Museum KönigAls in Deutschland noch Krokodile lebten

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Das Museum Koenig hat die Exponate aus der Grube Messel verbunden mit den eigenen ausgestopften Tieren. So können die Ausstellungsbesucher Ähnlichkeiten zwischen Urtieren und den heute lebenden  anschaulich nachvollziehen (oben). Fledermäuse und ihre Vorfahren (u. l.)  sind ebenso zu sehen wie das Messel-Krokodil,  dessen Skelett fünf Meter misst.

Das Museum Koenig hat die Exponate aus der Grube Messel verbunden mit den eigenen ausgestopften Tieren. So können die Ausstellungsbesucher Ähnlichkeiten zwischen Urtieren und den heute lebenden  anschaulich nachvollziehen (oben). Fledermäuse und ihre Vorfahren (u. l.)  sind ebenso zu sehen wie das Messel-Krokodil,  dessen Skelett fünf Meter misst.

Bonn – Die Grube Messel war und ist ein Glücksfall für Geologen und Forscher der Urzeit, für Bonn ist sie es nun auch. Das Museum Koenig stellt bis Mitte des Jahres 125 Exponate aus dem Museum im Landkreis Darmstadt aus, weil das dortige Haus umfangreich saniert werden muss. Für Besucher der Sonderausstellung „Willkommen aus der Urzeit“ bedeutet das Einblicke in eine einzigartige Welt, die vor etwa 50 Millionen Jahren in unseren Breitengraden alltägliches Leben war. Die durchschnittliche Jahrestemperatur lag damals etwa bei 20 Grad, im Rhein lebten acht verschiedene Krokodile und das Meer begann am Ende der Kölner Bucht.

Dort wo das Seebecken Messel heute liegt, füllte sich ein tiefer Spalt mit heißer Lava bei einem Vulkanausbruch. Viele Tiere starben zwar dadurch, aber sie wurden auch konserviert für die Ewigkeit, bis Wissenschaftler sie fanden, ihre Skelette in Harz gossen und so für die Ansicht präparierten. Diese Form der Aufbereitung, die Schwierigkeiten nach dem Fund schnell die Haltbarmachung einzuleiten, bevor die Knochenreste an der Luft zerfallen, dokumentiert die Ausstellung mit Filmen und anhand von Exponaten.

Das Herzstück aber sind die Skelette, denen das Museum Koenig aus seinem Fundus ausgestopfte Präparate gegenüber stellt. Da die Forscher aus Messel das Arrangement ihrer Tische selbst übernommen haben, liegen Anschauungsobjekt und Knochengerüst aus Platzgründen manchmal etwas weiter auseinander, aber dieses Problem haben die Pädagogen mit begleitenden Texten und Symbolzeichen gelöst.

Das Darwin'sche Prinzip „survival of the fittest“ ist an so vielen Stellen begreif- und erlebbar. Das Urpferdchen – nicht größer als ein Hund –, das mit Fötus der Lava zum Opfer gefallen ist, der Urtapir, Formicium giganteum, die Riesenameise, von beachtlicher Größe oder das Messel-Krokodil von fünf Meter Länge: Sie haben die Verschiebung der Kontinente, die Veränderung des Klimas nicht in ihrer Form überlebt. Mutationen fanden Nischen, überlebten. Ein otter

ähnliches Urtier gab es, dessen Nachfahren (die Fischotter) bis heute in Europa existieren.

„Es muss ein tropenähnliches Klima wie heute in Südamerika gewesen sein, in dem diese Tiere damals gelebt haben“, erklärt die Pressesprecherin des Museums Koenig, Sabine Heine. Die Biologin sagt, dass es darauf ankam, „wie flexibel die Nische ist“. Viele Vögel hätten die Veränderungen beispielsweise verkraftet. „Manche Fledermäuse sind so weit entwickelt, dass man sie für moderne Tiere halten könnte. Andere Gruppen hatten bis heute noch eine lange Entwicklung vor sich“, beschreibt Professor em. Wighart von Koenigswald. Der Paläontologe vom Bonner Steinmann-Institut hat auch die Einführungsveranstaltung zur Ausstellung abgehalten.

An manchen Objekten wie einigen Fröschen können die Forscher genau ablesen, wie die Muskelstränge verliefen. So können sie Rückschlüsse auf die Veränderungen über eine lange Zeitspanne untersuchen. Für die Besucher mögen die in flagranti vom heißen Maar erwischten Schildkröten interessanter sein.

All das ist umrahmt von bewegten Bildern an den Wänden, die eine Dschungelatmosphäre erzeugen. So wie sie vor Abermillionen Jahren wohl bestanden haben muss.

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