Kalte DuscheSauna in Meckenheim wird geschlossen

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Ein Mann sitzt mit einem Handtuch um die Hüften in einer Sauna.

Zum Jahresende wird die Sauna in Meckenheim geschlossen.

Jetzt also doch: Die öffentliche Sauna in Meckenheim wird zum Jahreswechsel geschlossen. Das entscheid der Stadtrat überraschend am Mittwochabend.

Wer in Meckenheim noch einmal bei einem heißen Aufguss in der Sauna des städtischen Hallenbades schwitzen möchte, der muss sich sputen. Denn nach dem Mehrheitsbeschluss des Rates am Mittwochabend wird die Schwitzbude zum Jahresende geschlossen. Das war eine handfeste Überraschung in der Sitzung, die Entscheidung fiel erst nach zwei Sitzungsunterbrechungen gegen die Stimmen der CDU. Damit haben sich letztlich die Grünen mit ihrem Sparvorschlag durchgesetzt.

Eigentlich sollte es darum gehen, die Eintrittspreise anzupassen und für die Eintrittskarte für die Sauna von 9 auf 14 Euro zu erhöhen. Aber die Fraktionen rieben sich extrem an der von der Verwaltung vorgelegten Kostenanalyse für die Saunanutzung. Demnach liegt der aktuelle Grad der Kostendeckung für die Sauna bei 17 Prozent, der kostendeckende  Eintrittspreis für die Sauna müsste pro Nutzer 82 Euro betragen. Zu viel, fand die UWG, und beantragte, die Sauna zum Jahresende dichtzumachen.

Der Weiterbetrieb macht keinen Sinn

Für Bürgermeister Holger Jung kam das überraschend, er erinnerte daran, dass doch die Arbeitsgemeinschaft Konsolidierung doch Vorschläge erarbeiten soll, wie der Haushalt und damit die Bürger entlastet werden können. Aber auch für Stefan Pohl (SPD) war es „nicht zielführend, die Eintrittspreise nur minimal zu erhöhen, es ist eigentlich besser, sie zu schließen“. Bei Kosten von 82 Euro pro Nutzer habe die Sauna keine Zukunft.

Der Bürgermeister darauf: Im Fachausschuss sei die Entscheidung Ende November einstimmig für die Preiserhöhung gefallen, und man solle dem Gremium auch folgen, „sonst brauchen wir keine Fachausschüsse mehr“.Hans-Erich Jonen (UWG) konterte: „Wenn wir keine eigene Meinung dazu haben dürfen, brauchen wir keinen Stadtrat mehr.“ Der Weiterbetrieb mache keinen Sinn.

Die Sitzung wurde unterbrochen, die Fraktionen debattierten. Am Ende schlossen sich auch die Bürger für Meckenheim  sich der UWG-Meinung an. Holger Jung fand das alles „mehr als abenteuerlich“. Conny Lawenstein (CDU) reagierte sauer: „Dann können wir die Arbeit in den Ausschüssen einstellen. Wir stoßen 4000 Badbesuchern vor den Kopf, nur weil man hier ein bisschen Straßenpolitik betreibt.“

Votum war eindeutig

Auch der CDU sei der Pro-Kopf-Zuschuss pro Saunanutzer zu hoch, betonte Fraktionschef Joachim Kühlwetter, „dennoch wollen wir die Schleife über die Arbeitsgemeinschaft Konsolidierung nehmen“. Fraktionskollege Martin Leupold machte deutlich, es schlügen zwei Herzen in seiner Brust: „Wir müssen auch die Schwimmbad- und die Saunafreunde unterstützen. Wir wollen doch, dass Schwimmbäder erhalten udn Menschen gesund  bleiben.“

War die Abstimmung über den Erhalt der Sauna im April noch knapp ausgefallen, war das Votum diesmal ganz deutlich: 23 Mandatsträger von Grünen, SPD, BfM, UWF und FDP stimmten für die Schließung, 16 dagegen, einer enthielt sich.

Entsetzt reagiert der Förderverein des Hallenfreizeitbads Meckenheim. „Hier wird ein Freizeitangebot, das tausendfach genutzt wurde, unwiederbringlich zerstört“, sagt Vorsitzender Reinhold Poloczek. Die Ersparnis werde dabei keineswegs 82 Euro mal 3000 oder 4000  Besucher betragen, „das ist eine Milchmädchenrechnung. Die in der Öffentlichkeit genannte Zahl ist völlig absurd.“ Das Personal habe bisher die Sauna mitbetreut, hier sei nicht mit einer Reduzierung zu rechnen. „Eigentlich geht es allein um die Stromkosten, und über deren Höhe habe ich noch keine schlüssige Zahl gesehen, aber nach meinen Informationen liegen die bei 12 bis 15 Tausend Euro.“ Zu bedenken sei auch der Wegfall der Eintrittsgelder in Höhe von ca 50.000 Euro, die Saunagäste zahlen.

Wir fühlen uns von den Befürwortern der Schließung verschaukelt und sind sehr enttäuscht
Reinhold Poloczek, Vorsitzender des Fördervereins des Hallenfreizeitbads Meckenheim

Der Förderverein habe wiederholt alle Fraktionen angeschrieben und auch eingeladen, die Sauna einmal gemeinsam zu besichtigen; „darauf haben wir nur von einigen Fraktionen überhaupt eine Antwort bekommen, informiert der Vorsitzende. Hier wurde also über etwas entschieden, was man möglicherweise noch nie gesehen hat.“

Poloczek: „Wir fühlen uns von den Befürwortern der Schließung verschaukelt und sind sehr enttäuscht.“ Die Saunagäste müssten nun in umliegende Gemeinden fahren, wo die Saunen – mit einem anderen Konzept betrieben – sehr viel teurer seien. „Ob die Fahrerei oder die Einrichtung von Privatsaunen in Häusern wirklich im Sinne des Umweltschutzes sind, diese Frage darf man auch stellen.“

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