etwa trügen Jogginghosen: „Die müssen richtig viel rumlaufen und tanzen.“

Mit dem hoffnungsfrohen Titel „Freue dich Welt“, in dem die Geburt Jesu gefeiert wird, endete eine als lebendig und fröhlich empfundenen Probe: „Sagt der ganzen Welt, es ist geschehen: Gott hat seinen Sohn herabgesandt, diese Welt wird nicht zugrunde gehen.“ Nach der Uraufführung in Düsseldorf plant Dieter Falk mit dem Musical „Bethlehem“ zweieinhalb Jahre auf Tournee gehen und in neun Städten aufzutreten.

Für die Nachmittagsvorstellung in Düsseldorf am Samstag, 16. Dezember, 14 Uhr gibt es noch Karten.

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